22. Januar 2025

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Infraschall von Windrädern: Wie er sich auf den Menschen auswirkt

 

Kürzlich haben sich bei einem Referendum die Bürger in Kärnten mehrheitlich gegen den Bau von Windrädern in ihrem Bundesland ausgesprochen. Zu recht, der Schaden wird komplett unterschätzt. Der Infraschall hat einen direkten Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden.

Was hat es mit diesen niederfrequenten Brummtönen auf sich, die man nicht wirklich hören, aber irgendwie spüren kann? Es handelt sich um Infraschall, die Schallwellen unterhalb des menschlichen Hörbereichs, die überraschende Auswirkungen auf unseren Körper und Geist haben können. Einige gängige Beispiele für Quellen sind: Naturphänomene wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Meereswellen. Vom Menschen verursachte Quellen wie Windturbinen, Dieselmotoren und bestimmte Industriemaschinen.

Das Faszinierende an Infraschall ist, dass wir ihn zwar nicht bewusst hören können, unser Körper diese niederfrequenten Schwingungen aber dennoch wahrnehmen und darauf reagieren kann. Der menschliche Körper ist ein komplexes System, das verschiedene Reize aufnehmen kann, darunter auch Infraschall. Studien haben gezeigt, dass Infraschall uns auf verschiedene Weise beeinflussen kann:

Physiologische Auswirkungen

Niederfrequente Töne können körperliche Empfindungen wie Druck in den Ohren, Brustvibrationen und sogar ein Gefühl von Unbehagen oder Angst verursachen. Dies liegt daran, dass Infraschall das Gleichgewichtssystem stimulieren kann, das für das Gleichgewicht und die räumliche Orientierung verantwortlich ist. Es ist, als würde Ihr Körper versuchen, diese niederfrequenten Vibrationen zu verstehen, obwohl Ihre Ohren sie nicht richtig wahrnehmen können.

Die Fachärztin Dr. Ursula Maria Bellut-Staeck geht noch weiter und erklärt, dass sogar die „endothelialen Mechanotransduktion“ den „ungestörte Ablauf lebenswichtiger Funktionen wie Wachstum, Blutdruckregulation, Entzündungsablauf und Embryogenese“ negativ beeinflussen können. Mehr dazu hier.

Psychologische Auswirkungen

Infraschall kann auch psychologische Auswirkungen haben. Manche Menschen berichten von Angstgefühlen, Furcht oder sogar paranormalen Erfahrungen, wenn sie niederfrequenten Geräuschen ausgesetzt sind. Dies hat zu einigen interessanten Theorien darüber geführt, wie Infraschall mit Geistererscheinungen und anderen unerklärlichen Phänomenen zusammenhängen könnte.

Dazu gibt es Hinweise in dem ausgezeichnetem ZDF Video aus 2018, hier am Ende des Artikels, also dabei bleiben.

Wie funktioniert Infraschall und wie schadet er

Eine sehr ausführliche und penible Darstellung der Physik des Infraschalls und seiner physiologischen Wirkungen bringen Claire und Rory Flemmer unter dem Titel „Wind turbine infrasound: Phenomenology and effect on people“ (Infraschall von Windkraftanlagen: Phänomenologie und Auswirkungen auf den Menschen), die in Sustainable Cities and Society im Februar 2023 erschienen ist.

Infraschall wird gerne mit Autolärm verglichen. Der Schlüssel zum Verständnis der Phänomenologie von Infraschall liegt in seinen extrem großen Wellenlängen und seiner extrem geringen Dämpfung über sehr große Entfernungen.

Die Forscher fassen ihre Erkenntnisse so zusammen:

„Infraschall hat sehr lange Wellenlängen, eine ebene Wellenstruktur und liegt außerhalb des normalen Hörbereichs für moderate Schalldruckpegel. Die Dämpfung von Infraschall ist komplex; sie nimmt zunächst mit der Entfernung von der Quelle zu (wird leiser), kann aber über noch weitere Entfernungen abnehmen, sodass sie dann lauter wird. Wenn er mit Gebäuden interagiert, kann er sekundäre strukturelle Schwingungen erzeugen, die für die Bewohner wahrnehmbar sein können. Infraschall von Windkraftanlagen ist besonders störend, da die Geräuschsignatur kurze, häufige Episoden enthält und im Vergleich zu anderen kurzzeitigen Quellen (z. B. Züge) über längere Zeiträume anhält. Die meisten Menschen können wiederholte Geräusche „ausblenden“, aber bei manchen Menschen wird das zentrale Nervensystem sensibilisiert und sie leiden unter den Symptomen chronischen Lärmstresses wie Angstzuständen, Depressionen, kognitiven Dysfunktionen und Schlafstörungen. “

Man muss sich zunächst vergegenwärtigen wie unterschiedlich Infraschall vom hörbaren Schall ist.

Infraschall mit einer Frequenz von 1 Hz (Hertz kurz Hz: Schwingungen pro Sekunde) hat eine Wellenlänge von etwa 343 m, während 10.000 Hz, also hörbarer Schall, eine Wellenlänge von etwa 34,3 mm hat. Bei solch unterschiedlichen Wellenlängen ist es nicht überraschend, dass sich Infraschall und hörbarer Schall unterschiedlich verhalten und unterschiedlich behandelt werden müssen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass sich Infraschall weite Strecken mit weitaus geringerer Dämpfung zurücklegt und andere Wechselwirkungen mit Gebäuden hat.

Infraschall von Windkraftanlagen unterscheidet sich auch von anderen Infraschallquellen, da er über lange Zeiträume hinweg vorhanden ist und mit zunehmender Anzahl von Windkraftanlagen immer häufiger auftritt. Daher ist es wichtig, die Auswirkungen von Infraschall von Windkraftanlagen auf den Menschen zu verstehen.

Infraschall wird über sehr weite Distanzen übertragen: „Nach dem Stokes’schen Gesetz ist die klassische Schalldämpfung ungefähr proportional zum Quadrat der Schallwellenfrequenz. Daher ist die Dämpfung eines 10.000-Hz-Schalls um 108-mal größer als die Dämpfung eines 1-Hz-Schalls.“

Dazu kommt, dass Gebäude und andere von Menschen errichtete Strukturen selbst schwingen und vom Infraschall angeregt werden können: „In der bebauten Umgebung vibrieren große Strukturen wie Brücken, Dämme und Gebäude mit einer Eigenfrequenz, die im Infraschall-Frequenzspektrum liegt.“

Die Forscher verweisen auf ein mittlerweile doch recht umfangreiche Literatur zu Schäden für Menschen und deren beide Arten:

„Menschen fühlen sich durch Infraschall von Windkraftanlagen stärker belästigt als durch andere Quellen, und es gibt zahlreiche Berichte über die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit (Baeza Moyano und Gonzalez Lezcano, 2022; Michaud et al., 2016). van Kamp und van den Berg (20 18, 2021) und Tonin (2018) geben einen Überblick über dieses Thema und diskutieren, ob zwei Pathologien, nämlich die vibroakustische Erkrankung (VAD) und das Windturbinensyndrom (WTS), bei Menschen auftreten, die in der Nähe von Windturbinen leben und langfristig Infraschall ausgesetzt sind.“

Und hier sind die klinischen Symptome:

„VAD ist mit einer Verdickung der kardiovaskulären Strukturen verbunden, die mit Depressionen, Reizbarkeit und verminderten kognitiven Fähigkeiten einhergeht. Zu den WTS-Symptomen gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Druck im Ohr, Schwindel, Vertigo, Übelkeit, Sehstörungen, Tachykardie, Reizbarkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowie Panikattacken.“

Recherche-Ergebnisse des ZDF zu Schäden von Infraschall

Diese Folge der Wissenschaftssendung „planet e“ des deutschen Fernsehsenders ZDF, die im November 2018 ausgestrahlt wurde, untersucht den von großen Windkraftanlagen erzeugten Infraschall und seine schwerwiegenden potenziellen Folgen für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden. Während immer mehr Windparks in der Nähe von Wohngebieten gebaut werden, werden Fragen zur Sicherheit der Anwohner selten gestellt. Diese Wissenschaftssendung ist eine bemerkenswerte Ausnahme.

Erhalten ist leider nur mehr die auf Englisch synchronisierte Version, die deutsche wurde gelöscht und ist öffentlich nicht mehr auffindbar.

 

Infraschall von Windrädern: Wie er sich auf den Menschen auswirkt