Im Gespräch mit Jimmy Fallon in der „Tonight Show“ auf NBC sprach Microsoft-Gründer Bill Gates über nichts Geringeres als das Ende menschlicher Relevanz – zumindest in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Die Fortschritte der künstlichen Intelligenz seien so gewaltig, dass wir Menschen „für die meisten Dinge“ bald überflüssig würden, erklärte Gates.
KI ersetzt Fachwissen – kostenlos und jederzeit verfügbar
Noch sei menschliche Expertise rar – man verlasse sich auf „großartige Ärzte“ oder „großartige Lehrer“. Doch damit sei bald Schluss. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts, so Gates, werde dank KI exzellenter medizinischer Rat oder Unterricht nicht nur kostenlos, sondern auch allgegenwärtig sein.
In einem früheren Interview mit dem Harvard-Professor Arthur Brooks sprach Gates bereits von einer Ära der „freien Intelligenz“. Die Folgen: KI-gestützte Technologien würden jeden Lebensbereich berühren – von präziseren Diagnosen über bessere Medikamente bis hin zu individuellen Tutoren und digitalen Assistenten. „Es ist tiefgreifend und auch ein wenig beängstigend – denn es passiert sehr schnell und kennt keine Grenzen“, so Gates.
Wird der Mensch ersetzt – oder aufgewertet?
Ob KI uns hilft oder verdrängt, darüber streiten die Experten. Einige glauben, dass künstliche Intelligenz menschliche Fähigkeiten ergänzen und das Wirtschaftswachstum ankurbeln könne. Doch andere, wie Microsoft AI-Chef Mustafa Suleyman, warnen: Der technologische Wandel werde schon bald fast alle Branchen und Arbeitsplätze radikal verändern – und das in einer „enorm destabilisierenden“ Weise.
Suleyman schreibt in seinem Buch The Coming Wave (2023): „Diese Werkzeuge erweitern unsere Intelligenz nur vorübergehend. Am Ende ersetzen sie menschliche Arbeit.“
Chance oder Gefahr? Gates bleibt optimistisch – mit Einschränkungen
Trotz aller Risiken glaubt Gates weiterhin an den positiven Wandel durch KI. Er sieht Potenzial für „bahnbrechende Behandlungen tödlicher Krankheiten, innovative Klimaschutzlösungen und hochwertige Bildung für alle“.
Zugleich bleibt Gates realistisch: Manche Berufe – etwa Baseballspieler – würden wohl nie von Maschinen übernommen. Doch für die Herstellung, Bewegung und den Anbau von Gütern sei die vollständige Automatisierung nur eine Frage der Zeit.
KI-Fehler, Fake News und unendliche Möglichkeiten
In seinem Blogpost von 2023 wies Gates auch auf berechtigte Sorgen hin: KI-Systeme seien fehleranfällig und könnten zur Verbreitung von Falschinformationen beitragen. Trotzdem würde Gates heute, wenn er neu anfangen müsste, ein KI-zentriertes Unternehmen gründen, wie er CNBC im September 2024 sagte.
„Man kann heute mit ein paar Ideenskizzen Milliarden für ein KI-Startup bekommen“, so Gates. Und an junge Entwickler bei Microsoft oder OpenAI richtete er einen Appell: „Das hier ist eure Chance – geht bis an die Grenze.“
Schon 2017 sah Gates, was kommt
Schon vor Jahren hatte Gates die KI-Revolution vorausgesehen. 2017 erklärte er auf einem Panel mit Warren Buffett, dass er heute in den Bereich künstliche Intelligenz investieren würde. Die Entwicklung eines Programms durch DeepMind, das im Strategiespiel Go die besten Menschen besiegte, sei ein „tiefgreifender Meilenstein“ gewesen.
Als Gates 2023 OpenAI bat, ein Modell zu entwickeln, das bei einer US-Biologieprüfung Bestnoten erzielen könne, rechnete er mit zwei bis drei Jahren Entwicklungszeit. Doch OpenAI lieferte das Ergebnis in wenigen Monaten – was Gates als „wichtigsten technologischen Durchbruch seit der grafischen Benutzeroberfläche der 1980er-Jahre“ bezeichnete.
Bill Gates: „Der Mensch wird bald nicht mehr gebraucht – KI übernimmt alles“