22. November 2024

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UN nützt Afrika als Digitalisierungs-Labor

 

Unter der Leitung von UN-Agenturen rollen mehr und mehr afrikanische Staaten Projekte aus, die in die digitale Identität der Bürger münden sollen. 

Die Digitalisierung der Menschen ist ein globales Projekt. Wesentliche Player dahinter organisieren sich auch über-national, vor allem auch in der UN. Die Vereinten Nationen bemühen sich sehr, die digitalen ID-Systeme in die Welt zu bringen. Afrika ist dafür ein zentrales Testfeld.

Der aktuelle Newsletter der Netzaktivisten von Reclaim the Net beschreibt einige gegenwärtige Entwicklungen in Afrika. Demnach haben sich „die Vereinten Nationen (aber nicht nur sie) eindeutig dafür entschieden, ihre Bemühungen auf die Einführung digitaler ID-Systeme in einigen Entwicklungsländern der Welt, insbesondere in Afrika, zu konzentrieren.“

Was in Berichten als „umfassende Initiative“ bezeichnet wird, findet derzeit auf dem gesamten Kontinent statt und wird von der UN-Entwicklungsagentur UNDP sowie dem UN-Innovationsnetzwerk und sogar der UNESCO (Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur) vorangetrieben. Dies ist eine der Komponenten des sogenannten Global Digital Compact der UN.

Solche Initiativen werden in diesen Ländern als Möglichkeit verkauft, einen besseren Zugang zu Diensten zu entwickeln und die „digitale Inklusion“ zu verbessern. Kritiker weltweit halten aber dagegen, dass die Pläne große, zentralisierte Überwachungsnetzwerke schaffen. Diese seien anfällig für umfassenden Missbrauch.

Wesentlich fokussiert sind UN-Agenturen aktuell auf Äthopien und Eswatini (ehemals Swasiland). Dort wurden nun „in Zusammenarbeit“ mit den Regierungen Projekte gestartet, die zuvor bereits in Kenia ausgerollt worden sind.

In Äthiopien organisiert die Regierung die Registrierung von Personalausweisen in einem angeblich groß angelegten Vorhaben, das Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen und Bildung umfasst.

In Eswatini führte das UNDP gemeinsam mit der Regierung des Landes eine Bewertung der digitalen Bereitschaft durch. Ziel war es herauszufinden, ob Eswatinis digitale Infrastruktur in verschiedenen Sektoren zum jetzigen Zeitpunkt in der Lage ist, digitale ID-Programme umzusetzen.

Offenbar nicht, denn das Ergebnis der Bewertung ergab, dass mehr Geld in den Aufbau dieser Infrastruktur sowie in die Schulung von Mitarbeitern und die Weiterentwicklung sowohl öffentlicher als auch privater digitaler Dienste fließen muss. Letztere sollen eine immer wichtigere Rolle spielen, wie dies bereits in anderen afrikanischen Ländern der Fall ist.

Der UN-Vertreter in Eswatini wird mit den Worten zitiert, die Ergebnisse des Bewertungsprogramms würden verwendet, um einen Fahrplan zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur und der damit verbundenen Fähigkeiten der Mitarbeiter zu erstellen – der dann zur Einführung digitaler IDs führen würde. Regierungsvertreter aus Eswatini äußerten sich ähnlich und sagten, dass die digitale Transformationsstrategie des Landes von den Ergebnissen der UN-Bewertung profitieren werde und schließlich zu „integrierten digitalen Diensten“ führen werde.

Verschiedene digitale ID-Projekte, die anderswo auf der Welt diskutiert oder getestet werden, sind in der Regel unpopulär, stoßen auf geringe Akzeptanz und ständigen Widerstand von Seiten der Datenschutz- und Sicherheitsbefürworter. In Afrika trifft man vermutlich auf weniger Widerstand.

 

UN nützt Afrika als Digitalisierungs-Labor