Donald Trump verkündete in Bezug auf die Ukraine-Krise eine Einigung mit Russland. Kein guter Deal für Kiew, doch einen besseren Deal wird es in Zukunft nicht geben. Der Unterlegene muss bei solchen Konflikten stets Konzessionen machen, auch wenn diese schmerzhaft sind. Lenkt die ukrainische Führung nicht ein, ist ein baldiger Zusammenbruch der Frontlinien unausweichlich – und damit die totale Kapitulation.
Eine Analyse von Heinz Steiner
Territoriale Grenzen verschieben sich seit der Gründung von Staaten immer wieder. Manchmal friedlich, meist jedoch infolge von kriegerischen Auseinandersetzungen. Die größten Änderungen der letzten zwei, drei Jahrhunderte erfolgten im Zuge der Entkolonialisierung der Welt, sowie infolge der beiden Weltkriege und dem Ende der Sowjetunion. Doch auch in den letzten 25 Jahren wurden einige Grenzen neu gezogen und auch neue Staaten gegründet.
Ob nun die Übertragung von Inseln von Russland an China im Jahr 2005, den Tausch von mehr als 160 Enklaven zwischen Indien und Bangladesch im Jahr 2015, oder der Gebietstausch zwischen Kirgisistan und Usbekistan im Jahr 2021 – einige Beispiele für friedliche Einigungen in Sachen Grenzen. Dann kommt die Gründung von Staaten wie Montenegro (2006), Kosovo (2008) und Südsudan (2011) infolge von Abspaltungen.
Die Aufnahme der Krim und mehrerer ostukrainischer Oblaste (wenngleich auch nur teilweise unter russischer Kontrolle) in die Russische Föderation infolge der militärischen Auseinandersetzung beider Länder reiht sich da in die Serie von Grenzverschiebungen ein. Dies, nachdem sich die Krim, Donetsk und Lugansk infolge des Maidan-Putsches 2014 für unabhängig erklärten und deshalb vom ukrainischen Militär und westukrainischen Neonazi-Milizen (z.B. das berüchtigte Asow-Bataillon) angegriffen wurden.
Heute, nach mehr als drei Jahren seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine, besteht zumindest die Chance auf eine friedliche Lösung des Konflikts. Donald Trump machte es (mit) möglich. Die ukrainischen Truppen in Kursk sind faktisch besiegt, die russischen Truppen erobern immer wieder neue Gebiete in der Ukraine und Kiew hat weder genügend Soldaten noch Kriegsmaterial, um die anhaltenden Verluste auch nur einigermaßen auszugleichen. Die Zeit und der Abnutzungskrieg spielen Moskau jedenfalls in die Hände.
Umso deutlicher wird es auch, dass das offensichtlich zwischen Washington und Moskau ausgehandelte Paket (u.A. Anerkennung der Krim als Teil Russlands, Einfrierung der Grenzlinien zum aktuellen Stand, keine NATO-Mitgliedschaft, aber Schutzmechanismus) der beste Deal ist, den Kiew noch erhalten kann. Oder wie Trump gegenüber Selenskyj auf seiner Social Media-Plattform Truth Social austeilte: “Er kann Frieden haben, oder er kann weitere drei Jahre kämpfen, bevor er das ganze Land verliert.” Der ukrainische Staatschef würde mit seinen “aufhetzenden Aussagen” eine Beendigung des Krieges erheblich erschweren.
So schwierig es für die ukrainische Führung auch sein mag (wer will schon als Verantwortlicher dafür in die Geschichte eingehen, ein Fünftel seines Landes verloren zu haben?), gilt es doch die Realitäten zu akzeptieren. Eine davon ist der Umstand, dass Russland militärisch am längeren Hebel sitzt. Weitere zwei-drei Jahre Krieg? Für Moskau nicht angenehm, aber machbar. Und für die Ukraine? Realistisch betrachtet kann sie vielleicht noch sechs bis zwölf Monate ihre Verteidigungsfähigkeit aufrecht erhalten. Dann werden die Frontlinien mangels Soldaten und Kriegsgerät zusammenbrechen. Doch dann ist eine Eingliederung von ganz “Noworossija” (bis hin nach Odessa) in die Russische Föderation möglich – samt einer von Moskau kontrollierten Übergangsregierung in Kiew für die Rest-Ukraine.
Am Ende dürfte Trump Recht haben. Besser ein schlechter Deal als gar keiner, was nur zu noch mehr Todesopfern und territorialen Verlusten führen würde. Die Option “bis zum letzten Ukrainer kämpfen” beinhaltet einen enormen Blutzoll auf beiden Seiten. Wie lange noch wollen Selenskyj und die ukrainische Führungsspitze versuchen, einen Krieg zu gewinnen, der einfach nicht mehr zu gewinnen ist? Moskau scheint hinter den Kulissen bereits eingelenkt zu haben – nun ist Kiew am Zug.