11. April 2025

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„Ist es nicht schön?“ – Trumps außenpolitische Höhepunkte in seiner Kongressrede

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ür aufmerksame Beobachter hielt Präsident Donald Trump in seiner 1 Stunde und 40 Minuten langen Rede vor dem Kongress am Dienstagabend wenig Überraschungen bereit. Wie erwartet zählte er eine Vielzahl an Erfolgen auf und präsentierte zahlreiche neue Initiativen – von der Einführung von Zöllen, der Verstärkung der Grenzsicherheit, der Bekämpfung des „Woke“ in Schulen bis hin zum Bau einer massiven Erdgaspipeline in Alaska.

Er prahlte mit dem Rückzug der USA aus einer Reihe von – wie er sie nannte – „unfairen“ und „korrupten“ multilateralen Institutionen, darunter die Weltgesundheitsorganisation und das Pariser Klimaabkommen. Zudem versprach er die „größte Wirtschaft in der Geschichte“ und sicherte zu, dass die Republikaner die Verlängerung der Steuersenkungen durchsetzen würden.

Doch während diese Themen einen Großteil der Rede ausmachten, war Trumps Botschaft zur Außenpolitik kurz und bündig: Frieden.
Frieden im Nahen Osten und Frieden in der Ukraine.

Wie genau er das erreichen will, bleibt offen – und wird Stoff für zahlreiche zukünftige Analysen sein. Doch für den gestrigen Abend klang das alles erstaunlich einfach.

 

Naher Osten: Abraham-Abkommen statt Gaza-Strategie

Zum Nahost-Konflikt blieb Trump bemerkenswert vage. Das Wort „Israel“ fiel lediglich im Zusammenhang mit der Eisenkuppel, während „Gaza“ nur kurz im Zusammenhang mit der Freilassung von Geiseln erwähnt wurde.

Kein Wort über den gescheiterten Waffenstillstand, keine Erwähnung seines früheren Plans, aus dem verwüsteten Gaza eine „Riviera“ zu machen. Stattdessen erinnerte Trump an die Abraham-Abkommen, die während seiner ersten Amtszeit zwischen Israel und einigen arabischen Staaten geschlossen wurden.

Er nannte sie „eines der bahnbrechendsten Friedensabkommen seit Generationen“ und erklärte:
„Wir werden auf dieser Grundlage aufbauen, um eine friedlichere und wohlhabendere Zukunft für die gesamte Region zu schaffen.“

Die Politikwissenschaftlerin Annelle Sheline vom Quincy Institute wies darauf hin, dass genau diese Abkommen – die darauf basierten, dass Israel mit arabischen Staaten normalisierte, ohne die Palästinenserfrage zu lösen – die Hamas zu den Angriffen vom 7. Oktober motivierten.

Doch Trump verweilte nicht lange beim Nahen Osten.
Kein Wort über Iran als „größte Bedrohung der USA“.
Kein Hinweis darauf, ob er US-Truppen aus Syrien abziehen wird.

Stattdessen sprang er direkt zum nächsten großen Thema: die Ukraine.

 

Ukraine: Trump stellt US-Hilfen ein – bis Selenskyj verhandelt

Trump räumte ein, dass das Thema Ukraine die Nachrichten dominiert hatte. Doch nun zog er eine klare Linie:

Er setzt die gesamte US-Hilfe für Kiew aus, bis Präsident Wolodymyr Selenskyj an den Verhandlungstisch kommt.

Er behauptete erneut fälschlicherweise, dass die US-Hilfe 300 Milliarden Dollar betragen habe (tatsächlich sind es rund 180 Milliarden). Dennoch bezeichnete der Analyst Mark Episkopos vom Quincy Institute diese Entscheidung als das bisher stärkste Signal, dass weitere US-Unterstützung nur gewährt wird, wenn Kiew zu Verhandlungen mit Moskau bereit ist.

Trump las sogar einen Brief von Selenskyj vor, in dem dieser angeblich schrieb:
„Die Ukraine ist bereit, sich so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zu setzen, um einem dauerhaften Frieden näher zu kommen. Niemand wünscht sich den Frieden mehr als die Ukrainer… Mein Team und ich sind bereit, unter der starken Führung von Präsident Trump für einen dauerhaften Frieden zu arbeiten.“

Trump kommentierte dies mit:
„Ich weiß es zu schätzen, dass er diesen Brief geschickt hat. Ich habe ihn erst vor kurzem erhalten.“

Allerdings ließ er offen, ob er die US-Hilfen wieder aufnehmen wird. Gleichzeitig sagte er:
„Wir haben ernsthafte Gespräche mit Russland geführt und starke Signale erhalten, dass sie zum Frieden bereit sind.“

Dann beendete er den Abschnitt mit der rhetorischen Frage:
„Wäre das nicht schön?“

 

Grönland und der Panamakanal: Überraschende Statements

Während Trump beim Thema Ukraine auf Deeskalation setzte, klangen seine Worte zu Grönland und dem Panamakanal ganz anders:

Grönland:
„Wir unterstützen Ihr Recht, Ihre Zukunft selbst zu bestimmen, und wenn Sie sich entscheiden, heißen wir Sie in den Vereinigten Staaten willkommen.“
„Wir brauchen Grönland für unsere nationale und internationale Sicherheit.“
„Ich denke, wir werden es so oder so bekommen.“

Panamakanal:
Trump blieb dabei:
„Wir werden ihn zurückfordern.“

Allerdings auf wirtschaftlichem Weg: Ein BlackRock-Konsortium werde zwei wichtige Häfen am Kanal kaufen, die derzeit einem Hongkonger Unternehmen gehören. Das 22,8 Milliarden Dollar schwere Geschäft wurde bereits zuvor angekündigt.

Trump sagte:
„Der Panamakanal wurde von Amerikanern gebaut, für Amerikaner. Nicht für andere – aber andere könnten ihn nutzen.“

Besonders China bereitete ihm Sorgen – allerdings erwähnte er es in seiner Rede kaum direkt im Zusammenhang mit dem Kanal.

 

Fokus auf die eigene Hemisphäre – und zwei große Kriege

Trumps Außenpolitik konzentrierte sich in seiner Rede auf drei Kernbereiche:
Die eigene Hemisphäre (Mexiko, Zölle auf NAFTA-Partner, Panama, Grönland)
Die Ukraine (Verhandlungen statt fortgesetzte US-Hilfe)
Der Nahe Osten (mehr Waffen für Israel, unklare Haltung zum Waffenstillstand)

Obwohl seine Haltung zum Nahen Osten weiterhin unklar bleibt, zieht er in der Ukraine eine klare Linie:
„Es ist Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden. Es ist Zeit, das Töten zu beenden. Es ist Zeit, den sinnlosen Krieg zu beenden. Wenn man Kriege beenden will, muss man mit beiden Seiten reden.“

Und dann wiederholte er seine Frage:
„Wäre das nicht schön?“

 

Fazit: Eine ruhige, aber bedeutungsvolle Außenpolitik-Rede

Trumps Rede wird sicherlich aus vielen Blickwinkeln analysiert werden – vielleicht nennen sie einige sogar „schön“.

Doch seine außenpolitischen Ausführungen waren kurz, unaufgeregt und nicht übermäßig dramatisch – und vielleicht ist das ausnahmsweise einmal keine schlechte Sache.

 

 

„Ist es nicht schön?“ – Trumps außenpolitische Höhepunkte in seiner Kongressrede