16. Januar 2025

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Deutschlands Düngemittel-Drama: Versorgungskrise mit Ansage

 

In der beschaulichen Lutherstadt Wittenberg bahnt sich eine für die deutsche Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung gefährliche Entwicklung an. Die Stickstoffwerke Piesteritz, einer der letzten verbliebenen Düngemittelhersteller hierzulande, fährt seine Produktion drastisch zurück – ein Warnsignal mit weitreichenden Folgen.

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Nach der Stilllegung einer ersten Produktionsanlage wird nun auch die zweite gedrosselt. Der Grund? Eine toxische Mischung aus explodierenden Gaspreisen, die bei über 50 Euro pro Megawattstunde liegen, und einer regelrechten Überschwemmung des europäischen Marktes mit Billigdünger aus Russland. Dort ist das Erdgas extrem billig und befördert die Düngemittelproduktion.

Geschäftsführerin Antje Bittner findet laut Tichys Einblick dafür klare Worte: “Seit nahezu drei Jahren warnen wir vor massiven Verwerfungen auf dem Düngemittelmarkt als Folge des russischen Angriffskrieges.” Die Politik? Bisher Fehlanzeige bei wirksamen Gegenmaßnahmen.

Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind bereits messbar: Aktuelle Analysen von agrarheute.com belegen eine signifikante Verschlechterung der deutschen Weizenqualität. Der Grund liegt auf der Hand: Landwirte sparen notgedrungen und wegen der neuen Düngemittelverordnung am Dünger, was sich direkt auf die Qualität der Ernten auswirkt. Auch wenn die Bundesregierung jegliche Schuld an der sinkenden Weizenqualität von sich zurückweist.

Besonders brisant: Die Produktionsdrosselung betrifft nicht nur Düngemittel. Auch AdBlue, der unverzichtbare Zusatzstoff für Dieselfahrzeuge, steht auf der Kippe. Ohne AdBlue keine fahrenden Lkws und Traktoren – die Folgen für Logistik und Landwirtschaft wären fatal. Insbesondere auch deshalb, weil es nicht ausreichend Ersatzlieferungen aus dem Ausland dafür gibt.

Carsten Franzke, Geschäftsführer von SKW Piesteritz, fordert ein schnelles Umdenken: “Die Bundesregierung muss dringend die Beschaffungskosten für Energie und Gas reduzieren. Alle Fakten sind bekannt. Die Auswirkungen sehen wir längst im Abwandern der heimischen Industrie und dem Verlust hochwertiger Arbeitsplätze.” Eine kaum verhohlene Forderung, die Gaslieferungen aus Russland wieder aufzunehmen. Eine der Nord Stream-Pipelines wäre ja noch voll funktionstüchtig.

Die Situation spitzt sich weiter zu: Der schwache Euro verteuert Düngemittelimporte zusätzlich, während gleichzeitig die globale Produktion stockt – unter anderem durch Produktionsausfälle im Iran. Deutsche Landwirte stehen vor leeren Lagern, während die Frühjahrsbestellung vor der Tür steht. Was als Produktionskrise eines einzelnen Unternehmens beginnt, könnte sich schnell zu einer nationalen Versorgungskrise ausweiten. Die Warnungen sind deutlich, die Lösungen bekannt – jetzt liegt der Ball im Feld der Politik.

 

Deutschlands Düngemittel-Drama: Versorgungskrise mit Ansage