Eine bahnbrechende Studie mit über einer halben Million Teilnehmerinnen liefert neue Erkenntnisse im Kampf gegen Darmkrebs: Die Wissenschaft bestätigt – Milch und Joghurt können das Krebsrisiko – insbesondere in Sachen Darmkrebs – deutlich senken. Doch der Teufel steckt im Detail.
Die im renommierten Fachjournal Nature Communications veröffentlichte Untersuchung mit dem Titel “Diet-wide analyses for risk of colorectal cancer: prospective study of 12,251 incident cases among 542,778 women in the UK” räumt mit einem weitverbreiteten Irrglauben auf. Während viele Menschen täglich zur Kalzium-Tablette greifen, zeigt die Forschung: Ausgerechnet diese gut gemeinte Gewohnheit könnte mehr schaden als nutzen.
“Ein Glas Milch täglich reduziert das Darmkrebsrisiko um beachtliche 14 Prozent”, erklärt Studienleiterin Keren Papier. Der Clou dabei: Es muss nicht zwingend die klassische Milch sein. Auch Kalzium aus grünem Gemüse entfaltet seine schützende Wirkung. Die Mechanismen dahinter sind faszinierend: Das Kalzium verbindet sich mit Gallensäuren und freien Fettsäuren zu einer Art “natürlicher Seife”, die die Darmwand vor Schäden schützt. “Es ist wie eine sanfte Reinigung von innen”, erläutert Papier den Prozess.
Doch die Studie offenbart auch Überraschendes: Nicht alle Milchprodukte sind gleich wirksam. Während Milch und Joghurt punkten können, fallen Käse und Eiscreme durch. Ein weiterer Dämpfer für Supplement-Enthusiasten: Kalziumtabletten können das Krebsrisiko sogar erhöhen – besonders bei Frauen und Rauchern. “Die Natur ist schlauer als wir denken”, kommentiert Ernährungsexpertin Catherine Gervacio. “Kalzium aus Lebensmitteln wird langsam und optimal aufgenommen. Bei Supplementen hingegen wird der Körper regelrecht geflutet – mit möglicherweise fatalen Folgen für Nieren und Herz.”
Die Empfehlung der Experten ist eindeutig: zurück zur natürlichen Kalziumversorgung. Die täglich empfohlenen 1.000 Milligramm lassen sich problemlos durch drei große Gläser Milch plus ausgewogene Ernährung decken. Supplemente sollten nur nach ärztlicher Anordnung und bei nachgewiesenem Mangel eingenommen werden. Die Studie bestätigt einen weltweiten Trend: In Ländern mit hohem Milchkonsum ist das Darmkrebsrisiko deutlich niedriger. Interessanterweise steigt bei Menschen, die aus Ländern mit geringem in Länder mit hohem Milchkonsum ziehen, das Krebsrisiko nicht an – vorausgesetzt, sie behalten ihre traditionellen Ernährungsgewohnheiten bei.
Ein weiterer Pluspunkt der natürlichen Kalziumquellen: Sie liefern zusätzliche gesundheitsfördernde Substanzen. Grünes Gemüse etwa punktet mit Ballaststoffen und Antioxidantien, während fermentierte Milchprodukte die Darmflora positiv beeinflussen. Die Botschaft ist klar: Wer sein Darmkrebsrisiko senken will, sollte auf natürliche Kalziumquellen setzen und Supplemente kritisch hinterfragen. Manchmal ist weniger eben mehr – besonders wenn es um unsere Gesundheit geht.