3. März 2025

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Norwegischer Treibstofflieferant verweigert US-Streitkräften Dienste nach Selenskyj-Treffen

 

Müssen sich die US-Streitkräfte im NATO-Mitgliedsland Norwegen nun nach einem neuen Treibstofflieferanten umsehen? Der bisherige Versorger, Haltbakk Bunkers, stellt sich auf die Seite Selenksyjs und der Ukraine – und nimmt dafür Millionenverluste in Kauf. Eine weitere Belastung der transatlantischen Beziehungen. Die norwegische Regierung ist um Schadensbegrenzung bemüht.

Ein norwegisches Unternehmen hat eine umstrittene Entscheidung getroffen, die für Aufsehen in der internationalen Geschäftswelt sorgt: Haltbakk Bunkers wird amerikanischen Streitkräften und deren Schiffen in norwegischen Gewässern keinen Treibstoff mehr liefern – eine Reaktion auf das jüngste Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump. “Wie Sie sicher verstehen, wird kein Liter geliefert, bis Trump fertig ist”, erklärte Eigentümer Gunnar Gran gegenüber “Kystens Næringsliv” – eine Entscheidung, die durchaus kritisch hinterfragt werden kann, da sie die Versorgungssicherheit von NATO-Verbündeten betrifft.

Die Entscheidung basiert auf Grans persönlicher Interpretation des Treffens vom 28. Februar. Während viele Beobachter die direkte und unverblümte Diplomatie Trumps als notwendigen Realismus in einer komplexen geopolitischen Situation betrachten, sah Haltbakk Bunkers darin einen Affront: “Große Ehre an den ukrainischen Präsidenten, der ruhig und beherrscht blieb, obwohl die USA ihn im Fernsehen hintergangen haben.”

Was von Kritikern als “Schmierentheater” bezeichnet wird, könnte jedoch auch als längst überfällige Offenheit in der internationalen Diplomatie gesehen werden. Trump hat wiederholt betont, dass er den Ukraine-Konflikt schnell beenden will – ein Ziel, das viele Bürger in westlichen Ländern angesichts steigender Kosten und zunehmender Kriegsmüdigkeit durchaus begrüßen.

Gran betont die unternehmerische Freiheit seiner Entscheidung: “Wir betreiben eine private Aktiengesellschaft und wählen unsere Kunden selbst!” Das Unternehmen hatte bereits nach der russischen Invasion auf Geschäfte mit russischen Kunden verzichtet – trotz erheblicher finanzieller Einbußen. “Das führte dazu, dass viele unserer Konkurrenten zusätzliche Einnahmen erzielten. Wir haben viel Umsatz verloren”, gibt Gran selbst zu. Diese wirtschaftliche Selbstschädigung setzt das Unternehmen nun fort, indem es auf weitere Einnahmen verzichtet – während Konkurrenten vermutlich gerne einspringen werden.

Nach Angaben des Unternehmens wurden 2024 etwa drei Millionen Liter Treibstoff an amerikanische Streitkräfte geliefert. Gran relativiert die wirtschaftliche Bedeutung: “Ich glaube nicht, dass der Boykott irgendjemanden zum Kentern bringen wird. Es ist einfach moralische Unterstützung.”

Das Treffen im Weißen Haus sollte Gespräche über mögliche Friedensverhandlungen mit Russland und den Zugang der USA zu wichtigen Mineralien in der Ukraine umfassen. Trump, bekannt für seinen direkten Verhandlungsstil, hat wiederholt die enormen finanziellen Belastungen kritisiert, die der Ukraine-Konflikt für amerikanische Steuerzahler bedeutet. Während die Biden-Administration vage Zusagen machte, fordert Trump konkrete Gegenleistungen und Eigenverantwortung von Verbündeten – ein Ansatz, der zwar unbequem sein mag, aber auf die langfristige Tragfähigkeit von Bündnissen abzielt.

Der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre äußerte sich bisher besonnen: “Wir können daraus keine einseitigen Schlüsse ziehen. Trump ist jetzt seit fünf bis sechs Wochen Präsident. Ich glaube, wir müssen noch daran arbeiten, die Konsequenzen seines Stils, seiner Äußerungen und seiner Wortwahl zu verstehen.”

Haltbakk Bunkers ist Teil der Haltbakk Group, die vollständig im Besitz von Konzernchef Gunnar Gran ist. Das Unternehmen verfügt über die größte Flotte von Bunkerschiffen in Norwegen und bedient 2.200 Kunden im In- und Ausland. Im Jahr 2023 erzielte der Konzern einen Gesamtumsatz von 750 Millionen Kronen (etwa 65 Millionen Euro), wovon 16 Millionen Kronen auf die Bunkerdienstleistungen entfielen. Gran übernahm den Bunker-Bereich Anfang 2015 und konnte seitdem ein starkes Wachstum verzeichnen.

Die Entscheidung, amerikanischen Streitkräften den Treibstoff zu verweigern, mag als moralische Geste gedacht sein, wirft jedoch Fragen zur Verlässlichkeit privater Unternehmen in sicherheitsrelevanten Bereichen auf. Während Gran sein Recht auf freie Kundenwahl ausübt, könnten solche Aktionen langfristig das Vertrauen in norwegische Unternehmen als zuverlässige Partner in der transatlantischen Sicherheitsarchitektur beschädigen.

In einer Zeit, in der pragmatische Lösungen für komplexe internationale Konflikte gefragt sind, erscheint die Verweigerung von Dienstleistungen an einen NATO-Verbündeten als fragwürdiger Beitrag zur globalen Sicherheit – unabhängig davon, wie man zu Trumps direktem Verhandlungsstil stehen mag.

In Norwegen geschehen aber noch ganz andere, höchst wunderliche Dinge:

 

Norwegischer Treibstofflieferant verweigert US-Streitkräften Dienste nach Selenskyj-Treffen