19. Januar 2025

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„Sauer auf die Deutschen“: EU droht in deutsche Energiewende einzugreifen

 

Die schwedische Energieministerin hat sich vor einigen Wochen über die deutsche Energiewende aufgeregt. Dies könnte nun die EU dazu bewegen, in den deutschen Strommarkt einzugreifen.

Brüssel/Berlin – Deutschland befindet sich auf dem Weg der Energiewende, aber tut das nicht in einem Vakuum. Im Gegenteil: Das, was in Berlin entschieden wird, hat oft auch direkte Auswirkungen auf die Nachbarländer und die gesamte EU. Denn der Strommarkt ist international aufgestellt, in Europa wird Strom an der Börse gehandelt. Das bedeutet aber auch, dass Angebot und Nachfrage in einem Land auch automatisch Auswirkungen auf die gesamte Handelszone hat.

Die negativen Folgen dessen hat man im Dezember gesehen, als in Deutschland kein Strom aus erneuerbaren Quellen produziert werden konnte (Dunkelflaute). Das hat auch die Strompreise in Südschweden stark ansteigen lassen – zum Ärger der dortigen Energieministerin.

Deutsche Energiewende sorgt für Ärger in Schweden: Getrennte Strompreiszonen müssen her

Schwedens Energieministerin Ebba Busch äußerte sich in diesem Zusammenhang kritisch in Richtung Deutschland. Laut der Zeitung Aftonbladet ist sie „sauer auf die Deutschen“, weil diese das Land nicht in Strompreiszonen eingeteilt und die Atomkraft abgeschaltet haben. Die hohen Strompreise in Südschweden seien aber auch das Ergebnis der stillgelegten Atomkraft dort. Schweden will den Anteil der Kernenergie im Strommix aber bis 2030 auf 50 Prozent erhöhen.

Das Bundeswirtschaftsministerium kommentierte die Äußerungen nicht direkt, schrieb aber im Kurznachrichtendienst X, dass Deutschland und Schweden durch eine Leitung mit einer Kapazität von 600 Megawatt miteinander verbunden seien. Schweden habe vier Gebotszonen. „In der südlichsten, mit der wir verbunden sind, gibt es nur wenige eigene Kraftwerkskapazitäten.“ Diese Zone ist also besonders von Importen, unter anderem aus Deutschland, angewiesen.

Deutsche Stromgebotszone in der Kritik: Im Norden ist der Strom eigentlich sehr günstig

Deutschland hingegen hat nur eine Stromgebotszone. Wer innerhalb einer Stromgebotszone verbraucht und erzeugt, handelt mit demselben Strompreis. Und das sorgt mittlerweile bei den europäischen Nachbarn für Unmut. Denn in Norddeutschland wird generell sehr viel erneuerbarer Strom produziert, was eigentlich einen sehr niedrigen Börsenstrompreis bedeuten würde. Doch Norddeutschland bildet keine eigene Stromzone, mit der Schweden zum Beispiel einen besonders günstigen Preis aushandeln könnte.

Denn in Deutschland ist die Nachfrage im Süden des Landes höher, da die Industrie vorrangig dort angesiedelt ist. Um den billigen Strom aus dem Norden nach Süden zu leiten, fehlen aber im Moment noch die Trassen – die Folge ist, dass im Süden fossile Kraftwerke angeworfen werden müssen, die teuer sind. Weil Deutschland aber eine einzige Stromzone ist, bedeutet das: Der Strompreis steigt in ganz Deutschland, obwohl eigentlich nur der Süden dafür verantwortlich ist.

EU will über deutsche Stromzonen 2025 entscheiden: Deutschland könnte gezwungen sein, den Markt zu teilen

Das könnte sich bald aber ändern, zumindest wird 2025 das Jahr sein, indem beschlossen wird, ob Deutschland in verschiedene Stromzonen aufgeteilt werden muss, oder nicht. Am 27. Januar legen die europäischen Netzbetreiber einen Bericht vor, der eine Empfehlung aussprechen wird. Dann müssen die Mitgliedsstaaten einstimmig eine Entscheidung darüber treffen – gibt es keine Einstimmigkeit, dann darf die EU-Kommission im Alleingang entscheiden. Bis 2026 muss die Entscheidung gefällt sein.

 

https://www.merkur.de/wirtschaft/sauer-auf-die-deutschen-eu-droht-in-deutsche-energiewende-einzugreifen-zr-93517531.html