Von Andrew Korybko
Die Ära, in der Europa von den USA und liberalen Globalisten als Trittbrettfahrer missbraucht wurde, um geopolitische Ziele gegen Russland durchzusetzen, könnte bald enden – zum Vorteil friedliebender Menschen und Unternehmen auf allen Seiten.
Die deutsche Zeitung Bild berichtete kürzlich unter Berufung auf westliche Sicherheitskreise, dass Donald Trump plane, alle US-Truppen aus Mitteleuropa abzuziehen, um russischen Sicherheitsforderungen aus dem Jahr 2021 entgegenzukommen. Friedrich Merz, Kandidat für das Amt des deutschen Bundeskanzlers, warnte sogar, Deutschland müsse sich darauf vorbereiten, dass Trump möglicherweise Artikel 5 des NATO-Vertrags aufgeben könnte.
Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass Trump einen vollständigen Truppenabzug oder eine Aufkündigung von Artikel 5 plant. Klar ist aber, dass eine Änderung der US-Politik gegenüber der NATO bevorsteht, die mit einem Strategiepapier des Trump-nahen „Center for Renewing America“ übereinstimmt. Dieses Papier mit dem Titel „Pivoting the US Away from Europe to a Dormant NATO“ beschreibt, dass Europa stärker für seine eigene Verteidigung verantwortlich gemacht werden soll, während sich die USA auf die Eindämmung Chinas konzentrieren.
Dies erklärt Trumps Forderung, alle NATO-Mitglieder müssten künftig 5 Prozent ihres BIP für Verteidigung ausgeben, sowie die beginnende neue Entspannung zwischen Russland und den USA. Ein Waffenstillstand oder Friedensabkommen in der Ukraine könnten zudem die Verlegung eines Teils der US-Truppen von Europa nach Asien ermöglichen. Dies wiederum soll Europa dazu bewegen, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen.
Der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bezeichnete Polen jüngst als „vorbildlichen Verbündeten“, weshalb ein US-Truppenabzug aus Polen unwahrscheinlich ist. Tatsächlich könnte Polen sogar der wichtigste amerikanische Partner Europas werden, um seine geopolitische Rolle zwischen Deutschland und Russland auszubauen.
Anders sieht die Lage in den baltischen Staaten aus, deren strategische Bedeutung geringer ist und die möglicherweise versuchen könnten, Konflikte mit Russland zu provozieren. Trump könnte daher erwägen, zumindest einige US-Truppen aus dem Baltikum abzuziehen und klarzustellen, dass Amerika nicht automatisch zur Hilfe eilen wird, sollten diese Länder eigenmächtig Konflikte verursachen.
Die wachsenden politischen Spannungen zwischen Deutschland und den USA könnten zu einer teilweisen Verlegung amerikanischer Truppen von Deutschland nach Polen führen, in extremen Fällen sogar zur Verlegung des Hauptquartiers des US-European Command von Stuttgart nach Polen. Allerdings wäre eine solche Entscheidung mit erheblichem Aufwand verbunden und ist daher momentan eher unwahrscheinlich.
Eine Truppenverlegung von Europa nach Asien würde Russland vermutlich begrüßen, insbesondere wenn Trump deutlich macht, dass Provokationen gegen Russland nicht länger von US-Schutzgarantien gedeckt sind. Die Beibehaltung eines begrenzten Kontingents an US-Truppen in Europa unter klaren Bedingungen bezüglich Artikel 5 könnte somit einen pragmatischen Kompromiss zwischen amerikanischen und russischen Sicherheitsinteressen darstellen.
Ziel wäre es, das Sicherheitsdilema zwischen beiden Ländern zu entschärfen, das durch die NATO-Osterweiterung verschärft wurde, und gleichzeitig den amerikanischen militärischen Einfluss in Europa zu wahren, während die USA ihre Ressourcen vermehrt in Richtung Asien zur Eindämmung Chinas verlagern.
Damit könnte die Ära enden, in der Europa von den USA und globalistischen Eliten instrumentalisiert wurde, um geopolitische Ziele gegen Russland durchzusetzen – zum Vorteil friedlicher Koexistenz und wirtschaftlicher Zusammenarbeit aller Beteiligten.