6. Januar 2025

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Russisches Gas: Das Ende eines Kapitels, nicht der Geschichte

 

Russlands Gastransit durch die Ukraine ist Geschichte, doch Europas LNG-Importe boomen wie nie zuvor. Trotz Sanktionen setzt Moskau auf günstiges Flüssiggas, das Europas Händler zunehmend per Spotgeschäft einkaufen.

MOSKAU/KIEW. Rußland hat, trotz der zahlreichen Sanktionen im Zuge des Angriffskriegs gegen die Ukraine, massiv in den Ausbau von Anlagen zur Verflüssigung von Erdgas (LNG) investiert und seine Exporte per Schiff deutlich gesteigert. Das Ende des Gastransits durch die Ukraine markiert damit keineswegs das Ende russischer Gaslieferungen nach Europa. Begünstigt wird dies durch die Tatsache, daß Erdgas – anders als Rohöl und Kohle – bisher nicht sanktioniert ist.

Im Jahr 2024 erreichten die LNG-Importe aus Rußland nach Europa ein historisches Hoch. Nach Angaben des Datenanbieters Kpler kauften EU-Händler bis Mitte Dezember 16,5 Millionen Tonnen russisches LNG ein, was in gasförmigem Zustand etwa acht Milliarden Kubikmetern entspricht. Das übertrifft die Mengen von 2023 (15,18 Millionen Tonnen) und das bisherige Rekordjahr 2022 (15,21 Millionen Tonnen).

Trend zu Spotverträgen

Ein markanter Wandel zeigt sich in den Handelsmodalitäten. Statt langfristiger Lieferverträge, die bei Pipelinegas und LNG traditionell üblich waren, wird zunehmend auf Spotverträge gesetzt. Rund ein Drittel der russischen LNG-Importe in die EU erfolgte 2024 über kurzfristige Spotgeschäfte. Zum Vergleich: 2023 lag dieser Anteil laut Rystad Energy noch bei 23 Prozent. Christoph Halser, Gasanalyst bei Rystad, erklärt: „Die Händler erhalten ihre Ladung aus Rußland günstiger.“ Der Preis für LNG aus dem Jamal-Terminal sei spürbar niedriger als der für Lieferungen aus den USA, zitiert ihn die Financial Times.

Gastransit durch die Ukraine beendet

Seit dem 1. Januar 2025 fließt kein russisches Gas mehr durch die Ukraine. Grund dafür ist das Ende des Transitliefervertrags, den Kiew bereits vor Monaten nicht verlängert hat. Dieser Schritt entzieht Rußland Einnahmen von geschätzt 6,5 Milliarden Dollar pro Jahr – ein Ziel, das die ukrainische Regierung bewußt verfolgte. Für die Ukraine selbst bedeutet dies Einnahmeverluste von rund einer Milliarde Dollar jährlich. (rr)

 

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