Die thailändische Regierung treibt die Einführung einer digitalen Geldbörse voran. In den ersten beiden Phasen des Programms wurden Gelder an Bedürftige, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen über die Pao Tang App verteilt. Nun soll die dritte Phase im zweiten Quartal dieses Jahres starten und über ein offenes E-Wallet-Zahlungssystem mit Finanzinstituten im ganzen Land verknüpft werden. Laut dem stellvertretenden Finanzminister Julapun Amornvivat läuft derzeit ein Testbetrieb, um die technische Umsetzung vorzubereiten.
Bedingte Finanzhilfen – Erste Schritte zur Kontrolle?
Bisher konnten die Empfänger das Geld aus den ersten beiden Phasen in bar abheben, doch mit der digitalen Geldbörse wird diese Möglichkeit künftig eingeschränkt oder ganz abgeschafft. Stattdessen soll das Geld nur noch bei registrierten Händlern ausgegeben werden, die am Programm teilnehmen.
Dies wirft mehrere kritische Fragen auf:
- Einschränkung der finanziellen Freiheit – Was passiert, wenn jemand das Geld nicht bei den vorgesehenen Händlern ausgeben will? Wird es dann einfach verfallen?
- Totale Überwachung – Die Regierung könnte durch die digitale Geldbörse jeden Einkauf nachverfolgen. Dies wäre ein massiver Eingriff in die finanzielle Privatsphäre.
- Selektiver Zugang zu Finanzmitteln – Wird in Zukunft möglicherweise nur noch finanziell unterstützt, wer „staatskonformes Verhalten“ zeigt?
Mögliche Folgen: Sozialkreditsystem durch die Hintertür?
Mit einem voll digitalen Zahlungssystem könnte der Staat steuern, wo und wofür Bürger ihr Geld ausgeben dürfen. Dies erinnert an das chinesische Sozialkreditsystem, in dem die Bevölkerung je nach „vertrauenswürdigem“ Verhalten Punkte sammelt oder verliert.
Ein solches System könnte langfristig dazu führen, dass bestimmte Bürgergruppen benachteiligt oder ausgeschlossen werden, etwa:
- Wer keine Impfungen oder Gesundheitsnachweise vorlegt, erhält kein Geld oder kann es nur eingeschränkt nutzen.
- Regierungskritiker könnten vom System ausgeschlossen oder in ihrer finanziellen Handlungsfreiheit eingeschränkt werden.
- Der Staat könnte bestimmte Ausgaben blockieren – etwa für Reisen, unliebsame Medien oder nicht genehmigte Produkte.
Bargeldverbot als nächster Schritt?
Ein wichtiger Punkt ist, dass die Bargeldnutzung in diesem System immer weiter eingeschränkt wird. Schon jetzt wird das Geld aus der digitalen Geldbörse an registrierte Händler gebunden, ein Abheben als Bargeld ist nicht vorgesehen. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass ein schleichender Übergang zum Bargeldverbot in Planung sein könnte.
Sobald ein Staat die vollständige Kontrolle über digitale Zahlungen hat, kann er auch Bürger direkt sanktionieren, indem er ihre Transaktionen blockiert oder einschränkt. Wer nicht „systemkonform“ handelt, könnte so wirtschaftlich bestraft werden.
Fazit
Die Einführung einer digitalen Geldbörse mag auf den ersten Blick wie eine soziale Wohltat erscheinen, birgt aber erhebliche Risiken. Die Möglichkeit, die finanzielle Freiheit der Bürger einzuschränken, ist real. Wenn die Regierung bestimmt, wo und wie das Geld ausgegeben werden darf, ist dies ein erster Schritt in Richtung finanzielle Überwachung und Kontrolle.
Langfristig könnte dies dazu führen, dass Menschen, die nicht den Vorgaben der Regierung entsprechen, finanziell benachteiligt oder sogar ausgeschlossen werden. Die Bürger sollten genau beobachten, welche Regulierungen und Einschränkungen mit der Einführung eines digitalen Zahlungssystems einhergehen – denn heute betrifft es Bedürftige, morgen könnte es jeden treffen.