9. Januar 2025

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Pharma zahlt Milliarden zur Beeinflussung von Gutachtern medizinischer Fachzeitschriften

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Mehr als die Hälfte der Peer-Reviewer für vier der führenden medizinischen Fachzeitschriften erhielt allein im Zeitraum 2020–2022 Zahlungen in Höhe von 1,06 Milliarden US-Dollar von der Pharmaindustrie, wie aus einem im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlichten Forschungsbericht hervorgeht. Das ist wohl einer der Gründe, warum Schlussfolgerungen in Studien oft etwas völlig anderes aussagen als die erhobenen Daten, so diese nicht in die Geschäfte von Big Pharma passen.

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Gestern habe ich an Hand eines Beispiels und einer Analyse von DDr. Siguna Mueller gezeigt, wie bei einer Studie Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Aussagen enthalten, die im Gegensatz zu den erhobenen Daten stehen. Als Ursache habe ich den Prozess der Begutachtungen (Peer Review) und die Finanzierung von Forschungseinrichtungen durch Drittmittel anstatt aus dem Budget der Staaten genannt. Die von JAMA genannten Zahlungen von Gutachtern (Peer-Reviewer) gingen an vier der führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften – JAMA, British Medical Journal (BMJ), The Lancet und New England Journal of Medicine (NEJM).

Die Arbeit der Peer-Reviewer trägt wesentlich dazu bei, dass ein Zeitschriftenartikel als seriös gilt. Personen, die diese Aufgabe übernehmen, bewerten die Integrität und Qualität der Artikel, der Forschung, der Methodik und der Ergebnisse, um sicherzustellen, dass nur die hochwertigste Arbeit veröffentlicht wird – so die Theorie.

Die Zahlungen an die Peer-Reviewer umfassten 1 Milliarde US-Dollar an Einzelpersonen oder Institutionen für ihre Forschung und 64,18 Millionen US-Dollar an allgemeinen Zahlungen, einschließlich Reisekosten und Verpflegung. Die Beratungshonorare beliefen sich auf 34,31 Millionen US-Dollar und die Vortragshonorare auf insgesamt 11,8 Millionen US-Dollar.

Die Statistiken für den Bericht wurden aus der Open Payments-Datenbank der Centers for Medicare & Medicaid Services aus den Jahren 2020 bis 2022 zusammengestellt und zeigen, dass Peer-Reviewer auf dem Höhepunkt der COVID-19-Impfstoffeinführung über 1 Milliarde US-Dollar erhielten.

Von 2013 bis 2022 erhielten Ärzte in den Vereinigten Staaten 12,1 Milliarden US-Dollar von Pharmaunternehmen.

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Keine Richtlinien für Interessenkonflikte im Peer-Review-Prozess

Interessenkonflikte zwischen Autoren und Herausgebern von Zeitschriften wurden untersucht, aber die Interessenkonflikte von Peer-Reviewern sind möglicherweise schwieriger zu beurteilen, so der veröffentlichte Forschungsbericht.

Die meisten Zeitschriften haben Richtlinien für Autoren von Zeitschriften eingeführt, die sie dazu verpflichten, potenzielle Interessenkonflikte offenzulegen, aber diese Richtlinien gelten nicht für Peer-Reviewer.

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Pharmaunternehmen sind die größten Käufer wissenschaftlicher Artikel

Pharmaunternehmen haben auch großen Einfluss darauf, welche Studien veröffentlicht werden, da sie die größten Abnehmer von Vorabdrucken sind und in Fachzeitschriften stark werben, so Adriane Fugh-Berman, MD, Leiterin des Projekts PharmedOut des Georgetown University Medical Center, das Mediziner über Marketingpraktiken der Industrie aufklärt.

„Es liegt auf der Hand, dass pharmakritische Artikel seltener in Zeitschriften veröffentlicht werden, die von Pharmaunternehmen unterstützt werden, deren medizinische Redakteure von Pharmaunternehmen unterstützt werden und deren Peer-Reviewer von Pharmaunternehmen bzeahlt werden“, so Fugh-Berman.

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Wissenschaftliche Integrität ist ein wichtiges Thema im Gesundheitswesen

Von Anreizprogrammen für die Verschreibung von Impfstoffen und Medikamenten bis hin zum starken Einfluss von Pharmaunternehmen auf Lehrbücher von medizinischen Fakultäten und medizinische Leitlinien sind ethisch fragwürdige Praktiken und verzerrte Wissenschaft weit verbreitete Probleme im Gesundheitswesen und in der Wissenschaft – und das entgeht auch den kritischen Augen einiger Fachleute nicht.

Die bekannte Ärztin und ehemalige Herausgeberin des NEJM, Dr. Marcia Angell, hat Bücher geschrieben und Vorträge über das folgenschwere Problem der schwindenden wissenschaftlichen Integrität gehalten. In einem Artikel aus dem Jahr 2009 schrieb sie:

Es ist einfach nicht mehr möglich, vielem der veröffentlichten klinischen Forschung Glauben zu schenken oder sich auf das Urteil vertrauenswürdiger Ärzte oder maßgebliche medizinische Leitlinien zu verlassen. Ich komme nur langsam und widerwillig zu dieser Schlussfolgerung, die ich in meinen zwei Jahrzehnten als Redakteurin des New England Journal of Medicine gezogen habe.

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Pharma zahlt Milliarden zur Beeinflussung von Gutachtern medizinischer Fachzeitschriften

 

 

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