Eine am 10. Dezember in der Zeitschrift Neuroscience of Consciousness veröffentlichte Studie legt nahe, dass Überwachungskameras die Art und Weise verändern können, wie unser Gehirn visuelle Informationen verarbeitet. Das gilt insbesondere für die Erkennung von Gesichtern und potenziellen Bedrohungen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Privatsphäre des Einzelnen, sondern auch auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Außerdem stellt sich die Frage, auf welche subtile Weise die Überwachung die menschliche Wahrnehmung und die soziale Interaktion verändert. (Vgl. academic.oup.com)
Ein Forscherteam der University of Technology Sydney, Australien, unter der Leitung von Associate Professor Kiley Seymour, führte ein Experiment durch, bei dem 54 Studenten in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: Eine Gruppe bearbeitete eine visuelle Aufgabe, während sie von mehreren Überwachungskameras beobachtet wurde. Die Kontrollgruppe führte die gleiche Aufgabe ohne Kameras durch. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer, die von Überwachungskameras beobachtet wurden, Gesichter und potenzielle Bedrohungen schneller erkannten, wobei die erhöhte Aufmerksamkeit offenbar instinktive Überlebensmechanismen ansprach.
Associate Professor Kiley Seymour, Hauptautor der Studie, äusserte sich dazu in einer Erklärung:
Wir haben direkte Beweise dafür gefunden, dass eine auffällige Überwachung durch Videoüberwachung die tief verwurzelten und unwillkürlichen Funktionen der menschlichen Sinneswahrnehmung deutlich beeinflusst: Nämlich die Fähigkeit, ein Gesicht bewusst zu erkennen.
(Vgl. studyfinds.org)
Diese erhöhte Wahrnehmung war spezifisch für soziale Stimuli, wie z.B. Gesichter zurückzuführen und nicht darauf, dass die Teilnehmer sich mehr anstrengten oder unter Beobachtung aufmerksamer waren. Die Ergebnisse haben Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Denn Überempfindlichkeit im Hinblick auf Blicke, ist ein häufiges Symptom bei Erkrankungen, wie Psychose und sozialer Angststörung.
Die Studie ergab auch eine Diskrepanz zwischen dem bewussten Erleben der Teilnehmer und der Reaktion ihres Gehirns. Die Teilnehmer berichteten, dass sie sich trotz der erheblichen Auswirkungen auf ihre grundlegenden sozialen Prozesse kaum Gedanken über die Überwachung machten. Die Studie hatte nicht nur Auswirkungen auf die Privatsphäre des Einzelnen. Sie wirft auch Fragen zur psychischen Gesundheit der Bevölkerung auf und zeigt, auf welch subtile Weise die Überwachung die menschliche Wahrnehmung, und die soziale Interaktion, verändern kann.
Da die Überwachungstechnologie immer weiter voranschreitet, wird es immer wichtiger, die unbewussten Auswirkungen der Überwachung zu verstehen – insbesondere mit dem Aufkommen von Neurotechnologie, die potenziell unsere mentalen Aktivitäten überwacht. Die Studie deutet darauf hin, dass die ständige Beobachtung uns möglicherweise auf einer tieferen Ebene beeinflusst, als bisher angenommen und grundlegende Wahrnehmungsprozesse verändert, die normalerweise außerhalb unseres Bewusstseins ablaufen.
Der obige Text ist eine Zusammenfassung des Artikels „Big Brother beobachtet nicht nur – er verändert die Funktionsweise unseres Gehirns“, veröffentlicht von Study Finds.
Quelle: The Exposé