19. März 2025

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Neue Studie empfiehlt höhere Vitamin D Nahrungsergänzung für bessere Gesundheit

 

Bisherige Empfehlungen für die Ergänzung von Vitamin D und die anzustrebenden Spiegel im Blut fallen in der Regel viel zu niedrig aus, meist ist mangelndes Wissen in Biochemie im Spiel. Nach einer Studie aber auch ein Statistikfehler. Es wurde offenbar einfach falsch gerechnet.

In einer Studie von Dimitrios T. Papadimitriou mit dem Titel The Big Vitamin D Mistake“ (Der große Vitamin D Fehler), die im Journal of Preventive Medicine & Public Health veröffentlicht wurde, wurde Folgendes berichtet:

Seit 2006 stagniert Typ-1-Diabetes in Finnland und ist dann zurückgegangen, nachdem die Behörden beschlossen hatten, Milchprodukte mit Cholecalciferol anzureichern. Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle bei der angeborenen und adaptiven Immunität. Vor kurzem wurde ein statistischer Fehler bei der Schätzung der empfohlenen Tagesdosis (RDA) für Vitamin D entdeckt. Bei einer korrekten Analyse der vom Institute of Medicine verwendeten Daten wurde festgestellt, dass 97,5 % der Personen 8895 IE/Tag benötigten, um Werte von ≥50 nmol/l zu erreichen. Eine weitere Studie bestätigte, dass 6201 IE/Tag erforderlich sind, um 75 nmol/l zu erreichen, und 9122 IE/Tag, um 100 nmol/l zu erreichen. Die größte jemals durchgeführte Metaanalyse von Studien, die zwischen 1966 und 2013 veröffentlicht wurden, zeigte, dass 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel <75 nmol/L möglicherweise zu niedrig für die Sicherheit sind und mit einer höheren Gesamtmortalität verbunden sind, was die zuvor vermutete U-förmige Kurve der Mortalität in Verbindung mit Vitamin-D-Spiegeln widerlegt. Da die Gesamtmortalität bei einem Vitamin-D-Serumspiegel von ≥100 nmol/l auf 1,0 sinkt, fordern wir die Gesundheitsbehörden auf, mindestens drei Viertel der vom Expertenkomitee der Endocrine Society als sichere obere tolerierbare tägliche Aufnahmemenge vorgeschlagenen Werte als empfohlene Tagesdosis festzulegen. Dies könnte zu einer Empfehlung von 1000 IE für Kinder <1 Jahr, die angereicherte Säuglingsnahrung erhalten, und 1500 IE für gestillte Kinder, die älter als 6 Monate sind, 3000 IE für Kinder >1 Jahr und etwa 8000 IE für junge Erwachsene und danach führen. Es sind dringend Maßnahmen erforderlich, um die Weltbevölkerung vor Vitamin-D-Mangel zu schützen.

Wer die Einheit ng/ml gewohnt ist, kann einfach die Zahl von nmol/l durch 2,5 dividieren. Wir hatten über Veröffentlichungen im Zusammenhang mit Corona-Erkrankungen berichtet, dass 50 ng/ml die Untergrenze ist, um Erkrankungen zu verhindern, das wären also 125 nmol/l und liegt über den hier mindestens empfohlenen Vitamin-D-Serumspiegel von ≥100 nmol/l.

Ich persönlich schätze eher einen Spiegel von 90 bis 100 ng/ml und eine tägliche Dosis von 10.000 IE, die in etwa auch der der Studie entspricht.

Wichtig ist auch noch zu verstehen, wie die Aufnahme erfolgt. Es ist wenig sinnvoll noch erheblich größere Dosen zu nehmen, da die Halbwertszeit von Vitamin D3 Cholecalciferol, nur etwa 12 bis 24 Stunden beträgt. Ein Großteil wird abgebaut, bevor eine Umwandlung in die Speicherform Cacidiol 25(OH)D erfolgen kann. Dessen Halbwertszeit beträgt etwa 3 Wochen und ermöglicht bei  Messungen eine hohe Konstanz und Aussagekraft.

Aus dem Prohormon Calcidiol entsteht dann durch weitere Hydroxylierung erst die bioaktive Form des Hormons Calcitriol, 1,25(OH)2D3, das eine Halbwertszeit von einigen Stunden hat.

Calcitriol wird an ein intrazelluläres Rezeptorprotein, den Vitamin-D-Rezeptor (VDR) gebunden und in den Zellkern transportiert. Dort assoziiert der Vitamin-Rezeptor-Komplex an die DNA und verändert die Transkription verschiedener hormonsensitiver Gene. Die Zellen des Immunsystems brauchen jeweils ein Vitamin D Molekül um ihre Aufgabe zu erfüllen zu können.

Was sind nun die wichtigsten Punkte der Studie?

Statistischer Fehler bei der Vitamin-D-RDA

Der statistische Fehler bei der Schätzung der empfohlenen Tagesdosis (RDA) für Vitamin D ist darauf zurückzuführen, dass das Institute of Medicine (IOM) seine eigene statistische Analyse falsch interpretiert hat. Das IOM schätzte, dass 600 IE Vitamin D pro Tag sicherstellen würden, dass 97,5 % der Personen einen Serumspiegel von 25-Hydroxyvitamin D (25(OH)D) von 50 nmol/l erreichen. Ihre Berechnung war jedoch falsch, da sie die untere Vorhersagegrenze für Einzelpersonen mit der unteren Grenze für Gruppenmittelwerte verwechselten.

Eine erneute Analyse von Veugelers und Ekwaru ergab, dass 600 IE/Tag nur sicherstellen, dass 97,5 % der Durchschnittswerte der Studie (nicht der Einzelpersonen) 50 nmol/l überschreiten, während die tatsächlichen individuellen Anforderungen erheblich variieren. Ihre korrigierte Berechnung ergab, dass 8895 IE/Tag erforderlich sind, um sicherzustellen, dass 97,5 % der Personen den Zielwert erreichen, eine Zahl, die weit über der Empfehlung der üblichen staatlichen Stellen und der diversen Gesellschaften für Ernährung und ähnlichem liegen.

Über 33.000 wissenschaftliche Studien haben Vitamin D schon ziemlich genau erforscht und in jüngster zeit wurden auch die positiven Wirkungen im Zusammenhang mit Covid-19 untersucht und bewiesen. Vielfach wird aber noch immer angenommen, Vitamin D wäre nur für gesunde Knochen wichtig. Deshalb zur Erinnerung eine Liste von weiteren Vitamin D assoziierten Phänomenen:

  • senkt den Blutdruck
  • fördert das angeborene und erworbene Immunsystem

  • produziert körpereigene Antibiotika (AMP)

  • schützt die Nervenzellen (z.B. vor Multipler Sklerose)

  • bremst die Krebsentwicklung

  • verhindert eine Metastasenbildung

  • verbessert die Überlebensrate von KHK-Patienten

  • reduziert das Risiko für Diabetes Typ I und Typ II

  • schützt vor peripherer arterieller Verschlusserkrankung

  • kräftigt die Muskulatur und verzögert die Pflegebedürftigkeit im Alter

Vitamin D ist die Vorstufe zu dem Hormon, das wir über die Haut selbst herstellen können, wenn wir ausreichender UVB Bestrahlung ausgesetzt sind.

Ob die UVB Strahlung durchkommt hängt von Höhe und Einfallswinkel ab. Als Faustregel gilt, dass der eigene Schatten kürzer sein muss als die Größe. Ist er länger, also steht die Sonne tiefer, dann ist der Weg der Strahlen so lang, dass auch noch der Rest der kurzwelligen UVB Strahlung ausgefiltert wird.

Im Alter verliert die Haut die Fähigkeit zu Vitamin D Produktion sukzessive und man sollte jedenfalls auch im Sommer supplementieren.

Ein recht gutes Buch gibt es von Professor Jörg Spitz: Vitamin D: Immer wenn es um Leben oder Tod geht

In den Videos ist auch gut erklärt, wie die Biochemie von Vitamin D funktioniert:

Neue Studie empfiehlt höhere Vitamin D Nahrungsergänzung für bessere Gesundheit