24. November 2024

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Ysop Hyssopus officinalis

 

Der Ysop (Hyssopus officinalis) ist ein in Deutschland relativ häufig anzutreffendes Wildkraut. Die Pflanze, die auch als Bienenkraut oder Eisenkraut bekannt ist, erlebt in den letzten Jahren eine Renaissance als Heil- und Gewürzkraut. Der Lippenblütler enthält viele Wirkstoffe, die vor allem bei Magen- und Kreislaufbeschwerden hilfreich sind. Auch in der Kosmetik- und Parfümindustrie finden die im Ysop enthaltenden Inhaltsstoffe häufig Verwendung.

 

Steckbrief von Ysop
Botanischer Name Hyssopus officinalis
Pflanzenfamilie Lippenblütler
Weitere Namen Duftisoppe, Bienenkraut, Hisopo, Gewürzysop
Aussaatzeit / Pflanzzeit März-April
Blütezeit Juni-September
Erntezeit Juni-August
Standort sonnig; windgeschützt; nährstoffreiche, kalkhaltige und durchlässige Böden
Verwendung als Heilkraut Magen- und Darmerkrankungen, Zahnfleischentzündung, grippale Infekte, Nervosität
Verwendung als Gewürzkraut Saucen, Suppen, Fischgerichte, Wildfleisch, Geflügel

Der Name Ysop

Die Vokabel Ysop stammt ursprünglich aus dem Hebräischen, wurde später als Hyssopus in den lateinischen Wortschatz übernommen, bis sich das Wort Ysop entwickelte, das mit reinigen übersetzt wird1,2. Allerdings wurde Ysop im Gegensatz zu vielen Kräutern, die Saponineenthalten, d.h. Verbindungen, die schaumbildend sind und eine tensidartige Wirkung aufweisen, wie beispielsweise das Seifenkraut, Ringelblume oder die Schlüsselblume, nicht zum Putzen verwendet. Der Name Ysop bezieht sich vielmehr auf die rituelle Reinigung bzw. kam zur Verwendung, um sich von Sünden reinzuwaschen[10].

 

Pflanzenmerkmale und Systematik des Ysops

Herkunft und Vorkommen von Ysop

Der Ysop ist in Süd- und Osteuropa heimisch und wurde schließlich nach Westeuropa eingeschleppt. Er war allerdings schon im frühen Mittelalter bei den Germanen bekannt und wurde dort als Arznei- und Würzkraut verwendet. Die Kräuterkundige Hildegard von Bingen (12. Jahrhundert) erwähnte das Kraut ebenfalls, sprach ihm große Heilkraft zu und baute die Pflanze im klösterlichen Kräutergarten an.

In wilder Landschaft findet man den Ysop vor allem dort, wo trockene, leicht kalkhaltige Böden in sonniger Lage vorkommen.

Systematik von Hyssopus officinalis

Wie viele unserer bekannten Kräuter gehört auch der Ysop zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Der Gattung Ysope (Hyssopus) werden dezeit etwa sechs Arten gezählt. Neben dem hier vorgestellten echten Ysop gibt es noch einige Arten, die vor allem im südlichen und östlichen Russland angetroffen werden.

 

Ysop richtig bestimmen – Merkmale

Im botanischen Sinne zählt die Pflanze zu den Halbsträuchern, da die Sproßachse mit der Zeit verholzt.Ysop ist demnach eine mehrjährige bzw. ausdauernde Pflanze. Das beliebte Würzkraut erreicht in der Regel Wuchshöhen zwischen 50 und 80 cm.

Blätter

Die Blätter des Ysops sind klein, kurz zugespitzt, dunkelgrün und stehen sich gegenständig gegenüber, oder mit den Worten des Arztes und Lexikographen Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796):„mit schlanken, lanzettförmigen, von ganzen, glatten einander gegen über stehenden Blätter“, die von „balsamischen Geruch“ sind4. Die Blattlänge beträgt selten mehr als fünf Zentimeter. Die hohlen, vierkantigen Stängel sind im Gegensatz zu den Blättern mit kurzen Drüsenhaaren besetzt.

Blüten

Die Blüten des Ysops ähneln den Blüten anderen Lippenblütler wie Thymian oder Bohnenkraut. Die Blütezeit des Ysops liegt zwischen Juni und September und sind dem Arzt und Botaniker Krünitz zufolge „den Bienen von großem Nutzen, denn es gibt ihnen Stoff zu Honig“ (Stichwort: Bienenweide). Die Blüten sind blau bis violett und bilden so genannte Scheinähren aus. Meist ist der Ysop an seinen charakteristischen, sehr aromatischen bzw. würzigen Duft zu erkennen.

 

Blüte von Ysop

Die meist purpurnen bis violetten Blüten des Ysops wachsen in traubenartigen Blütenständen

Früchte

Aus den Blüten bzw. aus den Fruchtständen entwickeln sich zur Fruchtreife Nussfrüchte. Jede Nussfrucht ist bis zu 3 mm lang und auffallend bräunlich.

 

Ysop aussäen und pflanzen

Ysop erfreut sich bei vielen Gärtnern und Kräuterliebhabern wachsender Beliebtheit, so dass das die Pflanze mittlerweile häufig kultiviert wird. Der Ysop ist als Kraut relativ anspruchslos, insofern er annähernd die richtigen Standortbedingungen hat. Er liebt sonnig bis vollsonnige Standorte, die windgeschützt sein sollten. Die Böden bzw. die verwendete Erde sollte gut durchlässig, nährstoffreich und etwas kalkreich sein. Dichte bzw. lehmige Böden sollten mit bodenlockernden Substraten wie Quarzsand oder Bims durchmischt werden.

Der Ysop hat keine großen Anforderungen an die Pflege. Insofern die Böden nährstoffreich oder vorgedüngt sind, reichen einige Gaben Kompost über das Jahr verteilt aus. Falls die Böden kalkarm sind, sollte mit etwas Gartenkalk nachgedüngt werden. Insofern der Ysop über mehrere Jahre am selben Standort steht, muss dem Boden jedoch etwas stärkerer Dünger zugeführt werden, da die Pflanze den Boden auf Dauer auszehrt. Da die Stauden frosttolerant sind, können sie im Freien überwintert werden lassen. Allerdings sollte die Pflanze etwa um die Hälfte zurückgeschnitten werden.

Bei der Erstaussaat mit Ysop Samen muss nicht sonderlich viel beachtet werden. Die Samen sollten im Frühjahr zwischen Ende März und Anfang April im Gewächshaus oder auf der Fensterbank vorgezogen werden und gegen Mitte bis Ende Mai in den Kräutergarten gepflanzt werden. Ysop kann auch direkt im Garten ab Anfang Mai ausgesät werden. Die Pflanze ist ein Lichtkeimer, d.h. dass die Samen nur leicht angedrückt werden sollten. Der Abstand zwischen den Pflanzen sollte zwischen 20 und 30 cm liegen.

Die Ernte des Ysops erfolgt zwischen Juni und August. Geerntet werden können die jungen Triebe, die Blätter als auch die Blüten. Falls das Sammelgut nicht frisch verwendet wird, sollten die geernteten Pflanzenteile langsam und schonend getrocknet werden.

Ysop kann auch in der Nähe von Pflanzen gesellt werden, die häufig durch Insektenfraß geschädigt werden. Die Pflanze kann auf natürlichem Wege Schädlinge abwehren. Vor allem Raupen mögen den intensiven Duft nicht.

 

Ysop und dessen Verwendung

Für den Ysop ergeben sich eine Reihe an Möglichkeiten in der Anwendung. Er kann als Küchenkraut für viele Speisen verwendet werden, da sein Aroma vielseitig einsetzbar ist. Auch als Heilkraut oder Duftkraut ist er beliebt.

 

Ysop in der Küche

In der Küche werden sowohl die frischen als auch die getrocknete Ysopblätter verwendet. Geschmacklich sind jedoch frische Kräuter den trockenen vorzuziehen, da sie etwas mehr Aroma und Geschmack haben. Ysop hat einen leicht bitteren, kampferartigen und würzigen Geschmack, der meist an eine Mischung zwischen Oregano, Rosmarin und Salbei erinnert.

Ysop sollte sparsam verwendet werden, da er eine recht starke Note hat. Wichtig ist, dass der Ysop nie mitgekocht wird. Beim starkem Erhitzen werden viele der geschmackstragenden ätherischen Öle nämlich zerstört oder umgebaut. Es empfiehlt sich die Kräuter erst nach dem Kochen dem Gericht zuzuführen und für kurze Zeit einziehen zu lassen.

Ysop-Kräuter eignen sich hervorragend für Salate, Soßen und Suppen. Auch Kartoffelgerichte, Pilzgerichte oder fette Fleischgerichte können durch Ysop eine raffinierte Note erhalten. Häufig wird Ysop für Wildfleisch und Würzkraut für Fischgerichte verwendet.

Ysop harmoniert hervorragend mit Knoblauch und Frühlingszwiebeln, die zusammen beispielsweise auch in selbstgemachter Kräuterbutter oder Würzmisching für Pastarezepte verwenden lassen.

Frauen sollten in der Schwangerschaft jedoch auf Ysop verzichten, da er in hohen Dosen, durch den enthaltenden Stoff Campher, krampffördernd ist.

 

Ysop als Heilkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Ysop wurde in der Vergangenheit für mehrere Beschwerden eingesetzt. Ysop wirkt krampflösend, appetitanregend, schleimlösend, schweißhemmend und verdauungsfördernd. Hildegard von Bingen hatte das Kraut als kraftgebend und reinigend beschrieben. Anwendung findet es heute noch mitunter bei Magen- und Darmstörungen, bei Entzündungen im Zahnfleisch sowie im Mund- und Rachenraum. Ebenso können wohl Beschwerden bei Erkältungskrankheiten, wie Schnupfen oder Husten.

Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Ysop eine häufig verwendete Heilpflanze. Nach dem Kräuterbuch von P.A. Mattioli (16. Jahrhundert) wurde das Kraut gegen Magen- und Darmbeschwerden, gegen Wurmbefall, bei Husten, gegen Epilepsie oder bei Wassersucht verabreicht. Daneben wurde Ysop äußerlich bei Erkrankungen des Auges verschrieben, genau wie mit Ysop Blutungen gestillt und der Befall mit Kopfläusen bzw. Nissen behandelt wurden. Auch spätere Mediziner, Apotheker und Botaniker empfahlen Ysop bei vielerlei Krankheiten:

  • „treibt den Urin, löst den Schleim auf“ – Friedrich Nork, 18423
  • „befördert die Verdauung und treibet die Blähungen“ – Johann Georg Krünitz, 17844
  • ist „den Würmern in den Gedärmen zuwieder“ – Johann Georg Krünitz, 17844
  • „Volksheilmittel bei Leiden der Brustorgane, Katarrhen, feuchtem Asthma“ – Hermann Hager, 18835
  • „belebendes, stärkendes, erregendes Lungenschleimkraut, bei Brustkrampf und Rheumatismen“ – Johann Alfred Ulsamer, 18956

Ysop – in Form des sogenannten „Apotheken-Ysops“7 wurde meist als Sud, in Wein gesotten, als Tee oder als natürliches Pflaster verwendet.

 

Ysop in Kräuterbuch

Beschreibung von Ysop im mittelalterlichen Kräuterbuch

 

Die im Ysop enthaltenden Inhaltsstoffe zeigen antibakterielle, teilweise antivirale und antioxidative Eigenschaften. Verantwortlich hierfür sind vor allem die in den ätherischen Ölen enthaltenden Substanzen sowie einige Gerbsäuren und Flavonoide.

Medizinische wird Ysop heute sowohl in der Naturmedizin als auch konkret in der Homöopathie genutzt. Behandelt werden vor allem die folgenden Krankheiten bzw. Beschwerden:

  • Blasenbeschwerden
  • grippale Infekte
  • Magenkrämpfe
  • Durchfall
  • Blähungen und andere leichtere Verdauungsbeschwerden
  • Kreislaufstärkung

Ysop als Heilkraut wird heute in Form von Tees, Salben oder als Gewürz in Speisen angewendet. Bei der Zubereitung eines Ysop-Tees wird empfohlen, etwa einen gehäuften Teelöffel mit kochendem Wasser zu übergießen. Früher und mitunter auch noch heute werden zudem Weintinkturen angesetzt, die aus Weingeist, Ysop und anderen Kräutern wie Pfefferminze und Wermut bestehen. Diese Tinkturen sollen gegen nervöse Zustände sowie bei Erkältungsbeschwerden helfen.

Einige Quellen berichten allerdings, dass die Anwendung von Ysop als Heilkraut vorsichtig geschehen sollte. Hohe Dosen an Ysop sind giftig. Bei der Anwendung von Kräutern bei sachgemäßer Anwendung geht meist keine Gefahr aus. Besondere Vorsicht ist jedoch bei der Anwendung von Ysop-Ölen ratsam, da diese meist konzentriert vorliegen und hautreizend sein können. Schwangere Frauen, Menschen mit Epilepsie sowie Kleinkinder sollten Ysop nicht verwenden. Auch wenn Ysop schon seit vielen Hundert Jahren angewendet wird, ist das Kraut bisher nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht worden.

 

Ysop Zeichnung

Zeichnung der Pflanzenteile des Ysops

Ysop kaufen – Was gibt es zu beachten?

Ysop gibt es als Pflanze, als Saatgut, als frisches und getrocknetes Gewürzkraut, als Öl sowie als Zusatzstoff in einigen Kosmetikprodukten zu kaufen. Fertige Stauden finden sich mitunter in großen Pflanzencentern. Hier sollten nur Pflanzen erworben werden, bei denen der Stängel schon unterhalb schon etwas verholzt ist. Schädlinge wie Insekten sind meist nicht zu erwarten.

Wer Ysop-Samen sucht, wird bei nahezu allen namhaften Saatgutherstellern fündig. Die Pflanze gilt hier nicht als Rarität und wird entsprechend preiswert angeboten. Die Preise für 100 Samen (ca. 9 bis 10 Gramm Saatgut) liegen bei etwa 2,50 EUR.

Bei vielen Nahrungs- oder Kräuterfachhandlern sowie in einigen Biomärkten kann man getrocknetes Ysop-Pulver kaufen. Die Qualität dieser Kräuter wird als sehr gut eingestuft. Bei unbekannten Marken sollte wie üblich darauf geachtet werden, ob die Kräuter in aromasicheren Verpackungen gelagert werden. Die Preisunterschiede sind meist recht hoch und liegen zwischen 3,50 und 10,00 EUR pro 100 Gramm.

Einige Händler, die sich auf den Vertrieb von ätherischen Ölen spezialisiert haben, bieten zeitweise auch Ysop-Öl an. Preislich werden die Öle zwischen 15 und 25 EUR pro 5 ml angeboten.

 

Quellen

  1. Ulsamer, J. A. (1895): Der gebräuchliche oder echte Ysop (Hyssopus officinalis). IN: Haus-Apotheke. Alterprobte Heilkräuter, die in keiner wohleingerichteten Hausapotheke fehlen sollten. – Fürs Volk gesammelt in Gärten, Wiesen, Feld und Wald von Johann Alfred Ulsamer
  2. Miller, P. (1772): Hyssopus. IN: Philipp Millers Gärtners der preiswürdigen Apotheckergesellschaft in dem botanischen Garten zu Chelsea … Allgemeines Gärtner-Lexicon das ist ausführliche Beschreibung der Geschlechter und Gattungen aller und jeder Pflanzen nach dem neuesten Lehrgebäude des Ritter Linne eingerichtet, worinnen zugleich eine Erklärung aller Botanischen Kunstwörter und eine auf vieljährige Erfahrung gegründete practische Anweisung zum Garten Acker Wein und Holzbau enthalten ist. Mit verschiedenen Kupfern. Zweyter Theil · Band2
  3. Nork, F. (1842): Ysop. IN: Vollständiges hebräisch-chaldäish-rabbinisches Wörterbuch über das alte Testament, die Thargumim, Midraschim und den Talmud
  4. Krünitz, J. G. (1784): Isopp. IN: Oeconomische (Oekonomisch-technologische) Encyclopädie, oder allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirthschaft
  5. Hager, H. (1883): Hyssopus. IN: Handbuch der pharmaceutischen Praxis fuer Apotheker, Aerzte, Droguisten und Medicinalbeamte · Band2
  6. Leunis, J. (1885): Hysoppus, Ysop oder Hysop. IN: Synopsis der drei Naturreiche, Band 2
  7. Bock, H. (1560): Von Heiden Ysop. IN: Kreüter Buch. Darin Underscheid, Würckung und Namen der Kreüter so in Deutschen Landen wachsen. Auch der selbigen eigentlicher Gebrauch inn der Artznei fleissig dargeben
  8. Theodorus, J. | Tabernaemontanus (1591): Vom Ysop. IN: Neuw Kreuterbuch
  9. Döbereiner, J. W. (1842): Herba Hyssopi.IN: Deutsches Apothekerbuch zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbstunterrichte für Apotheker, Droguisten, Aerzte und Medicin-Studirende
  10. Diedrich, J. (1872): Beicht- und Communion-Buch
  11. Mattioli, P. A. (1611): Kräuterbuch

 

https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Ysop.html