15. November 2024

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Merz – Retter der westlichen Werte

 

Was Selenski nicht schafft, nämlich Russland in die Knie zu zwingen und damit Europa und die ganze Welt vor der anrollenden russischen Kriegsmaschine zu schützen, Merz hat es drauf.

Niemand sollte Zweifel daran hegen. Der Plan ist großartig. So, wie alle Pläne immer großartig sind. Das ist der Sinn der Pläne.

Merz, oder sollte man ihn schon „Friedrich der Größere“ nennen, wird also Kanzler. Kaum ist die Tinte unter der Ernennungurkunde trocken und die Kenntnisnahme der Kanzlerakte dokumentiert, wird er Putin ein Fax schicken. In diesem Fax stellt er Putin das Ultimatum:

„Entweder Sie, sehr geehrter Herr Präsident der Russischen Föderation, stellen binnen 24 Stunden alle kriegerischen Handlungen gegen den EU- und NATO-Beitrittskandidaten Ukraine ein, oder ich gebe dem Präsidenten der Ukraine alle funktionstüchtigen Taurus Marschflugkörper der Bundeswehr zu dessen freier Verfügung, also einschließlich der Bombardierung des Kreml, in dem Sie, sehr geehrter Towarisch Putin, so gerne zu residieren pflegen.“

Niemand sollte nun annehmen, es handle sich um eine leere Drohung. Um einen Bluff, dem Merz, in Trump’scher Manier einen Deal folgen lassen will. So viel Vertrauen muss man als Deutscher in seinen wahrscheinlich nächsten Bundeskanzler setzen. Man sollte auch nicht annehmen, Merz habe dieses Ultimatum, das ja im Grunde heute schon gilt, obwohl es erst nach seiner Amtseinführung realisiert werden kann, ohne Rücksprache mit Militärexperten formuliert. Da waren doch diese Spezialisten, die sich schon einmal öffentlich Gedanken gemacht haben,  wie viele  Taurusse sie bräuchten, um die Krimbrücke ins Wasser fallen zu lassen. Daran wird Merz wohl angeknüpft haben.

Die Lage ist ja auch vollständig klar. Die ausgelagerte Bundeswehrzeugamtsbestandsfortschreibungsstelle „Wikipedia“ weiß, dass Deutschland einst 600 Exemplare des Taurus bestellt und erhalten hat, und dass etwa die Hälfte davon einsatzbereit ist. Unklar bleibt, ob bekannt ist, welche Hälfte. Macht aber nichts. Um die russische Luftabwehr zu überwinden, ist es sowieso besser, mehr solcher Luftfahrzeuge loszuschicken als mindestens benötigt werden. Selenski wird also alle 600 bekommen.

Nun wäre es optimal, die Ukraine könnte 24 Stunden nachdem Merz sein Fax versandt hat, mit allen 600 Marschflugkörpern die vorherbestimmten Ziele tief im russischen Hinterland angreifen. Sozusagen ein Enthauptungsschlag ohne weitere Vorwarnung. Die Taurusse sind schließlich schnell wie Kruppstahl. Bis die russische Luftabwehr die überhaupt entdeckt, sind die ja schon wieder viel weiter und auch schon gleich am, bzw. im Ziel.  Hundert auf  Moskau, hundert auf Kaliningrad, 70 auf St. Petersburg, 50 auf Wladiwostok, 50 auf Nowosibirsk, hundert auf die Krim, … wieviele haben wir da noch? Was, so viele? Wohin damit? Was gibt’s denn sonst noch in Russland? Ist da jemand aus der DDR, der noch ein paar russische Städte kennt, die als Ziele in Frage kämen?

Nun, und das weiß natürlich auch Friedrich Merz, es wäre optimal, wenn die Ukraine auch noch über 600 Trägerflugzeuge verfügte, die den Taurus tragen können. Wie viele Selenski davon hat, weiß selbst die Wikipedia nicht, nicht einmal, wie viele der frisch gelieferten F16 noch einsatzfähig sind, nur, dass die sich aus Respekt vor der russischen Luftabwehr nicht in die Nähe der Frontlinie trauen.

Wir sollten Friedrich Merz vertrauen und ihm gewissermaßen alles zutrauen. Er wird der Ukraine doch keine Waffen überlassen, die von der Ukraine gar nicht genutzt werden können, das wäre ja wie … Patronen liefern, aber keine Gewehre. Nein. Da hat sich der künftige Kanzler ganz bestimmt auch schlau gemacht. Erinnern wir uns nur an Iris T, ein Luftabwehrsystem, das ursprünglich auch nur von Flugzeugen aus eingesetzt werden sollte und konnte. Kaum war klar, dass der Ukraine die passenden Flugzeuge fehlen, schon war die bodengestützte Version verfügbar. Klar, dass das mit den Taurussen auch funktioniert. Also wird jeder dieser Marschflugkörper mit seiner eigenen Startrampe geliefert. Krieg macht erfinderisch.

Eine kleine Korrektur wird sich allerdings nicht vermeiden lassen. Nowosibirsk und Wladiwostok sind so weit außerhalb der Reichweite von Taurus Marschflugkörpern, dass sie – trotz perfekter Zielprogrammierung – dort niemals ankommen werden. Auch die für St. Petersburg bestimmten Taurusse dürften irgendwo zwischen Astrilovo und Parishevo in den Wald fallen. Da rächt es sich, dass Adenauer den Wernher von Braun an die USA abgetreten hat. Die haben die Interkontinentalraketen.

Nun, jeder kann sich irren, und ich bitte um Entschuldigung, dass ich den Plan des künftigen Kanzlers so missverstanden habe, bis am Ende dieses „Unmöglich“ stand, das selbstverständlich im richtigen Plan so nicht vorkommen kann.

Merz weiß doch, was mit dem Taurus geht, und was nicht. Daher wird er Selenski empfehlen, alle 600 auf Moskau loszulassen, einen nach dem anderen, so wie damals die V1 und die V2 schön nacheinander auf London losgelassen wurden. Das Problem war ja seinerzeit, dass sie nicht richtig getroffen haben. Das ist beim Taurus – mit seinen vier unabhängigen Navigationssystemen – vollkommen ausgeschlossen.

Das Stadtgebiet Moskaus umfasst 2.511 Quadratkilometer. Wenn so ein Taurus richtig gut trifft und mit der passenden Munition bestückt ist, dann kann er schon großen Schaden anrichten, also eine fast fußballplatzgroße Verwüstung anrichten. 300 Stück davon sollen funktionieren. Das wären dann 300 Fußballfelder, also wahnsinnige drei Millionen Quadratmeter, mehr als ein Zehntel Prozent der Fläche Moskaus. Das wird Putin verdammt weh tun. Ich meine, man kann sich das schwer vorstellen, aber es ist so, wie wenn einem ein 20 Zentimeter langes und einen Zentimeter breites Tattoo gestochen wird. Das ist ungefähr das Verhältnis zur gesamten Hautfläche von 1,8 Quadratmeter.

Ich fürchte, ich habe mich schon wieder in Friedrich Merz getäuscht. Das kann doch auch nicht der Plan sein. Der Mann ist klüger. Der denkt immer schon eine Ecke weiter. Der hat auch alles gelesen, was Putin im Laufe der Zeit so von sich gegeben hat.

War da nicht die Ansage, sollte die Krimbrücke mit deutscher Hilfe zerstört werden, würde er, Putin, höchstpersönlich dafür sorgen, dass in Deutschland vier Brücken zerstört werden? Darauf scheint Merz zu bauen. Selenski braucht gar nicht alle Taurus Marschflugkörper. Drei oder vier würden genügen, vielleicht nochmal so viele in Reserve, falls die Brücke beim ersten Anlauf noch stehenbleibt.

Dann macht Putin vier Brücken in Deutschland kaputt, und dann haben wir den Bündnisfall, und dann müssen die Amis ihre Langstreckenraketen auf Nowosibirsk und Wladiwostok abfeuern. Da kriegen wir gar nichts mit davon, die nehmen die Polroute. Dann schießen die Russen zurück auf die Amis, und wir kriegen wieder nichts davon mit. Irgendwann hört das dann auch auf, und wenn wir das mitkriegen, dann nehmen wir die Ukraine in die EU auf. Das ist der Plan.

Unglücklicherweise ist auch der nichts mehr wert. Aber da kann Friedrich Merz nichts dafür.

Es ist nämlich nicht mehr so, dass wir nur erst unsere 2 Prozent bezahlen müssten, um von den USA beschützt zu werden. JD Vance hat es laut gesagt: Erst muss wieder Meinungsfreiheit in Deutschland herrschen, sonst lassen wir euch hängen, wenn der Russe kommt.

Nun, die 2 Prozent waren schon immer machbar. Pistorius hat das jetzt sogar freiwillig auf 3,5 Prozent erhöht. Das mit der Meinungsfreiheit ist hingegen eine schier unüberwindliche Hürde. Wo kommen wir da denn hin, wenn Hass und Hetze ungelöscht und ungebremst und unstrafangedroht in die große deutsche Welt geblasen werden dürfen? Kein Wunder, dass er davon noch nichts gesagt hat, der künftige Kanzler, wie er das machen will, mit der Meinungfreiheit. Ich schätze, das weiß er selbst noch nicht. Von daher kann davon ausgegangen werden, dass das Fax an Putin erst einmal nicht zum Versand kommen wird. Denn dass Putin tatsächlich innerhalb von 24 Stunden aus der Ukraine abzieht, das war ja nie zu erwarten. Es ging doch nur darum, den Taurus-Verkauf an die Ukraine vor den deutschen Wählern zu rechtfertigen. Wenn dann aber für eine russische Brücke vier deutsche in Stücke gehauen werden, dann ist das ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis, zumal es vermutlich zwanzig Jahre dauern wird, bis auch nur eine deutsche Brücke wieder steht, während die Krim-Brücke wahrscheinlich nach einem halben Jahr wieder repariert sein wird.

Was wieder einmal bestätigt, was unsere Transatlantiker schon immer sagen:

Mit NATO geht alles.

Ohne NATO geht es bestenfalls in die Hose.

Also überlegen Sie sich schon heute gut, wem Sie am 23. Februar 2025 Ihre Stimme geben.   Merz ist vielleicht doch nicht die beste Wahl.

 

Merz – Retter der westlichen Werte