30. Januar 2025

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Ob Tierärztin, Gutshof-Chefin oder Designerin – der Norden hat starke Frauen

 

Wer an junge Unternehmerinnen denkt, verortet sie wahrscheinlich eher in Berlin, Frankfurt oder Hamburg City und nicht auf dem platten Land. Ländliche Regionen werden dagegen oft mit Tradition und alten Rollenklischees verbunden. Vorurteile, die längst abgebaut gehören. Denn der ländliche Raum ist voll mit Frauen, die auf alte Rollenbilder pfeifen und etwas bewegen, eigene Unternehmen gründen und ihr Umfeld aktiv gestalten und mit modernen Ideen prägen.

„Frauen braucht das Land“ zeigt drei solcher Frauen in Norddeutschland, die mit eigenen Unternehmen und kreativen Ideen neue Impulse setzen. Denn das Land hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Stadt: Mehr Freiraum, weniger Angebot und damit auch oft mehr Möglichkeiten, sich zu verwirklichen.

So war es für Sintje Lorenzen eine ganz bewusste Entscheidung, sich auf ihrer Heimatinsel Föhr mit einem eigenen Laden selbstständig zu machen. Sintje verkauft Vintage-Mode und macht Upcycling, das heißt sie macht ihre ganze Mode aus alten bereits benutzten Materialien und schenkt ihnen ein zweites Leben. Damit will sie nicht nur dem Fast-Fashion-Trend etwas entgegensetzen, sondern auch frischen Wind in die Modelandschaft der Insel bringen: „Ich habe in meiner Jugend immer eigentlich nur online bestellt, was ja katastrophal ist, aber weil es einfach nichts anderes gab oder wir sind mal aufs Festland gefahren und haben eingekauft.“

Auch Josephine von Hedemann-Heespen hat der Stadt wieder den Rücken zugekehrt und verbindet nun Tradition mit Moderne auf dem jahrhundertealten Gut Deutsch-Nienhof in Westensee, Schleswig-Holstein. Eigentlich wollte sie anfangs nur ihrem Vater im familieneigenen Gutsbetrieb ein wenig unter die Arme greifen. Inzwischen hat sie fast die gesamte Leitung übernommen und einen eigenen Gastro- und Eventbereich aufgebaut mit mehreren Mitarbeitenden. Josephine hat immer wieder neue Ideen: „Es gibt einfach so viel Potenzial, was noch ungenutzt ist und auch so viele Möglichkeiten, hier Sachen zu gestalten.“

Wiefelstede im Ammerland in Niedersachsen ist die zentrale Wirkungsstätte von Anna-Lea Comba. Hier hat sie mit einer Kollegin zusammen vor einem dreiviertel Jahr den Großtierbereich einer Tierarztpraxis übernommen und kümmert sich seither um die Gesundheit von rund 6000 Rindern. Die Tiermedizin ist längst keine Männerdomäne mehr. Im Gegenteil: Es gibt viel mehr Tierärztinnen als Tierärzte. Trotzdem werden die meisten der Großtierpraxen immer noch von Männern geführt. Anna-Lea hat sich mit der eigenen Praxis auf dem Land ihren Kindheitstraum erfüllt: „Ich bin noch nie so gerne zur Arbeit gegangen wie im letzten dreiviertel Jahr.“