Steinkäuze waren früher in vielen Orten Schleswig-Holsteins heimisch. Doch die kleinen Eulen mit den großen Kulleraugen gelten in zahlreichen Regionen inzwischen als ausgestorben. Armin Jeß und sein Team wollen auf Eiderstedt in Nordfriesland Käuze nachzüchten und wieder ansiedeln.
Durch sein Engagement für Schleiereulen und Seehunde hat sich Armin Jeß bereits einen Namen als erfolgreicher Artenschützer auf Eiderstedt gemacht. Aber Steinkäuze nachzüchten und die kleinen Eulen dann auch wieder auszuwildern, das ist seine bisher größte Herausforderung. Der Grund: Die Aufzucht der kleinen Käuze, die ausgewachsen gerade mal 250 Gramm auf die Waage bringen, ist aufwendig. In den Volieren brauchen sie jede Menge Futter und Betreuung. Und in freier Wildbahn fehlt es an Wiesen, auf denen sie Insekten und Mäuse jagen können. Außerdem finden sie keine Höhlen mehr, um ihre Brut vor Katzen und Greifvögeln zu schützen.
Mit Nistkästen und durch die Hilfe von Bauern und Wiesenbesitzern versucht Jeß, neue Lebensräume für die Eulen auf Eiderstedt zu erschließen und alte Lebensräume neu zu beleben. Um die Kosten im Rahmen zu halten, verkauft er mit seinem Team Steinkauzpatenschaften, über die das Futter für die Küken finanziert werden soll. Und weil die kleinen Eulenkobolde ihre Besucher mit großen Kulleraugen begutachten und mit ihren Blicken die Herzen der Taufpaten erobern, scheint das Konzept aufzugehen.
Aber bis die Steinkäuze tatsächlich wieder an vielen Orten der Halbinsel heimisch werden, ist es ein langer Weg. Das Projekt ist auf zehn Jahre angelegt. Läuft es gut, hofft Jeß auf eine Signalwirkung auch in anderen Regionen: „Die Steinkäuze gehören zu unseren heimischen Arten und es wäre doch schön, wenn sie dann auch wieder an vielen Orten Norddeutschlands in freier Wildbahn leben würden.
“ Schlupfzeit der Käuze ist im Mai und Juni, dann brauchen die Vögel besondere Aufmerksamkeit. Genau dann ist aber auch die Zeit, in der Jeß losmuss, wenn Heuler an den Nordseestränden landen. Denn Armin Jess hilft auch den Meeressäugern. Als Seehundjäger sammelt er sie ein und sorgt dafür, dass sie heil in der Seehundstation Friedrichskoog ankommen, um dort aufgepäppelt zu werden.
Der Höhepunkt des Jahres ist für Armin Jeß der Tag, an dem die nachgezüchteten Käuze in ihre Reviere gebracht werden. Dann sind auch die Taufpaten eingeladen, um die kleinen Eulen kennenzulernen. Nicht ohne Hintergedanken: „Ich bin da als Umweltschützer ein bisschen missionarisch“, gesteht Jeß. „Ich erhoffe mir schon, dass die Menschen erkennen, wie sinnvoll Artenschutz ist und dass sich dadurch dann auch mehr Menschen für den Umweltschutz begeistern.“ Doch nur, wenn in diesem vierten Projektjahr alles nach Plan funktioniert, kann Jeß seinen Besuchern auch wirkliche Erfolge präsentieren – und den Käuzen einen neuen Lebensraum bieten.