Auf politischen Wettmärkten wie Polymarket werden inzwischen viele Millionen Dollar auf den Ausgang der US-Wahl gesetzt. Donald Trump scheint dort uneinholbar vor Harris zu liegen. Aber sind Wetten wirklich genauer als Umfragen?
Bastian Brauns berichtet aus Washington
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2024 zwischen Kamala Harris und Donald Trump gewinnen professionelle Wettmärkte zunehmend an Bedeutung. Sowohl was das Volumen betrifft, als auch um die Stimmung der Wähler zu erfassen. Da große Geldbeträge auf dem Spiel stehen, scheinen diese Wettbörsen teils ein ganz anderes – vielleicht sogar schärferes – Bild zu zeigen als klassische Umfragen. Donald Trumps Chancen liegen demzufolge in vielen Schlüsselstaaten deutlich höher als die von Kamala Harris.
Ich habe mit Koleman Strumpf, einem führenden US-Experten für die sogenannten Prognosemärkte, über diesen Trend gesprochen. Wie genau funktionieren diese Börsen und gelingen ihnen möglicherweise wirklich genauere Vorhersagen als wissenschaftliche Umfragen?
t-online: Mister Strumpf, zu dem Trend des diesjährigen US-Wahlkampfes gehört es, politische Wetten über den Ausgang der Entscheidung auf Portalen wie Polymarket oder Predictit abzuschließen. Sportwetten haben eine lange Tradition, aber wie kommt es zu diesem relativ neuen Phänomen?
Koleman Strumpf: Es ist sowohl alt als auch neu. In der modernen Zeit war es in den USA bis 1988 illegal, überhaupt auf Politik zu wetten. Aber selbst, nachdem es schließlich erlaubt wurde, blieben diese Märkte eher klein. Man konnte zunächst nur bis zu 1.000 Dollar einsetzen. Neue Gerichtsurteile haben nun aber zu einem enormen Wachstum dieser Börsen und der Wetteinsätze geführt, insbesondere bei Märkten mit Kryptowährungen. Vor zehn Jahren haben die Leute insgesamt vielleicht Wetten in Höhe von mehreren Millionen Dollar platziert. Jetzt sind es Milliarden von Dollars.