15. April 2025

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Museen Burg Altena – Es geht auch anders

 

Ausstellungen und Exponate wurden zunehmend zur Propaganda (Wokeness, Klima, Corona, Krieg) genutzt, gleichzeitig mussten ihre Besucher immer höhere Eintrittsgelder bezahlen. In diesem düsteren Zustand befinden sich viele deutsche Museen. Die Museen Burg Altena sind eine absolute Ausnahme. Eine heile Welt existiert aber auch in der Stadt Altena im gebirgigen Märkischen Land südlich des Ruhrgebietes nicht.

In letzter Zeit wurde auf TKP kritisch über einige Museen und Freizeiteinrichtungen in Deutschland berichtet, die in ihren Ausstellungen und Exponaten den Zeitgeist des gesellschaftlichen Zerfalls wiederspiegeln, aber gleichzeitig ihre Eintrittspreise massiv erhöht haben (Senckenbergmuseum 2005: 5 Euro, 2024: 12 Euro, Luisenpark Mannheim 1980: 2,00 DM, 2024: 12 Euro, besonders krass: Museum Kloster Eberbach: 1978: 1 DM, 2025: 16 Euro!).

Einen anderen Weg ist das Märkische Museum auf Burg Altena gegangen. Im Jahr 2024 stand aufgrund von EU-Vorgaben die Beschaffung eines neuen Kassensystems an. Berechnungen des Trägers des Museums, des Märkischen Kreises, haben ergeben, dass die Kosten für Soft- und Hardware, für Wartung, die Löhne der Kassiererinnen und die Verwaltungskosten im Zusammenhang mit der Verbuchung der Eintrittsgelder diese bisher in Höhe von 6 Euro erhobenen Gelder (für einen Erwachsenen) vollständig aufgezehrt hätten. Anstatt etwa den Eintritt massiv hochzuschrauben, hat man sich entschieden, sie ab April 2024 ganz abzuschaffen! Meine Frage, ob seitdem die Zahl der Besucher zugenommen hat, konnte eine Aufsichtsperson nicht beantworten. Sie sagte aber, dass die Burg seitdem sehr viel häufiger von Familien mit Kindern aufgesucht werde, was ich aus eigener Anschauung bestätigen kann. Offensichtlich können sich heute viele Familien selbst die vergleichsweise moderaten Eintrittsgelder von 6 Euro pro Erwachsenen nicht so ohne weiteres leisten.

 

Stadt Altena mit Fluss Lenne und der Burg

 

Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass die Betreiber die Eintrittspreise kaum hätten erhöhen können. Das Geld wäre so oder so weggefallen. Altena liegt im Bergischen Land am südlichen Rand des Ruhrgebietes in einer Industrieregion weitab der bekannten Touristenrouten. Auch mit internationalen Gästen ist eher nicht zu rechnen, wollen sie doch in Deutschland ein idealisiertes Mittelalter wie zum Beispiel in Neuschwanstein, am Rhein und in Rothenburg ob der Tauber erleben und nicht Industriegeschichte. Industrie haben sie zuhause auch – im Unterschied zu Deutschland, wenn die Deindustrialisierung so weiter geht. Während sich in der Rhein-Main- und teilweise auch in der Rhein-Neckar-Region der private Reichtum konzentriert, ist Nordrhein-Westfalen und insbesondere das Ruhrgebiet eine Armutsregion. Mit anderen Worten – höhere Eintrittsgelder hätte der Markt wohl nicht hergegeben. Allerdings zeigt dieser Schritt, dass es den Verantwortlichen des Märkischen Kreises wenigstens in dieser Frage um das Wohl der Menschen und nicht das von irgendwelchen Kapitalisten, wie Kassenherstellern ging. So handeln nur noch ganz wenige Kommunalpolitiker in Deutschland.

Dabei lohnt sich ein Besuch durchaus. Die Burg Altena wurde um das Jahr 1000 gegründet und war lange Zeit Sitz der Grafen der Mark. In der frühen Neuzeit setzte Verfall ein, bis sie zwischen 1907 und 15 recht originalgetreu wieder aufgebaut wurde.

Auf der Burg Altena wurde 1909 die erste Jugendherberge der Welt eingerichtet. Inzwischen ist sie in das südliche Torhaus gezogen und die alten Räume sind Teil der Museen Burg Altena. Sie bestehen im Wesentlichen aus je einem riesigen Jungen- und Mädchenschlafsaal und zwei Aufenthaltsräumen. Im Allgemeinen war die Einrichtung sehr spartanisch.

 

Erste Jugendherberge der Welt, Jungenschlafsaal

 

Die Museen auf Burg Altena zeigt zudem unter anderem verschiedene Gesteine der Mark, es gibt es detaillierte, allerdings veraltete Hochreliefkarte des Sauerlandes, das Skelett eines Höhlenbären, Waffen und Rüstungen aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, sakrale Kunst mit dem sehr bekannten spätgotischen Herscheider Altar, historisches Rechtswesen mit Exponaten zu Folter und Hexenverfolgungen.

Besonders interessant waren die Ausstellungen zur Proto-Industrialisierung. Bereits seit dem 8. Jahrhundert wird im Sauerland Eisenerz geschmolzen und seine Eisenerzeugnisse wurden im ganzen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und darüber hinaus gehandelt.

Bereits in der so genannten Waldschmiedezeit, die vom 8. bis zum 13. Jahrhundert reichte, wurde Roheisen in Rennöfen gewonnen. Diese Rennöfen wurden auf den Höhen der Mark gebaut. Die umliegenden Bäume wurden geschlagen und zu Holzkohle vermeilert. Die Rennöfen wurden mit Hilfe der Hangwinde aufgeheizt. Einen größeren Beitrag leisteten aber mit menschlicher Muskelkraft betriebene Blasebalge. Deshalb waren die Temperaturen nicht hoch genug, um flüssiges Roheisen zu erzeugen. Heraus kam eine zähe und noch stark schlackehaltige Eisenluppe, die von Schmieden sofort weiterbearbeitet wurde. Die Rennöfen waren Einwegöfen, die nach Öffnen nicht wieder angeblasen werden konnten. Eisengegenstände waren in der Waldschmiedezeit selten und teuer.

Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts kamen Hochöfen auf. Sie wurden in den wasserreichen Tälern errichtet und deren Blasenbälge mit Wasserkraft angetrieben. Befeuert wurden sie allerdings ebenfalls noch mit Holzkohle. Sie produzierten kontinuierlich größere Mengen an qualitativ hochwertigem Roheisen. Ab dem 14. Jahrhundert zogen sie ebenfalls auf Wasserkraft basierende Schmiedehämmer, Drahtziehereien und Drahtverarbeitungsbetriebe nach sich.

Berühmt waren die Ritterrüstungen, Kettenhemden, Schwerter, Messer, Scheren und Drahterzeugnisse aus der Grafschaft Mark. Möglich wurde dies durch die großen Eisenerzvorkommen und die damals noch dichten Wälder. Auch das Sauerland hatte Anteil an der Entwicklung der großindustriellen Stahlproduktion, die sich ab den 1850er Jahren durchsetzte. Noch bis in die 1990er Jahre gab es in Siegen, Hagen und weiteren Städten der Region Hochöfen und Stahlwerke.

Auch diese Industrialisierung, Arbeiter und Arbeitskonflikte sowie zahlreiche Industrieprodukte aus Altena und Umgebung werden ausgestellt. Überregional bekannt sind Armaturen des Herstellers Grohe, Spielzeugautos von Siku, Auto-Schalter von Kosta etc.

 

Industrieerzeugnisse aus dem Märkischen Land

 

In einer Installation werden alle Streiks in Altena von 1848 bis 1933 dargestellt. Warum nur in diesem Zeitraum, kann man sich fragen. Die Behauptung des Museums, dass sich Altenaer „Unternehmer“, also Kapitalisten zu ihrer „sozialen Verantwortung“ bekannten, darf angesichts der vielen Streiks und Aussperrungen doch bezweifelt werden. Wenigstes werden diese Streiks überhaupt erwähnt. Aber zur Arbeiterbewegung mit ihren Parteien und Gewerkschaften und zur Deutschen Revolution 1918 in Altena findet sich kein einziges Ausstellungsstück.

In weiteren Räumen werden die Wohnkulturen des Adels und der Bauernschaft vor dem Ersten Weltkrieg dargestellt.

Der Bergfried kann bestiegen werden. Es gibt auch ein Burgrestaurant.

Das Deutsche Drahtmuseum mit einer vertieften Darstellung der Drahtherstellung und von Drahterzeugnissen wurde aus der Burg ausgelagert und in einem Gebäude 300 Meter südlich davon eingerichtet.

Die Museen nehmen fast alle Räume der Burg Altena ein, die häufig sehr verwinkelt ist; insbesondere diejenigen Gebäudeteile, die noch aus dem Mittelalter stammen. Im Jahr 2000 ist die Dauerausstellung großenteils völlig neu gestaltet worden. Seitherige negative gesellschaftliche Entwicklungen in Richtung Wokeness, LGBTQ, Klimawahn etc. hat das Museum nicht mehr mitgemacht.

Im Unterschied zum Senckenbergmuseum gibt es noch einen gedruckten Führer durch die Ausstellung und funktionierende (!) Touchscreen-Beschriftungen der Exponate. Der Museumsführer wird – gemessen an den großen Vorräten – offenbar durchaus häufig verkauft. Insgesamt ist der Besuch der Burg Altena eine runde Sache.

Wie im Museum zu erfahren ist, gab es in der Stadt Altena zahlreiche Stadtbrände, so dass keine mittelalterliche Bausubstanz mehr erhalten ist. Die meisten Gebäude stammen aus dem Historismus, sind also nicht besonders bemerkenswert. Altena ist eine Industriestadt – die Industriebetriebe und Wohnhäuser sind in so genannten Industriegassen in den Flusstälern konzentriert, während die steilen Berghänge dazwischen bewaldet sind. Allerdings hat die Industrie an Rhein und Ruhr seit dem Anbruch des neoliberalen Zeitalters 1989 verstärkt mit Absatzproblemen zu kämpfen. Denn viele Betriebe verlagerten ihre Produktion zuerst nach Osteuropa und dann nach Asien. Davon sind auch die hier zahlreichen Zulieferer negativ betroffen. Einige Industriebetriebe gibt es aber noch in Altena: Darunter den Drahthersteller Lüling und die Vereinigten Deutschen Metallwerke. Dem Einzelhandel geht es aber offenbar sehr schlecht: Fast alle Geschäfte in der Fußgängerzone stehen leer.

 

Museen Burg Altena – Es geht auch anders