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Galium verum
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Das Echte Labkraut (Galium verum) ist ein ganz besonderes Wildkraut. Die Pflanze nutzte man früher und auch heute noch vereinzelt zur Herstellung von Käse. Die Blüten und Wurzeln hingegen zur Herstellung von Farbe. Doch auch für die Natur und Insekten ist das gelbblühende Labkraut wichtig. Eine Schmetterlingsart ist sogar auf das Kraut angewiesen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Echtes Labkraut wird zwischen 20 und 80 cm hoch
- Aussehen: längliche und nadelförmige Blätter
- kommt vor allem an trockene und sonnige Lagen vor, z.B. an Wegrändern und Halbtrockenrasen
- Die gelben Blüten riechen süßlich nach Honig
- Echtes Labkraut enthält ein Labenzym, dass zur Herstellung von Käse verwendet werden kann
- bekannte Färberpflanze
- teilweise Verwendung in der Naturheilkunde bei leichten Verdauungs- oder Blasenbeschwerden
- Pflanze wird schleichend seltener, ist aber nicht in ihrem Bestand gefährdet
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Echtes Labkraut erkennen und bestimmen
Das Echte Labkraut ist eine mehrjährige und typisch krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 20 und 60 cm erreichen kann. Bei optimaler Nährstoffversorgung können auch vereinzelt Exemplare bis 80 cm auftreten.
Im Boden ist Galium verum durch eine kräftige Wurzel im Boden verankert. Die hellbraune Hauptwurzel ist stark verzweigt. Das Labkraut bildet außerdem Wurzelausläufer, aus denen neue Pflanzen (Klone) hervorgehen.
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Wuchshöhe | 20 bis 80 cm |
Wuchsform | aufsteigend, kletternd, aufrecht |
Lebensdauer | einjährig |
Blütezeit | Juli bis September |
Wurzel | Hauptwurzel mit Ausläufern |
Geruch | Blüten intensiv nach Honig duftend |
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Blätter
Das Echte Labkraut bildet nadelförmige, fast rosmarinartige Blätter aus, die in einer Quirle wachsen. Je Quirle stehen meist zwischen 9 und 12 Blätter. Die Spitze der länglichen Blätter ist stachelig und zeigt eine weißliche, selten bräunliche Färbung. Die Unterseite der Blätter ist länglich behaart.
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Der ründliche Stängel wächst aufrecht und aufsteigend, ist meist von hellgrüner Färbung und deutlich heller als die dunkelgrünen Blätter.
Blüten


Besondere Beachtung finden stets die goldgelben und intensiv nach Honig riechenden Blüten. Die Blütezeit des Echten Labkrauts dauert meist von Anfang Juni bis Mitte September. Die Labkrautblüten wachsen am oberen Teil der Pflanze in einer Blütenrispe. Die kleinen Blüte erreichen Durchmesser von meist 2 bis 4 mm.
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Jede einzelne Blüte ist stets vierzählig mit vier Kronblätter, vier Kelchblättern und vier Staubblättern.
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Früchte und Samen
Die Fruchtreife beginnt im späten September. Dort entwickeln sich aus den Blüten des Echten Labkrauts zweiteilige Spaltfrüchte. Jede einzelne Teilfrucht ist hell- bis dunkelbraun gefärbt, glattrandig und ründlich bis nierenförmig.
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Vorkommen und Systematik des Echten Labkrauts
Herkunft und Vorkommen
Echtes Labkraut ist ein einheimisches Wildkraut, das heute in den meisten Teilen Europas und Nordafrika vorkommt. Kleinere Bestände findet man zudem bis nach Zentralasien. In Amerika und den britischen Inseln ist das Rötegewächs eingeschleppt worden, wo es auch heute teils kleinere Bestände in freier Natur entwickeln konnte.
In Gebirgslagen kann das Labkraut bis auf etwa 1.800 Metern vorkommen. Größere Bestände finden sich heute in den Alpen Norditaliens.
Die natürlichen Vorkommen von Galium verum erstrecken sich vor allem in trockeneren Lebensräumen. So findet man das gelbblühende Labkraut z.B. auf lehmhaltigen und kalkhaltigen Lagen wie Klippen, Trocken- und Halbtrockenrasengesellschaften, Magerrasen, Straßen- und Wegränder sowie trockeneren und lichten Laubwäldern.
Systematik von Galium verum
Das Echte Labkraut (Galium verum) gehört zur botanischen Familie der Rötegewächse. Dieser Pflanzenfamilie gehören zahlreiche weitere Labkräuter an, die zum Teil wichtige Wildkräuter sind. Zur Gattung der Labkräuter gehören u.a. diese heimischen Kräuter:
- Kletten-Labkraut (Galium aparine)
- Waldmeister (Galium odoratum)
Synonyme der Pflanze sind: Gelbes Labkraut, Frauenlabkraut, Gelber Waldstroh oder Gelbes Frühlingslabkraut.
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Verwendung des Echten Labkrauts
Echtes Labkraut in der Küche
Echtes Labkraut ist zwar ein essbares Wildkraut, allerdings wird es nur selten als Rohkost oder als Zutat für andere Speisen genutzt. Das liegt wohl vor allem daran, dass die Blätter und Triebe des Krauts keinen besonderen charakteristischen Geschmack haben. Die Blätter schmecken sehr mild und können als Salatersatz für Wildkräutersalate genutzt werden.
Herstellung von Käse mit Echtem Labkraut
Heute spielt Labkraut nur noch eine untergeordnete Rolle zur Herstellung von Käse. Es war aber noch im Mittelalter ein günstiger und leicht verfügbarer Ersatz für Lab (daher auch der Name). Die Blätter enthalten ein Enzym namens Chymosin, das u.a. die Gerinnung von Milch fördert.
Heute stellt man noch den aus England stammenden Chesterkäse oftmals mit Echtem Labkraut her. Die intensive gelbliche Färbung dieses besonderen Käses zeugt vom Einsatz des Labkrauts.
Auch heute ist es relativ problemlos möglich, Frischkäse und auch härtere Käsesorten mit Labkraut herzustellen. Für einen Liter Milch werden etwa zwei bis drei Zweige des Labkrauts benötigt. Da Labenzyme oftmals aus Kälbermägen stammen, stellt die Nutzung von Echtem Labkraut und Kletten-Labkraut eine Alternative zur Käseherstellung dar.
Verwendung als Färberpflanze
Aus den gelben Blüten hat man früher einen gelben Farbstoff gewonnen, den man unter anderem zum Färben von Wolle nutzte. Es ist heute bekannt, dass bereits die Kelten ihre Kleidung mit diesem damals leicht zu findenden Wildkraut färbten.
Aus den Wurzeln der Pflanze kann man hingegen einen rötlichen Farbstoff gewinnen.
Auf den britischen Inseln, v.a. in Schottland werden heute noch Textilien, aber auch Lebensmittel mit dem Echten Labkraut gefärbt.
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Verwendung als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.
Echtes Labkraut wird heute kaum noch als Heilpflanze verwendet. Im Mittelalter nutzte man die Blätter und die Blüten gelegentlich als Hausmittel in der traditionellen Volksheilkunde. Beispielsweise wurden die Labkrautblüten von Walstro, so nannte man das Kraut früher, zur Linderung von Fieber oder bei Beschwerden, die mit Krämpfen einhergingen.
Im Kräuterbuch von Mattioli empfahl man das Echte Labkraut auch bei Erschöpfung bzw. bei müden Gliedern. Hier wurde Echtes Labkraut zusammen mit Wachs und Rosenöl als Pflaster auf die schmerzende Stelle gelegt. Auch nicht näher benannte Frauenbeschwerden wurden beschrieben.
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In der heutigen Naturheilkunde verwendet man Echtes Labkraut gelegentlich zur Hautreinigung, bei leichteren Nieren- und Blasenbeschwerden sowie bei leichten Verdauungsbeschwerden. Übliche Darreichungsformen sind u.a.:
- Blüten des Echten Labkrauts als Bestandteil von Kräutertees
- Labkrautdeo
- Labkrautschnaps als Digestif bei Verdauungsbeschwerden
Die vorherrschenden Inhaltsstoffe von Galium verum sind Flavonoide, ätherische Öle (v.a. Tolualdehyde und Caryophyllen), Enzyme und Phytole vor. Die Wirkungen sind u.a.:
- diuretisch (harntreibend)
- krampflösend
- galleanregend
Anmerkung: Es gibt derzeit keine wissenschaftlichen Studien oder Doppelblindstudien zur Wirksamkeit oder zu möglichen Nebenwirkungen.
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Echtes Labkraut in Natur und Landschaft
Standort und Boden
Echtes Labkraut wächst vor allem an sonnigen Standorten, jedoch nur selten im Halbschatten. An den Boden stellt die Pflanze einige Ansprüche. So besiedelt das Labkraut vor allem solche Böden, die mäßig trocken, eher nährstoffarm und kalkhaltig sind und hohe Anteile an Lehm beinhalten. Auf Sandböden findet man sie in der Regel nicht.
Ökologie
Echtes Labkraut ist eine ökologisch wertvolle Pflanze. Sie ist eine Zeigerpflanze für eher trockene Lagen und ein Zeiger für Nährstoffarmut. Dort wo sie wächst, liegen meist Halbtrockenrasen vor. Sie wächst oft im Verbund mit Nelken (z.B. Karthäuser-Nelke oder Heide-Nelke), Fingerkräutern und Schmetterlingsblütern (z.B. Luzerne).
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Galium verum ist ein wichtiges Kraut für Schmetterlinge wie dem Taubenschwänzchen. Der kolibriähnliche Schmetterling legt seiner Eier auf dem Kraut ab. Dessen Raupen ernähren sich von der Pflanze bis sie sich schließlich verpuppen.
Auch für gefährdete Schmalbienen (Lasioglossum) ist Echtes Labkraut eine wichtige Nektar- und Pollenquelle. Insgesamt ist das blühende Kraut beliebt bei weiteren Wildbienen, einigen Schwebfliegen sowie bestäubenden Fliegen.
Echtes Labkraut toleriert schwermetallbelastete Böden.
Sammeln und Sammelhinweise
Die Bestände des Echten Labkrauts sind in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen. Das liegt oft daran, dass wichtige Naturflächen mit eher trockenem Charakter häufig in Siedlungsland umgewandelt werden. Der Bestand ist derzeit dennoch nicht gefährdet, so dass die Pflanze in Deutschland nicht auf der Roten-Liste steht.
Oftmals wächst die gelbblühende Pflanze in Naturschutzgebieten, wo das Sammeln strengstens untersagt ist.
Verwechslung und Risiken: So lange das Kraut nicht blüht, kann Echtes Labkraut mit anderen Labkräutern verwechselt werden. Wenn die nadeligen Blätter nicht riechen, eine weißliche Spitze zeigen und typisch in einer Quirle wachsen, handelt es sich in der Regel um Galium verum.
Weitere Informationen zum Sammeln und Finden gibt es im Artikel Wildkräuter suchen und finden – Die wichtigsten Fundorte.
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Weiterführende Literatur und verwendete Quellen
- Zaichikova, S.G. et al (2020): Determination of the Chemical Composition of Lady’s Bedstraw (Galium verum L.) Herb Extract by GC-MS. In: Pharmacognosy Journal, Vol. 12, S. 857-863, doi: 10.5530/pj.2020.12.123
- Ciotlaus, I. (2020): Analysis of Volatile Organic Compounds from the Aerial Parts of Medicinal Plant, Galium verum. In: Revista de Chimie -Bucharest- Original Edition, Vol. 71, S. 136-144, doi: 10.37358/RC.20.4.8052
- Parolly, G. und Rohwer, J. (2019): SCHMEIL-FITSCHEN Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. ISBN: 9783494017006
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https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Echtes-Labkraut.html
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