7. April 2025

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Deutscher Arbeitsmarkt: Die Deindustrialisierung schlägt ein

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Die aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit lassen einen deutlichen Strukturwandel auf dem deutschen Arbeitsmarkt erkennen. Denn immer mehr Arbeitsplätze in der Industrie fallen weg, während staatliche und Dienstleistungjobs zunehmen. Umverteilung statt Wachstum.

Bei der offiziellen Arbeitslosenquote gibt es in Deutschland kaum Bewegung. Sie liegt laut der Bundesagentur für Arbeit weiterhin bei 6,4 Prozent. Im März gab es gegenüber dem Februar ein Minus von 22.000 Arbeitslosen, doch saisonbereinigt wurde ein Zuwachs von 26.000 Menschen ohne Beschäftigung verzeichnet. Auch bei der Unterbeschäftigung ohne Kurzarbeit gab es im März gegenüber dem Vormonat ein Plus von 13.000. In Sachen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung liegt man damit wieder auf dem Wert der Corona-Jahre.

Doch die vereinfachte Statistik trügt. Erst wenn man etwas tiefer gräbt, wird der Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft sichtbar. Bei den Daten für den Januar (neuere Zahlen sind noch nicht verfügbar) zeigt sich im Jahresabstand ein Plus von 61.000 Stellen im Gesundheitswesen, ein Plus von 59.000 im Bereich Pflege und Soziales, ein Plus von 59.000 bei der öffentlichen Verwaltung (Staatsdienst) und (bedingt durch die Zuwanderung) ein Plus von 26.000 im Bereich Erziehung und Unterricht.

Gleichzeitig verzeichnet das verarbeitende Gewerbe ein Minus von 121.000 Stellen (davon ganze 85.000 in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie) und auch das Baugewerbe vermeldete 24.000 weniger Arbeitsplätze. Alles Bereiche, in denen ein realer wirtschaftlicher Mehrwert erzielt wird.

Um das ein wenig in Relation zu setzen: Ende 2023 waren in Deutschland etwa 5,6 Millionen Menschen im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt, davon rund 3,9 Millionen in der Metall- und Elektroindustrie. Das ist ein Wegfall von rund zwei Prozent der Beschäftigten innerhalb eines Jahres. Wenn man bedenkt, dass auch 77.000 Menschen weniger bei der Arbeitnehmerüberlassung (Leiharbeit).

Wenn man bedenkt, dass wohl rund ein Drittel aller Leiharbeiter in diesem Bereich beschäftigt sind und die produzierenden Betriebe sich zuerst von diesen Arbeitskräften trennen, bevor es die Stammbelegschaft trifft, darf man angesichts der allgemeinen Beschäftigungstrends auch davon ausgehen, dass von diesen 77.000 Leiharbeitern wohl mindestens 50.000 aus diesem Wirtschaftsbereich betroffen sind. Dann liegen wir jedoch schon bei etwa drei Prozent an Arbeitskräfteabbau im verarbeitenden Gewerbe.

Mehr noch zeigt sich ein Trend, wonach gut bezahlte Industriejobs wegfallen und dafür immer mehr Menschen in staatliche und halbstaatliche Jobs wechseln. Ein gefährliches Abhängigkeitsverhältnis und zudem auch gesamtwirtschaftlich ein kritischer Zustand. Denn während die privatwirtschaftliche Basis bröckelt (und damit auch Steuern und Abgaben), verursachen diese neuen staatlichen und halbstaatlichen Jobs auch zusätzliche Kosten.

Mehr noch droht durch den Wegfall der privaten Güterproduktion eine sukzessive gesellschaftliche Verarmung. Anstatt einen Mehrwert zu schaffen, sorgt diese Entwicklung nämlich nur zu einer stärkeren Umverteilung von immer knapper werdenden finanziellen und wirtschaftlichen Ressourcen.

 

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