30. April 2025

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60-Prozent-Quote: Schweiz ist Europameisterin bei Abschiebungen

 

Während in der EU die Rückführungen von abgelehnten Asylsuchenden stockt, erreicht die Schweiz mit 60 Prozent Spitzenwerte. Ein Blick auf die Statistiken.

 

Darum gehts

  • Wie in Europa gehen auch in der Schweiz die Asylgesuche 2025 deutlich zurück.
  • Im März wurden in der Schweiz 23 Prozent weniger Gesuche gestellt als im Vorjahresmonat.
  • Im EU-Vergleich hat die Schweiz eine tiefere Anerkennungsquote der Asylbewerber.
  • Dafür ist die Rückführungsquote in der Schweiz fast dreimal so hoch wie in der EU.

Während rechte Parteien in Europa den Rückgang irregulärer Migration als Erfolg feiern, verzeichnet auch die Schweiz deutlich weniger Asylgesuche. Doch wie sieht die Lage im europäischen Vergleich aus?

Ein Blick auf Zahlen und Fakten zeigt, wo die Schweiz steht – und worin sie sich unterscheidet.

Gemäss der Asylstatistik 2024 des Staatssekretarirats für Migration befanden sich in der Schweiz Ende 2024 226'707 Menschen im Asylbereich. Den grössten Teil machen anerkannte Flüchtlinge und Menschen mit dem Schutzstatus S aus.
Gemäss der Asylstatistik 2024 des Staatssekretarirats für Migration befanden sich in der Schweiz Ende 2024 226’707 Menschen im Asylbereich. Den grössten Teil machen anerkannte Flüchtlinge und Menschen mit dem Schutzstatus S aus.

Grafik: 20min

Asylgesuche

Schweiz

Laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) wurden im März 2025 insgesamt 1’829 neue Asylgesuche gestellt – das sind 23  Prozent weniger als im Vorjahresmonat mit 2’383 Gesuchen. Im Gesamtjahr 2024 registrierte die Schweiz 27’740 Gesuche, ein Rückgang von 8,2  Prozent gegenüber 2023.

 

 

Vergleich zur EU

In den 27 EU-Mitgliedstaaten wurden im Jahr 2024 über eine Million Asylanträge registriert. In den ersten drei Monaten 2025 sind die irregulären Grenzübertritte in die EU um 30 Prozent gesunken.

 

Woher kommen die Asylsuchenden?

Die fünf Nationalitäten, aus denen 2024 am meisten Menschen in der Schweiz ein Asylgesuch stellten.

Quelle: SEM, Grafik: 20 Minuten

Anerkennungsquote

Schweiz

Die sogenannte Anerkennungsquote – also der Prozentsatz der Fälle, in denen Asylbewerber tatsächlich auch Asyl bekamen – lag 2024 bei 34,6 Prozent der Asylgesuche. In der EU lag diese Quote bei 42 Prozent. Die restlichen gut 63 respektive 58 Prozent müssten die Schweiz respektive die EU wieder verlassen. Doch in wie vielen Fällen klappt das tatsächlich?

Wie hoch sind die Rückführquoten? 

Schweiz

Bei den Rückführungsquoten zeigen sich grosse Unterschiede zwischen der Schweiz und der EU: 2023 sind rund 60 Prozent der abgelehnten Asylbewerber sowie weggewiesenen Personen aus dem Ausländerbereich kontrolliert in ihr Herkunftsland oder einen Drittstaat zurückgekehrt – entweder freiwillig oder zwangsweise. Gezählt wurden dabei alle Wegweisungen, die im zentralen Migrationssystem (ZEMIS) erfasst sind. Damit gehört die Schweiz europaweit zu den Ländern mit den höchsten Rückkehrraten.

7’205 Menschen ohne Aufenthaltsrecht haben 2024 die Schweiz effektiv verlassen. Ein Anstieg von knapp 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von diesen Rückführungen erfolgten 4’738 zwangsweise. Die grössten Gruppen stellten dabei Staatsangehörige aus folgenden Ländern:

 

 

Ukrainische Schutzsuchende werden in der Statistik separat erfasst, da sie aufgrund ihres Schutzstatus S nicht zur Rückkehr verpflichtet sind. 2024 kehrten 6’059 Personen freiwillig in die Ukraine zurück – deutlich weniger als 2023 als dies 10’978 Ukrainer taten. Insgesamt haben 13’264 Personen die Schweiz im Jahr 2024 kontrolliert verlassen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum wurden in der Schweiz 27’740 neue Asylgesuche gestellt.

Rückführungen: Vergleich zur EU

Nach Angaben des EU-Statistikamtes Eurostat wurden 2023 von 480’000 ausreisepflichtigen Personen 96’000 tatsächlich zurückgeführt – das entspricht einer Rückführungsquote von nur 20 Prozent. Die Schweiz ist hier mit 60 Prozent deutlich besser unterwegs.

 

Wie viele Menschen bleiben, obwohl sie gehen müssten?

Bleibt die Frage: Was passiert mit den übrigen 40 Prozent? Laut SEM-Sprecherin Magdalena Rast gibt es mehrere Gründe, dass diese Menschen, die das Land eigentlich verlassen müssten, sich noch in der Schweiz aufhalten:

  • Ein Teil reist unkontrolliert aus, ohne sich offiziell abzumelden.
  • Ein anderer Teil befindet sich noch im Rückkehrprozess, etwa weil Identitätspapiere fehlen oder die Ausreise organisiert werden muss.
  • Manche Ausreisen verzögern sich, weil Herkunftsländer nicht kooperieren oder Betroffene nicht mitwirken.
  • Auch gesundheitliche Probleme können eine sofortige Rückkehr verhindern.

Die entsprechenden Personen verbleiben in der Schweiz in Bundesasylzentren oder in den kantonalen Asylzentren, bis eine Rückkehr oder Ausreise möglich ist.

Wie viele Menschen sich zu einem bestimmten Zeitpunkt tatsächlich in der Schweiz befinden, obwohl sie das Land verlassen müssten, ist laut der SEM-Sprecherin schwierig zu sagen. «Das SEM weist die hängigen Fälle in der Rückkehrunterstützung aus. Hierbei handelt es sich um Personen aus dem Asyl- und dem Ausländerbereich, bei denen die Ausreise noch ausstehend ist. Diese Pendenzen waren Ende 2024 mit 4323 leicht höher als im Vorjahr», sagt Rast.

Hierbei sei aber wichtig zu beachten, dass diese Statistik auch Personen enthält, welche nicht weggewiesen wurden, sondern beispielsweise in Erwartung eines negativen Asylentscheids bereits Rückkehrunterstützung in Anspruch nehmen.

 

Wohin gehen die Flüchtenden in der EU?

Die meisten Flüchtenden suchen Schutz in Ländern mit stabilen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen.

 

https://www.20min.ch/story/illegale-migration-in-der-schweiz-nimmt-ab-103329713

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