Das Geoengineering-Start-up aus den USA „Make Sunsets“ führt zu einer hitzigen Debatte. Eine Umweltbehörde nimmt das Unternehmen nun unter die Lupe, das mit Wetterballons die Erde abkühlt und dann „CO2-Kredite“ verkauft.
In Europa wird dazu weiterhin geschwiegen, in den USA hat die Debatte über Geoengineering den Mainstream erreicht. Die Umweltbehörde EPA hat eine Untersuchung gegen das Start-up mit dem vielsagenden Namen „Make Sunsets“ eingeleitet, das mittels Wetterballons – nicht „Chemtrails“ – Schwefeldioxid in die Stratosphäre bringt.
Das 2022 gegründete Unternehmen hat laut eigener Aussage bereits über 124 Einsätze durchgeführt. Das Ziel: Die Erde abkühlen. Dabei sind die Risiken umfassend und unvorhersehbar: Welche ökologischen Folgen diese Experimente haben, ist ungewiss. TKP hat am Mittwoch berichtet, dass in Großbritannien nun ebenfalls – offiziell – stratosphärische Aerosolinjektionen unternommen werden. Finanziert wird das vom Staat höchst selbst.
Zunächst etwas mehr zur Methode von „Make Sunsets“:
Das Start-up nutzt Wetterballons, um Schwefeldioxid (SO₂) in die Stratosphäre in einer Höhe von über 20 Kilometern freizusetzen. Dort soll das SO₂ mit Wasserdampf reagieren und Sulfat-Aerosole bilden, die einen Teil des einfallenden Sonnenlichts zurück in den Weltraum reflektieren. Damit soll die angebliche „Erderhitzung“ bekämpft werden. Inspiriert ist das Verfahren von Vulkanausbrüchen, die die globale Temperatur vorübergehend um etwa 0,5 Grad Celsius gesenkt haben sollen. Wie etwa 1991 beim Ausbruch des Mount Pinatubo.
Damit soll natürlich auch Geschäft gemacht werden. Man verkauft dann sogenannte „Cooling Credits“. Ein Gramm SO₂ in der Stratosphäre soll die Erwärmungswirkung einer Tonne CO₂ für ein Jahr ausgleichen. Das behauptet das Unternehmen. Sie haben die Geschäftsidee verstanden?
Kunden können diese Credits kaufen, um ihren CO₂-Fußabdruck symbolisch zu kompensieren. Ein Credit kostet etwa 10 US-Dollar. Natürlich gibt es auch Abonnements und Rabatte für größere Mengen.
Das Sonnenlicht ist dann freilich für alle Menschen getrimmt, nicht nur für die „Kunden“.
Soviel zu „Make Sunsets“:
Die Umweltbehörde versucht nun gegen die Technik vorzugehen. Schwefeldioxid ist seit 1971 in den USA als Schadstoff reguliert. Logischerweise, denn kurzfristige Exposition kann das menschliche Atmungssystem schädigen und das Atmen erschweren.
Die EPA beruft sich auf Abschnitt 114 des Clean Air Act, um Informationen von Make Sunsets einzufordern. Das Unternehmen hat 30 Tage Zeit, um zu antworten. Man prüft mögliche Maßnahmen, um die Luftqualität zu schützen. Es ist unklar, wo die Ballons starten und woher das SO2 stammt.
In Mexiko sind die Aktivitäten des Unternehmens bereits verboten. Zudem ist ungewiss, wo die verboten. Auch 22 US-Bundesstaaten haben Gesetzesvorschläge eingebracht, um Geoengineering zu verbieten. Tennessee war 2024 der erste Staat, der ein Verbot umsetzte – TKP hat darüber regelmäßig berichtet. Vergangene Woche verabschiedete auch der Senat von Florida ein Gesetz, das das Einleiten von Chemikalien zur Beeinflussung von Wetter oder Klima verbietet. Verstöße werden mit einer Strafe von 100.000 Dollar geahndet.
Nun steigen auch Umweltschutzorganisation in den USA auf die Bewegung auf und fordern ein Ende unkontrollierter Geoengineering-Experimente und mehr Transparenz über die freigesetzten Stoffe und deren Risiken.
In Europa blockt man weiterhin ab, nennt Kritiker „Verschwörungstheoretiker“. Eine Debatte gibt es nicht.