In der wissenschaftlichen Welt schrillen die Alarmglocken, und das nicht ohne Grund. Amerikanische Forscher haben soeben einen regelrechten Baukasten für die nächste Pandemie veröffentlicht – und das ausgerechnet im renommierten Fachjournal Science. Man könnte meinen, wir hätten aus der Corona-Saga nichts gelernt.
Die Wissenschaftler des Scripps Research Instituts in Kalifornien haben sich einen besonderen Zeitvertreib ausgesucht: Sie nahmen sich den ersten beim Menschen nachgewiesenen bovinen H5N1-Virus aus Texas vor und bastelten munter darauf los – die umstrittene „Gain of function“-Forschung. Das Ergebnis ihrer genetischen Bastelstunde? Eine mutierte Version des Virus mit – man höre und staune – „pandemieartigem Potenzial“. Mit nur zwei gezielten Mutationen gelang es dem Team, die Bindungsfähigkeit des Virus an menschliche Zellen dramatisch zu steigern. Die Forscher verteidigen ihr Vorgehen mit dem altbekannten Argument der Prävention – man müsse der nächsten Pandemie eben zuvorkommen.
Dr. Fillipa Lentzos vom King’s College und Mitglied des britischen Biosecurity Leadership Council findet gegenüber dem britischen „Telegraph“ deutliche Worte: „Angesichts der aktuellen Debatten über riskante Bioforschung hätte sich das Paper direkt mit den biosicherheitstechnischen Bedenken auseinandersetzen müssen. Schließlich wollen wir weder versehentlich eine von Menschen gemachte Pandemie säen noch anderen Anleitungen dafür liefern.“
Der Zeitpunkt dieser Veröffentlichung könnte pikanter kaum sein: Erst vor wenigen Tagen kam der Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses zu dem Schluss, dass Covid-19 höchstwahrscheinlich aus einem Labor in Wuhan entwichen ist. Die britische Regierung reagiert bereits: Gerade wurden fünf Millionen Dosen eines H5-Vogelgrippeimpfstoffs gesichert. Ob dieser allerdings gegen ein mutiertes Virus wirksam wäre, steht in den Sternen.
Colonel Hamish de Bretton-Gordon, ehemaliger britischer Armeeoffizier und Experte für chemische und biologische Terrorabwehr, warnt gegenüber der Zeitung eindringlich: „In den falschen Händen könnte dies katastrophale Folgen haben. Wir sprechen hier von Massenvernichtungswaffen-Potenzial.“ Die Forscher beteuern, sie hätten lediglich mit Proteinen und nicht mit dem lebenden Virus gearbeitet. Eine beruhigende Aussage? Wohl kaum. Denn die Veröffentlichung ihrer Erkenntnisse gleicht der Weitergabe eines Rezepts für eine potenzielle Katastrophe.
Was wir hier erleben, ist wissenschaftlicher Übermut in Reinform. Während die einen vor der nächsten Pandemie warnen, liefern die anderen gleich die Bauanleitung dafür. Das erinnert fatal an den Zauberlehrling, der die Geister rief und sie dann nicht mehr loswurde. Die Frage, die sich aufdrängt: Muss wirklich jede wissenschaftliche Erkenntnis veröffentlicht werden? Oder anders gefragt: Wann wird aus Forschungsfreiheit unverantwortlicher Leichtsinn?
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