25. Februar 2025

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Elektro-Träume zerplatzen: Nikola fährt in die Pleite

 

Der einstige Börsen-Shooting-Star Nikola, benannt nach dem Erfinder-Genie Nikola Tesla, muss die Reißleine ziehen und Insolvenz anmelden. Eine weitere Geschichte, die exemplarisch für die überhitzten Fantasien des E-Mobility-Hypes steht. Wieder einmal wurden Unsummen verbrannt.

Noch vor vier Jahren wurde das Unternehmen an der Börse mit über 30 Milliarden Dollar bewertet – mehr als der traditionsreiche Automobilriese Ford. Heute sucht Nikola Schutz unter Chapter 11 des US-Insolvenzrechts. Eine bemerkenswerte Talfahrt für einen Hersteller, der versprach, die Transportbranche mit seinen Stromern zu revolutionieren.

Die nüchternen Zahlen zeichnen ein ernüchterndes Bild: Gerade einmal 600 elektrische Lastwagen hat das Unternehmen seit Produktionsbeginn 2022 auf die Straße gebracht. Als wäre diese bescheidene Ausbeute nicht schon bitter genug, mussten viele dieser Fahrzeuge wegen technischer Mängel wieder zurückgerufen werden. Ein Debakel, das sich gewaschen hat.

CEO Steve Girsky versuchte, der bitteren Realität mit diplomatischen Worten zu begegnen: “Unsere besten Bemühungen reichten nicht aus, um die erheblichen Herausforderungen zu überwinden.” Eine bemerkenswert zurückhaltende Formulierung für ein Unternehmen, das einst mit großspurigen Versprechungen die Investorenwelt elektrisierte.

Der Niedergang begann bereits mit einem Paukenschlag: Gründer Trevor Milton, der sich gerne als visionärer Elon-Musk-Konkurrent inszenierte, sah sich schweren Betrugsvorwürfen ausgesetzt. Die anfängliche Erfolgsgeschichte entpuppte sich teilweise als geschickt konstruierte Illusion, die den Aktienkurs in schwindelerregende Höhen trieb. Nun plant das Unternehmen, seine verbliebenen Vermögenswerte über eine Auktion zu veräußern. Der Geschäftsbetrieb soll während des Insolvenzverfahrens noch bis zum Ende des ersten Quartals 2025 aufrechterhalten werden – ein letzter Versuch, Ordnung in das Chaos zu bringen.

Die Nikola-Pleite ist mehr als nur das Scheitern eines einzelnen Unternehmens. Sie steht symbolhaft für die Überhitzung im Elektromobilitätssektor, wo manchmal Träume und Marketingversprechen die harte wirtschaftliche Realität überlagern. Die Kombination aus hohen Betriebskosten, technischen Schwierigkeiten und einer deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibenden Nachfrage erwies sich als toxische Mischung.

Mehr noch: Während etablierte Autohersteller mit jahrzehntelanger Erfahrung um ihre Position im von der Politik gepushten Elektromarkt kämpfen (und ebenfalls mit enormen Schwierigkeiten kämpfen), wollte Nikola als Newcomer gleich die schwierigste Disziplin meistern – den Bau elektrischer Schwerlastfahrzeuge. Ein Unterfangen, das sich nun als zu ambitioniert erwiesen hat.

Die Insolvenz von Nikola könnte ein Weckruf für die gesamte Branche sein. Sie zeigt eindrücklich, dass auch im vermeintlichen Zukunftsmarkt der E-Mobilität die klassischen Gesetze der Wirtschaft gelten: Ohne tragfähiges Geschäftsmodell, ausgereifte Technologie und nachhaltige Finanzierung führt auch der innovativste Ansatz in eine Sackgasse. Für die verbliebenen Mitarbeiter und Investoren beginnt nun eine Zeit der Ungewissheit. Die einst stolzen 30 Milliarden Dollar Börsenwert sind längst Geschichte.

 

Elektro-Träume zerplatzen: Nikola fährt in die Pleite