Ein Notgroschen für den Ernstfall: Niederländische Banken wollen die Bevölkerung sensibilisieren. Vom Bund gibt es einen ähnlichen Rat.
Bargeld zu Hause: Darum gehts
- Niederländische Banken empfehlen zum ersten Mal, Bargeld im Haus zu haben.
- Die Bevölkerung solle sich auf geopolitische Bedrohungen vorbereiten.
- In der Schweiz empfiehlt der Bund, so viel Bargeld zur Verfügung zu haben, dass es für einen Wocheneinkauf reicht.
Seit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine scheint der europäische Wunsch nach immerwährendem Frieden in weite Ferne zu rücken. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius mahnte bereits zur Kriegstüchtigkeit. Nun rief der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans dazu auf, sich auf alle möglichen Kriegsszenarien vorzubereiten. Er empfahl, stets etwas Bargeld im Haus zu haben.
Dieser Empfehlung wollen auch die niederländischen Banken folgen, um auf die zunehmenden geopolitischen Bedrohungen vorbereitet zu sein, zitieren niederländische Medien den Sprecher des nationalen Bankenverbands NVB.
Das ist bemerkenswert, weil der Rat dem Geschäftsmodell der Banken widerspricht. Es sei auch das erste Mal, dass die Banken im Land eine solche Empfehlung aussprechen. Einen Schaden befürchten die niederländischen Banken aber nicht: «Wenn jeder ein wenig von seinem Sparkonto abhebt, wird sich das nicht sofort in grossen Zahlen niederschlagen», sagt der Sprecher.
Schweizer horten Gold zu Hause
Die Schweiz ist zwar bekannt für ihre Banken, die Bevölkerung lagert aber schon lange Wertsachen zu Hause. Allein Gold liegt laut einer Umfrage oft ungesichert in der Wohnung herum oder ist im Garten vergraben. In den Niederlanden sind je nach Police oft nur Bargeldbeträge bis 500 Euro von der Versicherung gedeckt. In der Schweiz sind Versicherte besser geschützt (siehe Box).
So viel Geld ist zu Hause versichert
Geldwerte sind in der Hausratversicherung der Mobiliar bis 5000 Franken auch ausserhalb von Sicherheitsbehältnissen zuschlagsfrei mitversichert. Geldwerte über 5000 Franken müssen in einem Sicherheitsbehältnis eingeschlossen werden und erfordern eine Zusatzversicherung, wie es auf Anfrage heisst.
Für Bargeld gelten bei der Mobiliar folgende Limite: bis maximal 25’000 Franken bei eingemauerten Tresoren oder Kassenschränken über 100 Kilogramm. Bis maximal 50’000 Franken bei Kassenschränken über 300 Kilogramm. Bei Geldwerten über 50’000 Franken entscheidet die Mobiliar von Fall zu Fall.
Raten auch Schweizer Banken wegen der geopolitischen Krisen zum Notgroschen zu Hause? Auf Nachfrage verweisen sie, wie auch die Schweizerische Nationalbank, ans Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL).
Bargeld für einen Wocheneinkauf
Das Amt bietet einen Online-Notvorratsrechner, wo es heisst: «Haben Sie so viel Bargeld in kleinen Scheinen zu Hause, dass Sie einen Wocheneinkauf und eine Tankfüllung bar bezahlen können.»
BWL-Sprecher Thomas Grünwald sagt, das Amt mache absichtlich keine genauen Vorgaben, damit das Bargeld je nach Budget zur Überbrückung für einige Tage für den nötigen Einkauf oder Medikamente ausreiche, sobald der Lebensmittelvorrat aufgebraucht ist.
Hast du Bargeld zu Hause für den Notfall?
Ja, ich habe immer einen kleinen Betrag parat.Nein, ich verlasse mich auf meine Bankkarte.Ich habe darüber nachgedacht, aber noch nichts unternommen.Ich halte Bargeld für überflüssig.
Der Bund wolle den Notgroschen auch nicht wegen einer bestimmten Aktualität empfehlen. «Das könnte unnötig Angst schüren. Es kann viele Gründe geben, warum Bargeld wichtig ist, auch wenn beispielsweise elektronische Zahlungen nicht mehr funktionieren», sagt Grünwald.
Renate Meier von der Schweizerischen Bankiervereinigung sagt: «Wir unterstützen die Empfehlung des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung, eine minimale Bargeldreserve in kleinen Scheinen zu halten, damit zum Beispiel kurzfristige Engpässe rasch und flexibel überbrückt werden können.»
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