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Sinapis alba
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Der Weiße Senf (Sinapis alba) ist eine wichtige Nutzpflanze, die wir vor allem durch unseren Speisesenf kennen. Die scharfschmeckenden Samenkörner der Pflanze bieten, neben dem Braunen Senf, die Grundlage dafür. Der Kreuzblütler ist ein häufig bei uns vorkommendes Wildkraut, dass eine willkommende Abwechslung in der Küche bieten kann.
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Botanischer Name | Sinapis alba |
Pflanzenfamilie | Kreuzblütler |
Weitere Namen | Gelbsend, Echter Senf |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | April |
Blütezeit | Juni bis August |
Erntezeit | Juni bis Oktober |
Standort | sonnig bis halbschattig; mäßig feuchte und eher lehmige Böden |
Verwendung als Heilkraut | Verdauungsbeschwerden, Rheuma, Appetitlosigkeit |
Verwendung als Gewürzkraut | Herstellung von Speisesenf, als Gewürz für Gurken und Gemüse, Suppen |
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Das Wichtigste in Kürze
Kompakte Informationen zum Weißen Senf:
- Weißer Senf wächst oft bis 100 cm, kann aber bis zu 1,40 Meter hoch wachsen
- einjährige Pflanze
- bildet ab Mitte Juni bis Ende August gelbe Blüten aus
- nach der Blüte bildet Weißer Senf Schoten, die weißliche bis hellbraune Senfkörner enthalten
- Blätter und Samen haben einen scharfen, leicht bitteren und typisch senfartigen Geschmack
- sehr gute Küchenpflanze, die u.a. auch für Salate, Kräuterquark und Suppen aber auch zur Herstellung von Senf oder Senfgurken verwendet werden kann
- früher oft genutzte Heilpflanze
- Inhaltsstoffe sind durchblutungsfördernd, antimikrobiell und teilweise schmerzhemmd
- wertvolle Insektenpflanze für Wildbienen und Schwebfliegen
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Weißer Senf erkennen und bestimmen – Merkmale
Weißer Senf erreicht Wuchshöhen zwischen 60 uns 140 cm. Sie ist eine typisch krautige Pflanze, die jedoch nur eine Saison wächst und damit einjährig ist. Im Boden ist der Kreuzblütler durch eine eher dünne und bräunliche Pfahlwurzel verankert, von der aus mehrere feine Seitenwurzeln ausgehen.
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Die Eigenschaften und Merkmale des Weißen Senfs zusammengefasst:
Wuchshöhe | 40 bis 100 cm (selten 140 cm) |
Wuchsform | aufrecht |
Lebensdauer | einjährig |
Blütezeit | Juni bis August |
Wurzel | Pfahlwurzel |
Geruch | kein besonderer Geruch wahrnehmbar |
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Blätter
Die Blätter des Weißen Senfs unterscheiden sich je nach Position und Alter. Die oberen Blätter haben meist eine längliche Form, sind auffällig gefiedert und drei- bis viergeteilt. Die unteren Blätter sind deutlich größer als die oberen, zeigen einen auffälliger gesägten Blattrand. Senfblätter wachsen immer wechselständig am kantigen, deutlich behaarten Stängel. Der Stängel ist oft etwas heller gefärbt als die Blätter.
Blüten
Blüten
Die Blütezeit des Weißen Senfs findet meist zwischen Mitte Juni bis spät in den August hinein statt. Dort bildet der Kreuzblütler auffällige gelbe Blüten aus, die in einem traubigen Blütenstand wachsen. Die Blüten bilden jeweils vier Kronblätter und vier Kelchblätter aus. Die gelben Blüten können bis zu 20 mm breit werden.
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Früchte und Samen
Nach Befruchtung entwickeln sich die Blüten zu grünlichen Schotenfrüchten weiter, die eine Länge von bis zu 4 cm einnehmen können. Es ist nicht unüblich, dass neben der Fruchtbildung auch neue Blüten ausgebildet werden. Eine einzelne Schote kann bis zu 8 Samen tragen. Die runden Samen selbst haben eine helle, weißlich-bräunliche Färbung.
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Vorkommen und Systematik des Weißen Senfs
Herkunft und Vorkommen
Weißer Senf gilt heute als einheimisches Wildkraut, dass heute jedoch fast weltweit verbreitet ist. Möglicherweise stammt die Pflanze jedoch ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeergebiet bzw. dem mittleren Osten und wurde durch Ackerbau nach Europa ausgebreitet.
Bedeutende Anbaugebiete von Weißem Senf findet man heute in Ungarn, im südlichen Kanada sowie in Schweden und Norwegen.
Als Wildkraut findet man Sinapis alba in Mitteleuropa vor allem auf nährstoffärmeren Standorten, die einen lehmigen oder humosen Untergrund haben. Gute Fundorte sind Magerwiesen, Wegränder, lichte Laubwälder aber auch Brachflächen.
Systematik von Sinapis alba
Der Weiße Senf, botanisch als Sinapis alba bezeichnet, zählt zu den Kreuzblütlern und ist verwandt mit bekannten Wildkräutern wie dem Barbarakraut oder dem Wiesenschaumkraut. Im engeren Sinne zählt die Art zur Gattung Sinapis (Senfe), die lediglich vier Arten umfasst. Ein bekannter Verwandter ist z.B. der Acker-Senf (Sinapis arvense).
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Verwendung von Weißer Senf
Verwendung in der Küche
Weißer Senf ist eine der Pflanzen, deren Samenkörner für die Herstellung von Speisesenf genutzt wird. Grundsätzlich ist die gesamte Pflanze essbar und eine hervorragende Wildkraut für die Küche.
- Senfbblätter: für Füllungen in gebackenen Teiggerichten, für Suppen, Kräuterquark, Frischkäse oder für Wildkräutersalate
- Senfblüten: als Dekoration für knackige Salate
- Samen: als Gewürz für Gurken oder eigene Mixed Pickles; zur Herstellung von Senf
Tipp: Senfsamen eignen sich bestens zum Einlegen von Senfgurken oder anderen Gemüsesorten. Hier werden die ganzen Körner zusammen mit Essig, Zucker und Salz in ein Einweckglas gegeben und luftdicht verschlossen.
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Der Geschmack von Weißem Senf ist typisch scharf und senfartig. Am Intensivsten sind die Senfkörner, wenn sie gemahlen werden. Aber auch die Blätter sind scharf mit einer leichten bitteren Unternote.
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Verwendung als Heilpflanze
Hinweis zu medizinischen Inhalten
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Weißer Senf findet als Heilpflanze heute kaum noch Verwendung. Bis in die frühe Neuzeit hinein, galt der Kreuzblütler jedoch als wichtiges Heilkraut und wurde in zahlreichen Kräuterbüchern jener Zeit beschrieben und dargestellt.
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Eingesetzt hat man Weißen Senf vor allem bei Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung, aber auch bei Blasenstörungen. Er soll, laut Aussagen des Arztes und Botanikers Mattioli, harntreibend, schmerzhemmend und verdauungsfördernd sein. Äußerlich nutzte man die gemahlenen Samen u.a. gegen Insekten- und Tierbisse, aber auch bei stumpfen Bein- und Gelenkverletzungen.
Weißer Senf enthält eine Vielzahl von sekundären Inhaltsstoffen, die womöglich positive Effekte auf die Gesundheit haben können. Hierzu zählen v.a. Senfölglykoside, Flavonoide, Fettsäuren (u.a. Erucasäure). Die enthaltenen Inhaltsstoffe können u.a. die folgenden Wirkungen zeigen:
- appetitanregend
- schmerzhemmend
- krampflösend
- durchblutungsfördernd
- antibakteriell
In der traditionellen chinesischen Medizin spielt Weißer Senf, bzw. die Senfkörner, eine etwas größere Rolle. Bezeichnet werden sie dort als Bai Jie Zi. Dort wird sie für den Funktionskreisbezug Magen und Lunge bzw. vor allem bei Husten, Bronchitis und bei Durchblutungsstörungen verwendet.
Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen: senfölhaltige Zubereitungen und Darreichungen dürfen nicht bei Menschen angewendet werden, die bekannte Nierenerkrankungen oder Schilddrüsenstörungen haben. Wird Senf zu lange eingenommen, besteht außerdem die Gefahr, dass Haut- und Nervenstörungen auftreten.
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Standort und Boden
Ein optimaler Standort für den Weißen Senf sind sonnige Standorte. Allerdings wächst die Pflanze auch an halbschattigen Plätzen, wenngleich sie dort meist deutlicher kleiner wird. Der Kreuzblütler liebt lehmige, humose und eher nährstoffarme Böden, die zum Teil gut Feuchtigkeit speichern können.
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Ökologie
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Der Weiße Senf ist ein typischer Frischezeiger. Er zeigt zudem oft kalkhaltige Standorte an. Die Pflanze wird oft von Wildbienen wie verschiedenen Schmalbienen, Furchenbienen und sogar einigen geschützten Sandbienen angeflogen. Die Blüten sind sehr pollenreich und enthalten relativ viel Nektar.
Weißer Senf wird außerdem oft von Schwebfliegen und Marienkäfern angeflogen. Schwebfliegen nutzen die Pflanze u.a. zur Eiablage, wodurch sie eine wichtige Brutstätte für Insekten ist.
In der Natur hilft der Weiße Senf, das biologische Gleichgewicht zu erhalten und teils sogar die Artenvielfalt zu erhöhen.
Sinapis alba hat einige besondere Fähigkeiten, die Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen sind. Die Pflanze ist wohl in der Lage Schwermetalle wie Cadmium und Nickel aufzunehmen, ohne großen Schaden zu nehmen. Sie stellt daher eine mögliche Pflanze zur biologischen Altlastenbeseitigung von schwermetallbelasteten Standorten dar [2].
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Eine Option für die ökologische Landwirtschaft
Der Weiße Senf ist wie der Acker-Senf ein häufiges Ackerbegleitkraut. Es ist mittlerweile gut untersucht, dass Sinapis alba die Stoffwechselprozesse einiger Bodenschädlinge wie z.B. dem Zystenaalwurm stark verlangsamt, so dass dieser deutlich weniger Schaden anrichten kann. Dies hängt wahrscheinlich mit den Wurzelausscheidungen der Pflanze zusammen, die von den Schädlingen aufgenommen werden.
Beim Anbau von Bohnen reduziert Acker-Senf die Anzahl der Schwarzen Bohnenblattlaus ähnlich in der Anzahl, wie sie mit chemischen zu erzielen wäre [3].
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Sammeln und Sammelhinweise
Als häufiges Wildkraut ist der Weiße Senf weder vom Aussterben bedroht, noch gibt es strengere Sammelvorschriften. In der Natur ist der Senf oft und recht einfach zu finden. Weitere Tipps hierzu gibt es im Aritkel Wildkräuter suchen und finden.
Verwechslungsgefahren gibt es vor allem mit dem Acker-Senf, dessen Blüten und Blätter relativ ähnlich sind. Die Blätter von Sinapis alba zeigen in der Regel schärfere und gesägtere Blattränder. Beide Pflanzen werden jedoch sehr ähnlich verwendet, weswegen bei einer Verwechslung keine Gefahren ausgehen.
Weitere Verwechslungen können mit Raps, der giftigen Weg-Rauke oder dem Acker-Hederich (Acker-Rettich) auftreten. Von der giftigen Weg-Rauke lässt sich Senf jedoch anhand der Blätter meist gut unterscheiden. Weg-Rauken haben spitz zulaufende und teils lanzettliche Blätter, während die vom Senf deutlich breiter und gesägt sind.
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Verwendete Literatur und weiterführende Quellen
- Cui, W. und Eskin, N.A.M. (1992): Chemical and physical properties of yellow mustard (Sinapis alba L.) mucilage. In: Food Chemistry, ISSN: 0308-8146
- Vasile, G-G. et al. (2021): Bioavailability, Accumulation and Distribution of Toxic Metals (As, Cd, Ni and Pb) and Their Impact on Sinapis alba Plant Nutrient Metabolism. In: International Journal of Environmental Research and Public Health, Vol. 18, https://doi.org/10.3390/ijerph182412947
- Gospodarek, J. (2021): Effect of Sinapis alba L. as an Insectary Plant on the Occurrence of Aphis fabae Scop., Coccinellidae and Syrphidae in Broad Bean. In: Agronomy, Vol. 11, https://doi.org/10.3390/agronomy11112202
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https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Weisser-Senf.html
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