Der Euro-Goldpreis erreichte am Freitag ein neues Rekordhoch. In China wurden zuletzt 70 USD mehr pro Unze für Gold gezahlt als im Westen!
Euro-Goldpreis auf Rekordhoch
Der Goldpreis erreichte am Freitag auf Euro-Basis ein neues Allzeithoch. Im US-Futures-Handel (Februar-Kontrakt) beendete Gold die Handelswoche mit 2.715 US-Dollar pro Unze. Das entsprach 2.649,81 Euro. Damit wurde die Bestmarke vom 11. Dezember (2.624,18 Euro) egalisiert. Dagegen wurde das Dollar-Hoch vom 30. Oktober (2.800 US-Dollar) noch nicht wieder erreicht. Wesentlicher Grund: die starke Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar, denn die Zins- und Konjunkturerwartungen differieren in den Währungsräumen.
Veränderte Zinserwartungen
Zuletzt verstärkten die US-Arbeitsmarktzahlen diesen Trend. Nachdem im Dezember deutlich mehr Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen wurden als erwartet, rechnen die Analysten Von Bank of America bis auf Weiteres mit keinen weiteren Zinssenkungen in den USA. Goldman Sachs senkt die Erwartungen an fallenden US-Zinsen für 2025 von 75 Basispunkte auf nur noch 50 Basispunkte.
Diese Erwartungen stärken den US-Dollar und befördern den Euro-Goldpreis stärker nach oben. Die Entwicklung zeigt aber auch, dass Gold von den Zinsfantasien kaum mehr tangiert wird. Dies war schon im vergangenen Jahr der Fall, als China das Ruder auf dem Goldmarkt übernahm. Und dafür gibt es nun erneut deutliche Anzeichen. Mehr dazu weiter unten.
CoT-Daten
Zunächst betrachten wir die jüngsten Daten vom US-Terminmarkt. In der dritten Woche in Folge lieferte die US-Börsenaufsicht CFTC die wöchentlichen COT-Daten aufgrund von Feiertagen mit Verspätung. Die Zahlen erscheinen erst am Montag nach Börsenschluss. Deshalb konzentrieren wir uns hier erneut auf die Entwicklung des Open Interest im amerikanischen Gold-Futures-Handel. Diese Summe aller offenen Gold-Kontrakte an der COMEX stieg innerhalb einer Woche noch einmal kräftig um 9 Prozent auf 499.688 Kontrakte. Das heißt, es wird wieder deutlich mehr mit Gold-Futures gehandelt.
Bei den Gold-Optionen stieg der Open Interest im Vorwochenvergleich im 12 Prozent auf 880.971 Optionen. Dabei sank das Put/Call-Ratio von 0,55 auf 0,53. Das heißt, auf 100 Put-Optionen kamen 189 Call-Optionen. Damit stieg der überwiegende Goldpreis-Optimismus im Optionshandel an der COMEX erneut an.
Goldpreis-Entwicklung
Der Goldpreis zog vergangene Woche kontinuierlich an. Auffällig ist, dass kleine Rücksetzer sofort Kaufinteresse trafen. Das geschah auch am Freitag nach Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten. Mit einem Schlusskurs von 2.715 US-Dollar pro Unze (2.649,81 Euro) stieg Gold gegenüber Vorwoche um 2,3 Prozent bzw. 2,9 Prozent (in Euro).
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Gold in China wieder deutlich teurer
Und nun wird es noch einmal interessant. Insbesondere im ersten Halbjahr beeinflussten Preisaufschläge in China spürbar den internationalen Goldkurs. Dieser Einfluss hatte in den vergangenen Monaten stark nachgelassen. Und zeitweise lag der Spotpreis in Shanghai danach sogar unter dem der westlichen Börsen. Was hat sich hier getan?
Am Donnerstagnachmittag um 14:30 Uhr (8:30 Uhr MEZ Berlin; 3:30 Uhr New York) notierte der Goldpreis an der Shanghai Gold Exchange mit 630,36 Yuan pro Gramm. Zu diesem Zeitpunkt entsprach der Goldpreis in Shanghai umgerechnet 87,84 US-Dollar bzw. 2.732 US-Dollar pro Unze.
Gleichzeitig kostete die Feinunze Gold am europäischen Spotmarkt (FOREX) 2.662 US-Dollar. Das bedeutet, dass Gold in China in der achten Woche in Folge erneut über dem internationalen Goldpreis gehandelt wurde. Gemäß unserer Berechnung stieg der Aufschlag gegenüber Vorwoche von 52 US-Dollar auf 70 US-Dollar. In den 2024er Hochphasen sahen wir beim Goldpreis in Shanghai allerdings Aufschläge von bis zu 90 US-Dollar auf die westlichen Kurse.
COMEX-Gold-Lager
Werfen wir einen Blick auf die Goldlagerbestände an der COMEX. Per 3. Januar 2025 summierte sich das Gesamtinventar auf 22,4 Millionen Unzen. Damit ergibt sich gegenüber Vorwoche eine weitere Zunahme um 460.000 Unzen (Vorwoche: +570.000 Millionen Unzen).
Dabei stiegen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ aber nur leicht um 20.000 Unzen (Vorwoche: +250.000 Millionen Unzen) auf 12,95 Millionen Unzen (alle Zahlen gerundet). Dieses Gold gehört Händlern, nicht etwa den Bullionbanken. Das heißt, es kann jederzeit abgezogen werden.
Gold-Deckung gesunken
Damit sank die theoretische Golddeckung des Gold-Futures-Handels in den USA. Denn bei einem Open Interest von 499.688 Kontrakten handelten Futures-Trader Ende der vergangenen Handelswoche insgesamt 49.968.800 Unzen Gold in Form von Standard-Futures (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war am Freitag zu 44,8 Prozent durch entsprechende Lagerbestände gedeckt. Dagegen waren es in der Vorwoche 46,5 Prozent.
Auslieferungsanträge
Diese Unterdeckung wird vom Börsenbetreiber damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt wird. Das heißt, am Ende des Kontrakt-Monats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Der Anteil kann ebenfalls aus einer wöchentlichen Pflichtmitteilung entnommen werden.
So meldet die Börsenaufsicht CFTC für den neuen Kontraktmonat Januar nun 7.449 Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Damit kamen innerhalb einer Woche 3.600 hinzu.
Zum Vergleich: Im Dezember wurden insgesamt 25.856 Anträge gestellt. Und im bisherigen Rekordmonat (Juni 2020) bestanden Händler 55.102-mal auf physische Auslieferung des als Futures gehandelten Goldes.
Goldpreis-Ausblick
Der erneut stark gestiegene Einfluss chinesischer Aufschläge auf den internationalen Goldpreis ist offensichtlich. Arbitrage-Geschäfte können den Kurs nach oben treiben. Rücksetzer werden als Kaufgelegenheit angesehen, der Einfluss der gezügelten Zinssenkungs-Erwartungen schwindet. Außerdem sehen wir erneut starke staatliche Goldkäufe. Mit diesen Aspekten lässt sich die aktuelle Marktlogik in Sachen Goldpreis plausibel zusammenfassen.