13. April 2025

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Russland–Iran–China: Die stille Allianz gegen den Westen

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Pepe Escobar

Was Washington offenbar noch nicht realisiert: Ein US-Krieg gegen den Iran würde heute auch als Krieg gegen Russland und China aufgefasst werden. Sowohl Wladimir Putin als auch Xi Jinping sehen die Eskalationen der USA nicht als isolierte Strafaktionen, sondern als Angriff auf einen historischen geopolitischen Wandel, den sie gemeinsam vorantreiben: den Aufbau einer multipolaren Weltordnung, abseits westlicher Dominanz.

Russland und Iran stehen dabei an vorderster Front eines vielschichtigen eurasischen Integrationsprozesses – der wohl wichtigsten geopolitischen Entwicklung des 21. Jahrhunderts. Beide Staaten sind führende Mitglieder von BRICS+ und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO). Beide sehen sich als Vertreter der „Globalen Mehrheit“ – der Länder jenseits des westlichen Blocks – und beide haben im Januar 2024 in Moskau eine umfassende strategische Partnerschaft unterzeichnet.

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Trumps Druck, Moskaus Gelassenheit

Doch während Trump in seiner zweiten Amtszeit auf maximale Eskalation setzt, zeigte das russische Außenministerium zuletzt diplomatische Ruhe. Moskau und Teheran machten deutlich: Drohungen gegen Irans Nuklear- und Energieinfrastruktur würden nicht akzeptiert – man setze auf Verhandlungen, nicht auf Bomben.

Plötzlich dann der Kurswechsel: Der US-Sondergesandte Steven Witkoff, bisher Hardliner, sprach auf einmal von „Vertrauensbildung“ und der Bereitschaft zu indirekten Nukleargesprächen mit Teheran. Der iranische Außenminister bestätigte kurz darauf ein bevorstehendes Treffen mit Witkoff in Oman.

Trump scheint kurzfristig eingelenkt zu haben – aber wie lange? In einer „New York Minute“ kann alles wieder kippen.

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Das strategische Dreieck RIC: Russland–Iran–China

Das russisch-iranische Bündnis ist kein formelles Militärbündnis, aber sehr wohl ein Sicherheitsvertrag: Bei Angriffen auf die nationale Sicherheit beider Länder verpflichten sie sich zu abgestimmten Maßnahmen. Das schließt auch militärisch-technische Kooperation und regelmäßigen Nachrichtenaustausch ein. Schlüsselregionen: das Kaspische Meer, Zentralasien, Westasien – einschließlich der „Achse des Widerstands“.

Doch Moskau bleibt vorsichtig: Offiziell erkennt man z. B. die Regierung in Sanaa (Jemen) nicht an, obwohl Sympathien für Ansarullah in militärischen Kreisen bestehen. Auch mit der Hisbollah besteht enger, wenn auch diskreter Kontakt – insbesondere wegen des syrischen Krieges, in dem Russland und die Hisbollah Seite an Seite kämpften.

Währenddessen wächst auch die Kooperation mit China: Beide Großmächte brauchen keinen Vertrag, sie agieren in einer umfassenden strategischen Partnerschaft. Chinas Außenminister Wang Yi sprach jüngst von „Freunden für immer, niemals Feinden“, ohne Blockbindung, ohne Konfrontation. Im März führten die drei Länder gemeinsame Marineübungen im Golf von Oman durch – das fünfte Mal in Folge.

Diese „RIC“-Kooperation (Russland–Iran–China) ist kein militärisches Bündnis im NATO-Stil, sondern ein sich vertiefendes strategisches Dreieck, das dem Westen zunehmend Kopfschmerzen bereitet.

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Das „Angebot, das man nicht ablehnen kann“

Trump versucht dennoch, einen Keil zwischen Moskau und Teheran zu treiben: angeblich bot er Russland Zugang zu Schwarzmeerhäfen, Ausnahmen vom SWIFT-Ausschluss und andere wirtschaftliche Erleichterungen – wenn Moskau seine Unterstützung für den Iran aufgibt.

Doch Moskau lehnte ab. Stellvertretender Außenminister Ryabkow machte klar: Die US-Vorschläge zur Beendigung des Ukrainekriegs ignorieren die Kernursachen des Konflikts – und sind daher inakzeptabel.

Teheran wiederum hat seine Widerstandsfähigkeit gegen Sanktionen perfektioniert – ein Know-how, das nun mit Russland geteilt wird.

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Iran als Bollwerk gegen NATO-Osterweiterung

Ein Regimewechsel im Iran – der feuchte Traum westlicher Falken – hätte für Russland und China weitreichende Folgen: Der Westen würde militärisch bis Zentralasien vordringen, strategische Knotenpunkte der Neuen Seidenstraße lahmlegen und chinesische Projekte blockieren. Der Iran ist damit nicht nur regionaler Akteur, sondern geopolitischer Schlüsselstaat für die Zukunft Asiens.

Darum auch das nächste große Treffen: Xi Jinping und Wladimir Putin werden sich Anfang Mai in Moskau begegnen – am „Tag des Sieges“ über den Faschismus. Dort werden sie auch den „Plan für ein nukleares Iran-Dossier“ besprechen, den RIC kürzlich in Peking entwickelte:

  • Keine Eskalation
  • Keine „Maximaldruck“-Taktik
  • Schrittweiser Dialog
  • Rückkehr zum Atomabkommen JCPOA
  • Anerkennung von Irans Recht auf zivile Nukleartechnologie

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Der Westen träumt weiter

Während das RIC-Dreieck konkrete Strategien entwirft, bleibt Washington beim Wunschdenken: Ein Krieg gegen Iran soll möglich sein, ohne dass Russland eingreift? Unwahrscheinlich.

Für Russland ist Iran geostrategisch unverzichtbar. Und für China ein kritischer Partner der Belt and Road Initiative. Sollte es zu einem Angriff kommen, ist mit einer Eskalation zu rechnen – von der Blockade der Straße von Hormus über explodierende Ölpreise bis hin zur globalen Finanzkrise durch die Implosion des 730-Billionen-Dollar-Derivate-Kartenhauses.

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Fazit

Trump mag inszenieren wie ein Zirkusdirektor – aber er hat die Kontrolle verloren. Das neue strategische Dreieck RIC denkt langfristig, global und vernetzt. Wer heute den Iran angreift, stellt sich nicht nur gegen Teheran, sondern auch gegen Moskau und Peking. Und das wäre mehr als ein Fehler. Das wäre Selbstmord auf Raten – für den Westen.

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