Russlands biometrisches Zahlungssystem verstärkt die Bedenken hinsichtlich Überwachung und Datensicherheit.
Russland bereitet sich darauf vor, bis 2025 ein umfassendes Zahlungssystem mit Gesichtserkennung einzuführen, um eines der größten biometrischen Zahlungsnetze der Welt zu schaffen. Diese Initiative wird auf der bestehenden Face-Pay-Plattform aufbauen, die seit 2021 schrittweise eingeführt wird, und ist eine gemeinsame Anstrengung der Sberbank und des Nationalen Zahlungskartensystems (NSPK). Um die Einführung zu unterstützen, sollen landesweit etwa zwei Millionen biometrische Zahlungsterminals installiert werden.
Das Projekt soll im Jahr 2024 zunächst in der Moskauer U-Bahn eingeführt werden. Face Pay, das bereits in der Moskauer U-Bahn und in mehreren anderen Städten wie Kasan und Nischni Nowgorod eingesetzt wird, ermöglicht es Pendlern, durch Scannen ihres Gesichts zu bezahlen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2025 soll das System auf das ganze Land ausgeweitet werden, sodass die Nutzer ihre biometrischen Daten über ihre Banking-Apps registrieren und unabhängig von ihrer Bank an jedem beliebigen Terminal Zahlungen vornehmen können.
Dmitry Malykh, Senior Vice President bei Sber, bestätigte den Zeitplan: „Der Projektfahrplan steht bereits fest, und der Start des Netzwerks ist für die zweite Hälfte des Jahres 2025 geplant. Wir entwickeln einen biometrischen Zahlungsstandard, auf dessen Grundlage andere Marktteilnehmer ihre biometrischen Dienste anbieten können.“
Diese Initiative wird auch in das russische Unified Biometric System (UBS) integriert, eine staatliche Datenbank, die biometrische Daten für Identifizierungs- und Authentifizierungszwecke zentralisiert. Seit 2022 sind die staatlichen Banken verpflichtet, die biometrischen Daten ihrer Kunden in dieses System zu übertragen. Die Nutzerakzeptanz verläuft jedoch schleppend. Die UBS-Datenbank hat bisher nicht mehr als drei Millionen Nutzer, was auf den Widerstand der Öffentlichkeit und mögliche Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes zurückzuführen ist.
Nach den Vorstellungen der Regierung soll das System mehr sein als nur eine Zahlungsplattform. Geplant sind u. a. die Überprüfung des Alters eines Nutzers bei eingeschränkten Einkäufen und die Möglichkeit des kontaktlosen Check-ins in Hotels.
Geplant ist auch die Unterstützung alternativer Zahlungsmethoden, einschließlich Kryptowährungstransaktionen, wodurch die Plattform an neue Finanztechnologien angepasst werden kann.
Viele haben Bedenken hinsichtlich der Doppelnutzung des Systems geäußert, da die Gesichtserkennungstechnologie bereits zur Unterstützung der Strafverfolgungsbehörden bei der Verfolgung politisch Andersdenkender eingesetzt wurde. Die Integration in Überwachungsnetze, die als bequemes Instrument vermarktet wird, birgt erhebliche Risiken für die Privatsphäre.
Sobald das System vollständig eingeführt ist, wird es Einzelpersonen ermöglichen, Zahlungen per Gesichtserkennung nahtlos über verschiedene Banken hinweg vorzunehmen, was den ehrgeizigsten Schritt in Russlands Vorstoß in Richtung einer biometrisch gesteuerten Finanzinfrastruktur darstellt.
Russland will bis 2025 ein landesweites biometrisches Zahlungssystem einführen