18. März 2025

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Offshore-Windkraft: Farbabrieb verseucht die Weltmeere

 

Offensichtlich verseuchen die Offshore-Windkraftwerke mit ihrem Farbabrieb die Weltmeere. Eine aktuelle Untersuchung verdeutlicht, dass tausende Tonnen dieser mit Metallen angereicherten Farbstoffe über die Jahre ins Meerwasser gelangen. Dies zusätzlich zu Ewigkeitschemikalien und anderen giftigen Substanzen.

Die Nordsee steht vor einer beispiellosen Transformation. Bis 2050 sollen rund 20.000 neue Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 300 Gigawatt die Energiewende vorantreiben. Doch während Politiker und Umweltaktivisten die vermeintlich saubere Energieform feiern, haben Forscher der Technischen Universität Braunschweig ein bislang kaum beachtetes Umweltproblem identifiziert: Korrosionsschutzanstriche der Anlagen setzen erhebliche Mengen potenziell schädlicher Partikel frei.

Das Leichtweiß-Institut für Wasserbau (LWI) hat erstmals systematisch untersucht, wie sich diese Farbpartikel im Meer ausbreiten. Die Ergebnisse sind alarmierend: Ein einzelner Windpark mit 250 Megawatt Leistung könnte während seiner 25-jährigen Betriebsdauer zwischen 430 und 2.200 Kilogramm Farbpartikel ins Meer abgeben. Hochgerechnet auf alle bis 2035 geplanten Anlagen in der Nordsee und Südostasien könnten bis zu 3.052 Tonnen dieser Partikel in die Meeresumwelt gelangen.

“Die Zusammenstellung aller möglicher Transportwege von abgeplatzten Partikeln der Korrosionsschutzsysteme ist der grundlegende Schritt, um zukünftige Feldstudien und Bewertungen durchführen zu können”, erklärt Professor Nils Goseberg, Leiter des LWI und Mitautor der Studie. Besonders problematisch: Die Farbpartikel enthalten Zusätze wie Zink- und Glasflocken, die ihre Dichte erhöhen. Dadurch sinken sie im Wasser ab und werden durch Strömungen horizontal transportiert, bis sie schließlich im Meeresboden landen. Dort können sie entweder in tiefere Sedimentschichten eingebettet oder durch Meeresorganismen aufgenommen werden.

Die Studie, die im Rahmen des europäischen Anemoi-Projekts durchgeführt und mit dem Titel “Transport mechanisms of particulate emissions from artificial marine structures – A review” im “Marine Pollution Bulletin” veröffentlicht wurde, lässt eine entscheidende Frage offen: Welche konkreten Auswirkungen haben diese Partikel auf die Meeresökosysteme? Die Forscher betonen den dringenden Bedarf an weiteren Untersuchungen. “Offshore-Windenergie ist eine wichtige Schlüsseltechnologie für einen Übergang hin zu einer nachhaltigen und unabhängigen Energieversorgung”, erklärt Niklas Czerner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am LWI. “Daher ist es von großer Bedeutung, diesen Übergang so umweltverträglich wie möglich zu gestalten und alle potenziellen Risiken aufzuzeigen und zu bewerten.”

Das mit 3,2 Millionen Euro geförderte Anemoi-Projekt vereint elf europäische Forschungsinstitute, die bis 2027 nicht nur relevante chemische Emissionen identifizieren, sondern auch deren Auswirkungen auf Ökosysteme bewerten und nachhaltige Lösungen entwickeln wollen. Die Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf die oft vernachlässigten Umweltfolgen – wie zum Beispiel auch der Abrieb von Ewigkeitschemikalien und anderen Giftstoffen – vermeintlich grüner Technologien. Während die Politik ambitionierte Ausbauziele verkündet, zeigt die Wissenschaft, dass auch erneuerbare Energien ihren ökologischen Preis haben können.