Die letzten beiden Regierungen haben bereits dafür gesorgt, dass Wohnen in Deutschland immer unbezahlbarer wird. Die neue Regierung setzt noch einen drauf: Laut Koalitionsvertrag soll eine Elementarversicherung für alle Wohngebäude verpflichtend werden. Das könnte Mehrkosten in Höhe von bis zu 1600 Euro pro Jahr für Eigentümer und Mieter bedeuten.
Wohnen war noch nie so teuer: Rekord-Mieten und explodierende Energiepreise bringen viele Haushalte an ihre Belastungsgrenze. Aufgrund einer Zwangsversicherung kommen nun weitere Kosten hinzu: Rot-Schwarz hat im Koalitionsvertrag eine Elementarversicherung zur Pflicht gemacht.
“Wir führen ein, dass im Neugeschäft die Wohngebäudeversicherung nur noch mit Elementarschadenabsicherung angeboten wird.” Bestehende Policen sollen zu einem bestimmten Stichtag „um eine Elementarschadenversicherung erweitert werden“. Ob Eigentümer ein Widerspruchsrecht erhalten, ist noch unklar.
Die Elementarversicherung übernimmt die Kosten für Schäden, die durch folgende Naturgefahren entstehen: Überschwemmung und Hochwasser, Rückstau, Erdbeben, Erdrutsch und Erdsenkung, Schneedruck und Lawinen sowie Vulkanausbruch. Diese Deckung gilt sowohl für das Gebäude selbst als auch für den Hausrat. Häufig auftretende Wetterphänomene wie Sturm, Hagel oder Blitzschlag sind von der Wohngebäude- oder Hausratversicherung abgedeckt.
Die Beiträge für die Elementarversicherung hängen vor allem von dem Risikogebiet ab, in dem sich die Immobilie befindet. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat das Zonierungssystem ZÜRS entwickelt, das Deutschland in vier Gefährdungsklassen einteilt. Diese Klassen basieren auf der statistischen Wahrscheinlichkeit von Hochwasserereignissen:
- Risikozone 1: Hochwasser tritt nach aktueller Datenlage nicht auf.
- Risikozone 2: Hochwasser tritt seltener als einmal in 100 Jahren auf.
- Risikozone 3: Hochwasser tritt einmal in 10 bis 100 Jahren auf.
- Risikozone 4: Hochwasser tritt mindestens einmal in 10 Jahren auf.
Rund 90 Prozent aller Wohnhäuser in Deutschland liegen in Risikozone 1, während nur rund 0,4 Prozent der Wohnhäuser in Risikozone 4 liegen. Das Verbraucherportal Check24 hat für die “Bild” die Kosten, die auf Immobilienbesitzer zukommen könnten, am Beispiel eines Einfamilienhauses mit 130 Quadratmetern Wohnfläche ohne Keller und ohne Keller, berechnet. Demnach würden in Zone 1 rund 120 Euro pro Jahr für die Elementarversicherung fällig, in Zone 2 wären es rund 305 Euro pro Jahr, in Zone 3 wären es schon 1420 Euro pro Jahr und in Zone 4 könnten die Mehrkosten 1600 Euro aufs Jahr betragen.
Diese Kosten könnten Vermieter natürlich auf Mieter umlegen. Im Koalitionsvertrag heißt es lediglich, die Belange von Mietern werden im Blick behalten.
Die Debatte über die Zwangsversicherung wurde wegen einer angeblichen Zunahme von Extremwetterereignissen durch den Klimawandel befeuert. Im Juni 2024 hat der Bundesrat eine Entschließung verabschiedet, in der die Bundesregierung erneut aufgefordert wird, einen Vorschlag zur Einführung einer bundesweiten Pflichtversicherung gegen Elementarschäden vorzulegen. Die Länder betonen die Notwendigkeit einer solchen Versicherung, da nur etwa die Hälfte der Wohngebäude in Deutschland gegen Elementarschäden versichert ist, obwohl 99 Prozent über eine Wohngebäudeversicherung verfügen.
Abgesehen von der Pflichtversicherung soll auch „eine staatliche Rückversicherung für Elementarschäden“ eingeführt werden. Das bedeutet, sollte es zu so hohen Versicherungsschäden kommen, dass der Versicherer dafür nicht aufkommen kann, greifen staatliche Hilfen – es soll also einmal mehr der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden.
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