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Atriplex hortensis
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Die Gartenmelde (Atriplex hortensis) wird heute oftmals als Unkraut verschrien. Dabei hat die zu den Fuchsschwanzgewächsen zählende Pflanze eine lange Tradition als Kulturpflanze. Das imposante Wildkraut mit seinen markanten Fruchtständen ist ein durchaus leckeres und gesundes Wildgemüse.
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Botanischer Name | Atriplex hortensis |
Pflanzenfamilie | Fuchsschwanzgewächse |
Weitere Namen | Spanischer Spinat, Grüne Melde, Rote Melde |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | März bis Mai |
Blütezeit | Juli bis September |
Erntezeit | bis Anfang Juli (Blätter), ab September (Samen) |
Standort | sonnig bis halbschattig; mäßig feuchte und humose Böden |
Verwendung als Heilkraut | Verdauungsbeschwerden, Hautbeschwerden |
Verwendung als Gewürzkraut | Spinatersatz, Wildgemüse, Samen als Mehl |
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Gartenmelde erkennen und bestimmen – Merkmale
Die Gartenmelde ist ein auffällige, krautige und einjährige Pflanze. Sie erreicht Wuchshöhen von bis zu 2 Metern, wächst in der Natur jedoch oftmals zwischen 90 cm und 150 cm. Die Melde bildet eine lange Pfahlwurzel mit wenigen Seitenwurzeln aus, die im Boden jedoch meist seitwärts wächst. Auffällig ist die mehlige Oberfläche aller oberirdisch wachsender Pflanzenteile.
Die Eigenschaften und Merkmale der Gartenmelde zusammengefasst:
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Wuchshöhe | 90 bis 200 cm (selten 250 cm) |
Wuchsform | aufrecht und aufsteigend |
Lebensdauer | einjährig |
Blütezeit | Juli bis September |
Wurzel | Pfahlwurzel |
Geruch | kein besonderer Geruch wahrnehmbar |
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Blätter
Die kurz- bis langgestielten Blätter der Gartenmelde können Längen von bis zu 25 cm lang erreichen. Die Breite und Länge der Blätter nimmt von oben nach unten zu. Die oft lanzettlichen Laubblätter sind wechselständig am Stängel angeordnet und der Blattrand ist auffällig gesägt oder gebuchtet. Die Oberfläche der Blätter ist zudem auffällig strukturiert.
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Der Stängel der Gartenmelde ist viereckig, zeigt längliche Streifen und wächst von Weiten aus betrachtet oft wellig. Er kann rötlich oder grünlich gefärbt sein.
Blüten
Die Blütezeit der Gartenmelde dauert meist von Mitte Juli bis spät in den September. Dann bildet das Fuchsschwanzgewächs in einem ährigen bis rispigen Blütenstand stängellose kleine Blüten aus, die stets die Farbe der Blätter annehmen. Die Blüten bestehen immer aus 5 Hüllblättern und fünf Staubblättern. Sie können männlich, weiblich oder zwittrig sein. Nur weibliche Blüten enthalten keine Staubblätter sondern lediglich den Fruchtknoten.
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Früchte und Samen
Gartenmelde bildet in ihrer Gesamtheit recht schwere Fruchtstände aus. Beim Fruchttyp handelt es sich um Scheinfrüchte, die einen Umfang von bis zu einem Zentimeter haben können. Die Optik erinnert an viele kleiner tellerförmige bzw. ründliche Einzelfrüchte. Die Samen sind einer dünnen Fruchthülle bzw. -wand eingeschlossen.
Die Früchte können verschiedene Samen entwickeln. Zum einen werden kurzkeimfähige Samen ausgebildet, die eine bräunliche Färbung haben. Auf der anderen Seite werden langkeimfähige Samen ausgebildet, die eine schwarze Färbung haben. Durch die Ausbildung unterschiedlicher Samentypen schafft die Pflanze es, in wenigen Jahren mitunter große Pflanzenbestände auszubilden.
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Vorkommen und Systematik von Acker-Senf
Herkunft und Vorkommen
Die Gartenmelde ist heute fast auf allen Kontinenten anzutreffen. Sie entstand vermutlich als Kulturform als Züchtung verschiedener Meldenarten in der Region des heutigen Kasachstans. Von dort aus breitete sie sich östlich bis nach China und westlich bis nach Mittel- und Westeuropa aus. Sie ist heute wild sowohl in den Mittelmeerländern sowie vereinzelt in den Tropen zu finden.
Als Wildkraut findet man die Gartenmelde bei uns vor allem auf landwirtschaftlichen Feldern, in Wegrändern, auf feuchteren Wiesen und Weiden, als Kulturfolger in Städten sowie oftmals in Gärten.
Systematik von Atriplex hortensis
Die Gartenmelde (Atriplex hortensis) ist eine bekannte Wildpflanze, die in die botanische Familie der Fuchsschwanzgewächse eingeordnet wird. Sie ist u.a. mit Guter Heinrich verwandt, die sich in ihrer Nutzung ziemlich ähnlich sind.
Die Gattung der Melden (Atriplex) ist mit 300 Arten sehr artenreich. Allerdings kommen heute in Mitteleuropa davon lediglich etwa 20 Arten vor. Eine höhere Bekanntheit aus dieser Gattung haben u.a.:
- Pfeilblättrige Melde (Atriplex calotheca)
- Spreizende Melde (Atriplex patula)
- Frühe Melde (Atriplex praecox)
Von der Gartenmelde gibt es mehrere Unterarten bzw. Sorten:
- die Grüne Gartenmelde als Ursprungsform
- die Rote Gartenmelde (Atriplex hortensis var. rubra)
- die Weiße Gartenmelde (Atriplex hortensis var. atrosanguinea)
Exkurs: Die Rote Gartenmelde
Eine besondere Sorte ist die Rote Gartenmelde, die oft auch als Zierpflanze im Garten angebaut wird. Sie ist eine relativ späte Züchtung, die oft für die Herstellung von Trockenblumen genutzt wird. Die Rote Melde enthält deutlich mehr Anthocyane, kann aber genau wie die Grüne Melde auch als Nutzpflanze verwendet werden.
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Verwendung der Gartenmelde
Verwendung als Küchenkraut
Sie ist in den letzten Jahren als Wildgemüse und Speisepflanze zunehmend in Vergessenheit geraten. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass oftmals reifere Pflanzen probiert werden, die geschmacklich nicht viel zu bieten haben. Die Gartenmelde ist allerdings, wenn man sie richtig erntet und zubereitet, ein hervorragendes Wildkraut.
So kann man Gartenmelde in der Küche verwenden:
- junge Blätter können wie Blattsalat gegessen und zubereitet werden
- junge und ältere Blätter eignen sich als Wildgemüse und können wie Spinat zubereitet werden
- die Samen, als Mehl verarbeitet, können für Brote, für andere Teiggerichte oder auch zum Andicken von Suppen nutzen.
- Blüten können für als Zutat für Frischkäse oder Kräuterquarks verwendet werden
Der Geschmack der jungen Blätter kann als nussig, mit einer salzigen und süßen Unternote beschrieben werden. Je älter die Blätter werden, umso bitterer werden sie. Die Samen haben ebenfalls ein angenehmes nussig-würziges Aroma.
Gartenmelde ist sehr gesund und enthält zahlreiche Vitamine und andere Nährstoffe. Die Blätter haben hohe Anteile an Vitamin C und K, Kalzium, Zink, Selen, Eisen und Magnesium. Wer also Wert auf eine gesunde Ernährung legt, sollte der Melde unbedingt eine Chance geben.
Tipp: Perfekt harmoniert die Gartenmelde übrigens mit sauren Gewürzen oder Wildkräutern, wie z.B. dem Sauerampfer.
Eine gute Möglichkeit, Gartenmelde zu konservieren bzw. haltbar zu machen, ist das Einfrieren. So halten sich Vitamine und Mineralstoffe etwa ein Jahr lang.
Die Gartenmelde – Eine frühe Kulturpflanze
Gartenmelde war eines der ersten Gemüsesorten, die die Menschen überhaupt angebaut haben. Bereits für die alten Griechen war die Pflanze eine wichtige und gesunde Abwechslung im oft öden Speiseplan.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gab es sowohl in Europa als auch in Amerika und Australien zahlreiche Anbaugebiete, in denen die Gartenmelde kultiviert wurde. Sie war ein beliebtes Frühlingsgemüse. Doch mit der Eroberung des Echten Spinats ging der Anbau dieser alten Kulturpflanze schnell zurück. Die häufige und fast weltweite Verbreitung der Pflanze sind heute noch Zeugen davon, welche Bedeutung diese hatte.
Eine relativ hohe Bedeutung hat die Melde heute noch in Frankreich, wo ihr oft gegenüber dem Spinat der Vortritt gelassen wird. Auch in Spanien kennt man die Pflanze noch, was ihr alternativer Name Spanischer Spinat heute noch verrät.
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Verwendung als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.
Die Gartenmelde war im Mittelalter und der frühen Neuzeit ein bekanntes Hausmittel bei Nieren- und Blasenbeschwerden, bei Verdauungsbeschwerden, aber auch bei Hautkrankheiten wie Geschwüren. Heute wird sie als Heilpflanze kaum noch genutzt.
Bei Verdauungsbeschwerden wurde die Melde gekocht und gegessen. Das sollte vor allem Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung lindern. Bei Beschwerden von Leber und Galle wurden die gemahlenen Samen des Fuchsschwanzgewächses empfohlen, die man oft mit Odermennig kombinierte.
Für kleinere Hautbeschwerden oder Geschwüre nutzte man den Saft aus den Blättern, die man an kurz aufkochte und an die jeweilige Stelle streichte.
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Gartenmelde in Natur und Landschaft
Standort und Boden
An den Standort ist die Gartenmelde sehr flexibel. Sie bevorzugt zwar einen sonnigen Standort, um üppig zu wachsen. Sie toleriert aber auch halbschattige Lagen meist problemlos. Der Boden sollte vor allem mäßig feucht, humos und etwas durchlässig sein. Aber auch hier toleriert Atriplex hortensis andere Bodentypen.
Ökologie
Die Gartenmelde ist meist eine Zeigerpflanze für Feuchtigkeit, da sie trockene und sandige Standorte in den meisten Fällen meidet.
Für Insekten spielt die Gartenmelde keine sonderlich große Bedeutung. Gelegentlich finden Käfer und andere Gliedertiere jedoch passable Versteckmöglichkeiten. Für die Ausbreitung der Samen bedient sich die Pflanze vor allem mit Selbst- und Windbestäubung.
Für Vögel sind die Samen der Melde, die ab September zu finden sind, jedoch eine gern genommene Futterquelle.
Sammeln und Sammelhinweise
Die Gartenmelde als alte Kulturpflanze ist heute in vielen Gegenden in meist größeren Beständen zu finden. In Gärten und Äckern wird sie zuweilen sogar als Unkraut angesehen.
In Deutschland ist die Gartenmelde weder in ihrem Bestand gefährdet noch besonders geschützt. Sie kann daher in der Natur in normalen Mengen geerntet bzw. gesammelt werden.
Beim Sammeln des Wildkrauts kann es jedoch zu Verwechslungen kommen. Die folgenden Pflanzen werden mit der Gartenmelde gelegentlich verwechselt:
- Stinkender Gänsefuß (Chenopodium vulvaria): Diese giftige Pflanze zeigt sehr ähnliche Blätter, lässt sich aber durch seinen markanten Duft schnell von der Gartenmelde unterscheiden.
- Weißer Gänsefuß (Chenopodium album): Dieser Doppelgänger wird oft auch einfach Melde genannt und sieht der Gartenmelde im jungen Zustand zum Verwechseln ähnlich. An seinen bemehlten und meist etwas schmaleren Blättern kann man sie gut unterscheiden.
- Guter Heinrich Blitum bonus-henricus): Er kommt in der Natur heute nur noch selten vor und steht sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Seine Blätter sind oft wellig, am Blattgrund deutlich eingekerbt und von der Form her etwas pfeilartiger.
Bei der Bestimmung der Kräuter sollte daher besonders auf die Blattform und auf den Geruch geachtet werden.
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Weiterführende Literatur und verwendete Quellen
- Mandak, B. (2003): Germination requirements of invasive and non-invasive Atriplex species: a comparative study, Vol. 198, S. 45-54, DOI: 10.1078/0367-2530-00075
- Heistinger, A. und Arche Noah (2020): Handbuch Bio-Gemüse, Löwenzahn-Verlag, ISBN: 9783706627061
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https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Gartenmelde.html
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