BERLIN. Nach Erkenntnissen der Organisation Transport & Environment (T&E) sind rund 16.000 der 40.000 dem Bund gehörenden Brücken baufällig. Nicht untersucht wurden Brücken, die in der Hand von Ländern und Kommunen sind. T&E ist ein europäischer Verkehrs-Dachverband nicht-staatlicher Organisationen.
Nach Berechnungen des Verbandes müssen insgesamt bis zu 100 Milliarden Euro in den Ersatzneubau von Brücken investiert werden. Das noch von Volker Wissing (parteilos, früher FDP) geleitete Verkehrsministerium erklärte, die von T&E genannte Zahl der baufälligen Brücken sei „nicht nachvollziehbar“.
In Berlin werden aktuell zwei zentrale Brücken der Stadtautobahn A 100 am und in der Nähe des Autobahnkreuzes Funkturm abgerissen. Sie waren akut einsturzgefährdet. Der Neubau kann Jahre dauern. Derweil versinkt die Hauptstadt im Verkehrschaos. Der Knotenpunkt zählt zu den meistbefahrenen Autobahndrehpunkten in Deutschland. Hier rächt sich der jahrzehntelange Sanierungsstau sehr anschaulich.
Die meisten Brücken sind mehr als 40 Jahre alt
Im vergangenen September war die Carola-Brücke in Dresden zusammengebrochen und in die Elbe gestürzt. Auch im Elbsandsteingebirge sind Überführungen so baufällig, daß sie gesperrt wurden. Stattdessen kommen nun Fähren zum Einsatz, um Anwohner und Touristen über den Strom zu bringen.
55 Prozent aller deutschen Brückenbauwerke wurden schon vor 1985 errichtet. „Brücken altern und müssen darüber hinaus erheblich gestiegene Verkehrslasten tragen“, heißt es bei der Autobahn GmbH zur Erklärung.
T&E bemängelt nun, daß Wissings Verkehrsministerium 2022 bei seinem Modernisierungsprogramm für Brücken nicht das gesamte Autobahnnetz in den Blick genommen habe. Dem Sanierungsplan des Ministeriums zufolge sollen in einem Zeitraum von zehn Jahren 4.000 Brücken im Kernnetz stark belasteter Autobahnen saniert werden. Langfristig sollten weitere 4.000 Autobahnbrücken folgen.
Besonders betroffen sind die Stadtstaaten
T&E kommt auf deutlich höhere Zahlen: „Insgesamt müssen 5.905 Brücken, 24 Prozent der Brückenfläche im Bundesfernstraßennetz, ersetzt werden. Weitere 10.240 Brücken sind so stark belastet, daß wahrscheinlich ein Ersatzneubau nötig ist, eventuell kann allerdings auch durch Verstärkung Abhilfe geschaffen werden.“
Besonders betroffen seien demnach Berlin, Hamburg und Bremen. In Nordrhein-Westfalen sei der Anteil der Brücken, die neu gebaut werden müssen, doppelt so hoch wie in Bayern. Die Brücken in den ostdeutschen Flächenländern seien hingegen „zu großen Teilen in den 90er Jahren errichtet und schon damals auf höhere Verkehrslasten ausgelegt“ worden. (fh)
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