Windräder, so die offizielle Version, sind im Kampf gegen den Klimawandel das Nonplusultra. Sie liefern saubere grüne Energie und verhindern so, dass die „Erde brennt“. Probleme mit der Windkraft werden gern verdrängt. Abgesehen vom Landschaftsbild, auch die Auswirkungen auf Insekten und Vögel oder aber die Verwertbarkeit, wenn die Lebensdauer der Anlagen abgelaufen ist. In Tschechien sorgt nun der Windrad-Müll für einen Skandal.
Windrad-Recycling als Gretchenfrage
Auswirkungen auf Vögel und Insekten, häßlich in der Landschaft, Veränderung des Mikroklimas oder die beste Form grüne Energie zu gewinnen. An der Windkraft scheiden sich die Geister. Kritiker der Windenergie betonen auch immer, dass der Rückbau der Anlagen und auch die Verwertung der Bauteile problematisch ist. Dem wird immer entgegengehalten, dass man viel Bestandteile der Windräder und vor allem die Rotorblätter recyceln könne und die Anlagen so eigentlich noch ökologischer seien. Damit, so das Narrativ, seien sie zugleich viel umweltschonender als etwa Kernkraftwerke, wo bekanntlich irgendwann ausgebrannte Brennstäbe anfallen.
Auch das deutsche Bundesumweltamt beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Recycling von Windkraftanlagen und auch der Rotorblätter. „Zurückzugewinnen sind Eisenmetallteile aus Befestigungs- und Verbindungselementen, Nichteisenmetalle aus Blitzableiten, Blattheizungen oder auch Unwuchtgewichten, Strukturelemente aus Balsaholz und synthetischen Schäumen und schließlich carbon- und glasfaserverstärkte Kunststoffe“, so das Bundesumweltamt.
Illegale Deponie in Tschechien?
Dabei merkt es jedoch an: „Nach sorgfältiger Separation gibt es für diverse Bestandteile etablierte metallurgische Verwertungsverfahren. Für aufbereitete Glas- und Carbonfasern ist der Einsatz in der Metallurgie ein anspruchsvolles Ziel, aber nicht ausgeschlossen. Diese Verfahren befinden sich im Forschungsstadium.“ Und genau diese Komponenten machen Probleme.
So berichtet Euractiv Czechia, von einem Fall, dass im nordtschechischen Jirikov (dem früheren Georgswalde) beim ansässigen Unternehmen Piroplastik, welche auf Plastikrecycling spezialisiert ist, LKW-Lieferungen aus Deutschland ankamen, die sich bei genauerem Hinsehen nicht wie deklariert als Plastikabfälle sondern nicht bis kaum recycelbare Glasfasern aus Windturbinenflügeln und Flugzeugteilen entpuppte. Weitere Transporte wurden sofort unterbunden und die tschechischen Behörden beschlagnahmten vor Ort noch fünf LKW, die tschechische Umweltinspektion und die Polizei nahmen Ermittlungen auf.
Augenwischerei im Ökoland
„Der Abfall stammt nachweislich aus Deutschland“, so die Sprecherin des tschechischen Umweltministeriums, Veronika Krejci gegenüber „Euractiv Czechia“. Wie sich zudem herausstellte, stammten die Lieferungen von dem bayerischen Unternehmen ROTH International, welches sich unter anderem auch auf das Recycling von Flugzeugen und Rotorblättern von Windkraftanlagen spezialisiert hat. Zumindest, so weit Recycling möglich ist.
Und da kommt auch ins Spiel, so der tschechische ANO-EU-Abgenordnete Tomas Kubin, dass einige Länder inzwischen die Deponierung von Rotorblättern verboten haben – darunter auch Deutschland. Das würde Betreiber dazu zwingen, nach Alternativen zu suchen – manchmal auf Wegen, die der gesetzlichen Kontrolle entgehen, so Euroachtiv. Das heißt, das Zeug muss weg, Recycling ist aber teuer und nicht gänzlich machbar, also muss man sich für die Reste etwas einfallen lassen.
EU-weites Problem
„Die Tatsache, dass das renommierte Unternehmen ROTH International GmbH, das sich rühmt, Windturbinen zu recyceln, auf den grenzüberschreitenden Transport von Abfällen zurückgreifen muss, sagt viel aus“, so Kubin, der zugleich fordert, dass man sich europaweit diesem Problem annehmen müsse, denn es sei nicht auf Deutschland oder Tschechien beschränkt. Und auch die Bürgermeisterin des betroffenen Ortes Jirikov, Barbora Siskova, berichtet, dass sie von ähnlichen Vorfällen der illegalen Müllverschickung auch aus anderen Gemeinden bereits gehört habe.
Daher sei es nötig, so Kubin, dass sich die EU des Problems annehme. Er jedenfalls hat das Thema bereits im EU-Parlament angesprochen und auch den Vorsitzenden des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments informiert. Ob von Seiten der EU allerdings schnelle Hilfe zu erwarten ist, ist fraglich. Zumal man in Brüssel mit dem Green Deal zu den starken Verfechtern der Windkraft gehört und Probleme sowie Kritik daran bisher meist ignorierte. Erst am Dienstag sang EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in ihrer Rede beim diesjährigen WEF-Gipfel ein erneutes Loblied auf die Energiewende…
https://derstatus.at/politik/was-vom-deutschen-windrad-bleibt-illegale-mull-entsorgung-in-tschechien-3417.html