Die Pipeline Druschba macht wieder einmal Schlagzeilen. Diesmal allerdings nicht wegen der üblichen politischen Querelen, sondern wegen eines möglicherweise undichten Rohrs in Polen und Terror-Drohungen im Süden.
Um 7:30 Uhr erreichte Feuerwehrleute im westpolnischen Pniewy am Sonntag der Alarm: Verdacht auf ein Leck in Europas wichtigster Öl-Lebensader. Der Pipeline-Betreiber PERN SA reagierte prompt und drehte den Ölhahn in Richtung Westen zu. Die deutschen Raffinerien in Leuna und Schwedt, die ohnehin schon unter Energieknappheit ächzen, dürften sich gefreut haben.
Doch als wäre ein mögliches Leck nicht schon Drama genug, meldet sich aus der Slowakei der Innenminister Matus Sutaj Estok mit einer Warnung: Eine „organisierte Gruppe“ plane möglicherweise Terroranschläge auf den südlichen Teil der Pipeline. „Im Osten der Slowakei wurden Aktivitäten registriert, die mit der möglichen Vorbereitung eines terroristischen Akts gegen kritische Infrastruktur in Verbindung gebracht werden können“, so Estok. Die ominöse Gruppe soll sowohl in der Slowakei als auch in Ungarn ihr Unwesen treiben.
Die Ironie der Geschichte: Während der nördliche Zweig der Pipeline hauptsächlich die deutschen Raffinerien versorgt, pumpt der südliche Abschnitt noch immer etwa 300.000 Barrel russisches Öl pro Tag durch die Röhren – trotz Ukraine-Krieg und westlicher Sanktionen. Die Analysten von S&P Global Commodity Insight bestätigen diese erstaunliche Tatsache.
Die einst als Symbol der deutsch-sowjetischen Zusammenarbeit gefeierte Pipeline mutiert zusehends zum Problemkind der europäischen Energieinfrastruktur. Während Techniker in Polen nach dem Leck suchen, werden in der Slowakei und Ungarn vermutlich gerade Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Ein weiteres Kapitel in der nicht enden wollenden Geschichte von Europas komplizierter Beziehung zu russischen Energielieferungen.