Trump sagte, dass „China und die Vereinigten Staaten zusammen alle Probleme der Welt lösen können.“
Aus der Perspektive eines Weltbürgers wäre eine verbesserte Beziehung zwischen den USA und China durchaus begrüßenswert. Bisher deuten Trumps Aussagen – trotz einiger seiner falkenhaften Personalentscheidungen – genau darauf hin. Natürlich müssen den Worten auch Taten folgen, was keineswegs garantiert ist, da die US-Rhetorik oft wenig mit den tatsächlichen Handlungen korreliert.
Aus europäischer Sicht jedoch wäre eine US-China G2 eine strategische Katastrophe ungeahnten Ausmaßes. Viele europäische Strategen warnen seit Langem davor: Sollte eine US-China G2 ohne Europa am Verhandlungstisch Realität werden, würde Europa sprichwörtlich auf der Speisekarte landen.
Eine US-China G2 würde effektiv das Ende des bisher schwelenden globalen Konflikts markieren und die USA und China zu den beiden Siegern erklären, die – ähnlich wie die Gewinner des Zweiten Weltkriegs – gemeinsam die neuen Spielregeln festlegen. Damals hatte Europa mit De Gaulle und Churchill Anführer, die europäische Interessen verteidigten. Heute fehlt es an vergleichbaren Führungspersönlichkeiten.
Genau deshalb war es strategisch unklug, dass Europa blindlings der feindlichen US-Strategie gegenüber China folgte. Irgendwann – und dieser Moment scheint sich nun abzuzeichnen – war zu erwarten, dass die USA ihre Position ändern und Europa in einer geschwächten Beziehung zu China zurücklassen würden. Der klügere Ansatz wäre gewesen, ein ausgewogenes Verhältnis zu beiden Mächten zu bewahren und gleichzeitig die strategische Autonomie Europas auszubauen. Anstatt Washingtons Führung bei Chip-Beschränkungen, Entkopplungsinitiativen und konfrontativer Rhetorik zu folgen, hätte Europa seinen eigenen Weg einschlagen können.
Die Frage ist nun, ob Europa seine strategische Position überhaupt noch wiederherstellen kann. Leider erscheint diese Aufgabe nahezu unüberwindbar: Jahre strategischer Selbstzufriedenheit haben Europa genau in dem Moment verletzlich gemacht, in dem Stärke und Unabhängigkeit am dringendsten benötigt werden. Zudem fehlt es an Führungspersönlichkeiten, die in der Lage wären, diese schwierigen Gewässer zu navigieren. Via Arnaud Bertrand
Uncut-News.ch – Telegram