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Zusammenfassung des Artikels: Michael Hudson: Return of the robber barons – Trump’s distorted view of US tariff history
Der öffentlichkeit kaum bekannte, aber unter Ökonomen einflussreiche Wirtschaftshistoriker Michael Hudson analysiert in seinem Artikel „Return of the Robber Barons“ (Rückkehr der Raubritter), warum Trumps neue Zollpolitik keine Renaissance des klassischen amerikanischen Protektionismus darstellt – sondern vielmehr ein neoliberales Machtprojekt im Dienst der Superreichen.
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Hauptthese: Trumps Zölle dienen nicht dem Volk, sondern den Milliardären
Hudson beginnt mit dem historischen Verweis auf das 19. Jahrhundert, als die USA – angelehnt an das Modell Friedrich Lists – erfolgreich Zölle nutzten, um ihre Industrie aufzubauen. Doch Trumps heutige Rhetorik sei eine Entstellung dieser Tradition:
„Was Trump heute vorschlägt, ist nicht Protektionismus im Sinne des Aufbaus produktiver Kapazitäten, sondern die Wiederbelebung einer Plutokratie, in der Zölle die progressive Einkommenssteuer ersetzen.“
Statt langfristig in Infrastruktur, Arbeitsplätze und industrielle Souveränität zu investieren, wolle Trump mit den Zolleinnahmen Steuersenkungen für seine Spenderklasse gegenfinanzieren. Hudson sieht darin eine Umverteilung von unten nach oben unter nationalistischem Vorwand.
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Kritik an der historischen Verzerrung
Hudson wirft Trump vor, den amerikanischen Protektionismus falsch darzustellen. Historisch sei dieser begleitet worden von:
- massiven staatlichen Investitionen,
- technologischer Innovationspolitik,
- staatlicher Kontrolle über Schlüsselindustrien,
- tariflicher Löhne und Arbeitsrechte.
Davon sei bei Trump nichts zu erkennen. Stattdessen werde die Regierung geschwächt, Regulierungen ausgehöhlt und Infrastruktur privatisiert.
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Neoliberaler Kern hinter dem „Wirtschaftsnationalismus“
Hudson analysiert, dass Trumps Zölle vorwiegend den Konsum verteuern und damit Inflation erzeugen werden, ohne Investitionen in Produktion oder Forschung zu lenken.
„Trump benutzt die Sprache des Protektionismus, um eine neoliberale Agenda zu verschleiern, die das Ziel verfolgt, den Staat auf die Durchsetzung von Eigentumsrechten der Oberschicht zu reduzieren.“
Die eigentlichen Gewinner seien somit Großkonzerne, Finanzeliten und Exportsubventionierte, nicht die US-Arbeiterschaft.
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„Raubritter“ 2.0
Der Titel des Artikels bezieht sich auf die „Robber Barons“ – jene industriellen Oligarchen des Gilded Age, die unter dem Deckmantel des Fortschritts ihre Macht ausweiteten. Hudson zieht hier eine direkte Parallele:
„Trump liefert die Infrastruktur des Staates an jene aus, die ihn finanzieren.“
Die Rückkehr dieser Mentalität unter dem Deckmantel eines nationalistischen Wirtschaftskurses sei nicht Reform, sondern eine Oligarchisierung des Staates.
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Fazit
Michael Hudson entlarvt Trumps Zollstrategie als ideologisches Projekt zur Re-Monopolisierung von Kapital und Macht.
Was wie eine patriotische Wirtschaftspolitik aussieht, sei in Wahrheit eine aggressive Form des Klassenkampfes von oben.
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Wer ist Michael Hudson?
- Geboren: 1939 in Chicago
- Ausbildung: Doktor der Wirtschaftswissenschaften
- Berufliche Stationen:
- Früherer Analyst bei Chase Manhattan Bank
- Berater bei den Vereinten Nationen
- Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of Missouri–Kansas City
- Präsident des Institute for the Study of Long-Term Economic Trends (ISLET)
Schwerpunkte:
- Geschichte von Schulden, insbesondere Staatsverschuldung
- Kritik an der Finanzialisierung der Wirtschaft (Finanzmärkte verdrängen Realwirtschaft)
- Analyse des imperialen US-Dollar-Systems
- Aufarbeitung der Rolle von Banken, Rentiers und neoliberaler Politik im globalen Kapitalismus
Bekannte Werke:
- Super Imperialism (1972, aktualisiert 2003 & 2021)
- Killing the Host (2015)
- …and forgive them their debts (2018)
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Hudson warnt: Trumps Wirtschaftspolitik stärkt Oligarchen, nicht Arbeiter