Eine kontroverse Idee der Verkehrsbehörde unter der Leitung von Senator Anjes Tjarks (43, Grüne) sorgt in Hamburg für Aufsehen. Unter anderem für Lastenfahrräder sollen die Radwege verbreitert werden. Der Platz dafür soll durch Enteignung von Anwohner-Vorgärten geschaffen werden.
An einer der Hauptverkehrsstraßen Hamburgs sollen die Radwege von den gesetzlich vorgeschriebenen 1,50 Metern auf drei Meter verbreitert werden. Ziel sei es, Lastenfahrrädern das problemlose Überholen zu ermöglichen . Darüber berichtet das „Hamburger Abendblatt“. Doch der Platz für diese Verbreiterung soll durch die teilweise Enteignung von Vorgärten der Anwohner geschaffen werden. CDU-Regionalpolitiker Sven Hielscher (62) kritisiert die Pläne der Verkehrsbehörde scharf und spricht von purer Willkür. „Hier fahren so gut wie keine Lastenräder“, sagte er zu „Bild“. Bereits Anfang November sorgte die Grünen-Politikerin Alke Voß in Kiel für Aufsehen, als sie das Rückwärtsparken verbieten wollte .
Behörde bestätigt Pläne – Anwohner haben Angst vor Enteignung
Die Verkehrsbehörde bestätigte gegenüber „Bild“ die Pläne, die Teil einer sogenannten „Magistralen-Entwicklung“ seien. Ziel dieser Entwicklung sei es, die Bebauung der Einfallsstraßen zu verdichten, um mehr Platz für Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer zu schaffen. Konkret soll es sich dabei je Straßenseite um 4,25 Meter handeln. Diese setzen sich zusammen aus 1,50 Meter für die Radwege, 0,50 Meter für die Gehwege, der Rest für Grünstreifen und Fahrbahnverbreiterungen. Damit künftig vier Fahrbahnen für Autofahrer nutzbar gemacht werden können, sollen zudem nutzbare Parkstreifen entfallen.
Die Anwohner sind wenig begeistert von den Plänen der Verkehrsbehörde. Eine 76-jährige Rentnerin findet den Umbau überflüssig und plädiert dafür, das Geld lieber in den öffentlichen Nahverkehr zu investieren. „Die mögliche Enteignung macht uns Angst, weil wir unser Heim verlieren könnten. Der vorhandene Radweg reicht völlig“, sagen zwei ältere Anwohner, die seit 44 Jahren in ihrem Einfamilienhaus dort leben, der „Bild“. Laut „Hamburger Abendblatt“ befürchten andere Anwohner sogar eine „Autobahn durch Lurup“ direkt vor ihrer Haustür. Die Behörde versucht hingegen zu beschwichtigen und erklärt, dass es sich lediglich um Vorplanungen handele.
Zuletzt gab es auch Ärger im Hamburger Alstertal: In der einzigen Ladezone nahe der S-Bahn Poppenbüttel dürfen bald keine Verbrenner mehr zum Be- und Entladen halten.
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