Die Entdeckung des Erdöls veränderte die Welt: Petroleumlampen erhellten Wohnzimmer, ölbetriebene Maschinen arbeiteten so effektiv wie 50 Arbeitskräfte, das Auto begann seinen Siegeszug. Der Rohstoff sollte zwei Weltkriege entscheidend beeinflussen und macht nicht nur Geschäftsleute, sondern auch demokratisch gewählte Regierungen moralisch äußerst flexibel.
Mitte des 19. Jahrhunderts erhellten zum ersten Mal ölbetriebene Petroleumlampen die Wohnzimmer. 50 Jahre später verhalf Benzin dem Auto zu einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Im 21. Jahrhundert erweiterte sich die Stoffpalette des petromodernen Way of Life immer rasanter: Reinigungsmittel, Pharmaka, Kosmetik, Plastikspielzeug – keine Kreditkarte ohne Plastik und auch die Computerwelt ist eine Öl-Welt. Tastaturen und Monitore, Smartphone- und Tablet-Gehäuse – alles basiert auf dem Rohstoff. Deshalb war und ist der Ölpreis die wichtigste Zahl der Erde. Andreas Sawall zeichnet in zwei Teilen den weltweiten Siegeszug des Erdöls nach: von den Anfängen seiner industriellen Ausbeutung in den USA zum wichtigsten Schmierstoff internationaler Beziehungen und Auslöser globaler Krisen. Anhand zahlreicher Fundstücke aus internationalen Archiven und mittels Interviews wie mit dem Physiker Harald Lesch, dem italienischen Historiker Giuliano Garavini, dem Schweizer Buchautor und Journalisten Daniel Ammann und anderen entsteht ein vielschichtiges Porträt eines Rohstoffs, der über viele Jahrzehnte – und bis heute unverändert – unseren Alltag prägt. Die aufwendige Recherche bilanziert, wie das schwarze Gold schon vor mehr als 100 Jahren Begehrlichkeiten weckte. Das Spannende: Öl macht nicht nur Geschäftsleute, sondern auch demokratisch gewählte Regierungen moralisch äußerst flexibel.